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Hippel, Theodor Gottlieb von: Lebensläufe nach Aufsteigender Linie. Bd. 2. Berlin, 1779.

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Benjamin. Weil Mine so glücklich ist.
Ich. Ich bin es mehr, Bruder! weit
mehr! --
Benjamin. Gott gebe, daß Sie's ganz wer-
den mögen!
Ich. So sage du! oder --
Benjamin. Kann ich?
Ich. Warum nicht?
Benjamin. Litteratus und Schneider! Alex-
ander und Darius!
Ich. Beydes Könige, beydes Menschen!
Wenn du keine Schwester Mine hättest,
müßtest du mich du nennen.
Benjamin. Sehr gütig!
Ich. Gerecht, Bruder! Wenn ich tausend-
mal Superintendent wäre! Was wär'
es? Nannten wir uns nicht du als Kin-
der im Stande der Unschuld? Wenn du
nicht einen natürlichen Ekel gegen das
liebe Latein gehabt hättest, du würdest
wißen, daß man in Latein alle Welt du
nennet. Dutzen wir nicht Gott den
Herrn, ohn' ihm mit diesem Wort zu
nahe zu kommen? Und was unter uns
für
Benjamin. Weil Mine ſo gluͤcklich iſt.
Ich. Ich bin es mehr, Bruder! weit
mehr! —
Benjamin. Gott gebe, daß Sie’s ganz wer-
den moͤgen!
Ich. So ſage du! oder —
Benjamin. Kann ich?
Ich. Warum nicht?
Benjamin. Litteratus und Schneider! Alex-
ander und Darius!
Ich. Beydes Koͤnige, beydes Menſchen!
Wenn du keine Schweſter Mine haͤtteſt,
muͤßteſt du mich du nennen.
Benjamin. Sehr guͤtig!
Ich. Gerecht, Bruder! Wenn ich tauſend-
mal Superintendent waͤre! Was waͤr’
es? Nannten wir uns nicht du als Kin-
der im Stande der Unſchuld? Wenn du
nicht einen natuͤrlichen Ekel gegen das
liebe Latein gehabt haͤtteſt, du wuͤrdeſt
wißen, daß man in Latein alle Welt du
nennet. Dutzen wir nicht Gott den
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[118/0124] Benjamin. Weil Mine ſo gluͤcklich iſt. Ich. Ich bin es mehr, Bruder! weit mehr! — Benjamin. Gott gebe, daß Sie’s ganz wer- den moͤgen! Ich. So ſage du! oder — Benjamin. Kann ich? Ich. Warum nicht? Benjamin. Litteratus und Schneider! Alex- ander und Darius! Ich. Beydes Koͤnige, beydes Menſchen! Wenn du keine Schweſter Mine haͤtteſt, muͤßteſt du mich du nennen. Benjamin. Sehr guͤtig! Ich. Gerecht, Bruder! Wenn ich tauſend- mal Superintendent waͤre! Was waͤr’ es? Nannten wir uns nicht du als Kin- der im Stande der Unſchuld? Wenn du nicht einen natuͤrlichen Ekel gegen das liebe Latein gehabt haͤtteſt, du wuͤrdeſt wißen, daß man in Latein alle Welt du nennet. Dutzen wir nicht Gott den Herrn, ohn’ ihm mit dieſem Wort zu nahe zu kommen? Und was unter uns fuͤr

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Zitationshilfe: Hippel, Theodor Gottlieb von: Lebensläufe nach Aufsteigender Linie. Bd. 2. Berlin, 1779, S. 118. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hippel_lebenslaeufe02_1779/124>, abgerufen am 25.11.2024.