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Hippel, Theodor Gottlieb von: Lebensläufe nach Aufsteigender Linie. Bd. 2. Berlin, 1779.

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trauens werth sey. Ich vergaß seine Rolle
beym Finkennest, beym Judenjungen, und
als Darius, ich dachte nur dran, daß er
Minchens ihrer, blos ihretwegen, nicht die
Nacht bleiben wolte. -- Dein Plan ist gut,
weil du ihn gemacht hast, sagt' ich ihm, --
du siehst, ich kann nichts überdenken. --
Es kam mir alles übern Halß, Minens
Brief, der Mann mit dem einen Handschu,
und die Geschicht' unseres Bekannten. Wenn
ich ein Bösewicht wäre, sagt' ich zu Benja-
min, wie könnt' ich diese Geschichte wißen,
und Minen untreu seyn? Ich empfahl Ben-
jamin die Laube, welche der Ueberwundene
gepflanzt hatte, die jetzt fürchterlich finster
war. So finster und zehnmal finsterer sey
es um meine Seele, wenn ich Minen ver-
geße! -- Erinnern sie sie, Benjamin, an
die kalte Hand ihrer Mutter! -- Ich liebe
Minen sehr, sehr. --

Da sank ich abgemattet nieder, und er-
hohlte mich erst nach einer Viertelstunde. --

Was ich mich freue, (fieng Benjamin
an, hielte beyde Hände gefalten, und hüpft'
auf seinem Posten immer auf einer Stelle.)

Ich. Warum?
Ben-
H 3

trauens werth ſey. Ich vergaß ſeine Rolle
beym Finkenneſt, beym Judenjungen, und
als Darius, ich dachte nur dran, daß er
Minchens ihrer, blos ihretwegen, nicht die
Nacht bleiben wolte. — Dein Plan iſt gut,
weil du ihn gemacht haſt, ſagt’ ich ihm, —
du ſiehſt, ich kann nichts uͤberdenken. —
Es kam mir alles uͤbern Halß, Minens
Brief, der Mann mit dem einen Handſchu,
und die Geſchicht’ unſeres Bekannten. Wenn
ich ein Boͤſewicht waͤre, ſagt’ ich zu Benja-
min, wie koͤnnt’ ich dieſe Geſchichte wißen,
und Minen untreu ſeyn? Ich empfahl Ben-
jamin die Laube, welche der Ueberwundene
gepflanzt hatte, die jetzt fuͤrchterlich finſter
war. So finſter und zehnmal finſterer ſey
es um meine Seele, wenn ich Minen ver-
geße! — Erinnern ſie ſie, Benjamin, an
die kalte Hand ihrer Mutter! — Ich liebe
Minen ſehr, ſehr. —

Da ſank ich abgemattet nieder, und er-
hohlte mich erſt nach einer Viertelſtunde. —

Was ich mich freue, (fieng Benjamin
an, hielte beyde Haͤnde gefalten, und huͤpft’
auf ſeinem Poſten immer auf einer Stelle.)

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[117/0123] trauens werth ſey. Ich vergaß ſeine Rolle beym Finkenneſt, beym Judenjungen, und als Darius, ich dachte nur dran, daß er Minchens ihrer, blos ihretwegen, nicht die Nacht bleiben wolte. — Dein Plan iſt gut, weil du ihn gemacht haſt, ſagt’ ich ihm, — du ſiehſt, ich kann nichts uͤberdenken. — Es kam mir alles uͤbern Halß, Minens Brief, der Mann mit dem einen Handſchu, und die Geſchicht’ unſeres Bekannten. Wenn ich ein Boͤſewicht waͤre, ſagt’ ich zu Benja- min, wie koͤnnt’ ich dieſe Geſchichte wißen, und Minen untreu ſeyn? Ich empfahl Ben- jamin die Laube, welche der Ueberwundene gepflanzt hatte, die jetzt fuͤrchterlich finſter war. So finſter und zehnmal finſterer ſey es um meine Seele, wenn ich Minen ver- geße! — Erinnern ſie ſie, Benjamin, an die kalte Hand ihrer Mutter! — Ich liebe Minen ſehr, ſehr. — Da ſank ich abgemattet nieder, und er- hohlte mich erſt nach einer Viertelſtunde. — Was ich mich freue, (fieng Benjamin an, hielte beyde Haͤnde gefalten, und huͤpft’ auf ſeinem Poſten immer auf einer Stelle.) Ich. Warum? Ben- H 3

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Zitationshilfe: Hippel, Theodor Gottlieb von: Lebensläufe nach Aufsteigender Linie. Bd. 2. Berlin, 1779, S. 117. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hippel_lebenslaeufe02_1779/123>, abgerufen am 25.11.2024.