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Hippel, Theodor Gottlieb von: Lebensläufe nach Aufsteigender Linie. Bd. 2. Berlin, 1779.

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auch versichert' er mich hoch und theuer, daß
er unmöglich von hinnen ziehen können, oh-
ne der Frau Pastorin, der Mutter seines
zweyten Herrn, aufzuwarten. -- Es kam
mir vor, daß Gottfried sehr geweint hatte,
und wie konnte dies fehlen, da er von den
Ermahnungen einer Pastorin kam? Eine
schriftlich' Instruktion schien er so wenig, als
der Conversus zu haben, allein man sah dem
ehrlichen Gottfrieden einen geheimen Auftrag
an. Ich war inzwischen viel zu sehr ein
Sohn meines Vaters, um desfals mit
Gottfrieden eine Untersuchung anzustellen. --
Mein Reisegefehrt' und ich gingen zu Bett,
als wenn wir wirklich schon unsern Stab in
ein fremdes Land gesetzet hätten. Wie ge-
fälts dir hier? fieng er an. Wie in Cur-
land, erwiedert' ich, es ist überall Gottes Erd-
boden.

Schon mehr als ein und zweymal ist auf
den vorigen Blättern an Königberg gedacht,
auch hab ich bemerkt, wie dieses der Ort un-
serer Bestimmung war, welches beyde Vä-
ter abvotirt hatten: indeßen war es nur ein
Interlocut, die Definitivsentenz solte nach-
folgen, -- wenn wir unsern Vätern von
unserm academischen Leben zu Königsberg in

Preus-

auch verſichert’ er mich hoch und theuer, daß
er unmoͤglich von hinnen ziehen koͤnnen, oh-
ne der Frau Paſtorin, der Mutter ſeines
zweyten Herrn, aufzuwarten. — Es kam
mir vor, daß Gottfried ſehr geweint hatte,
und wie konnte dies fehlen, da er von den
Ermahnungen einer Paſtorin kam? Eine
ſchriftlich’ Inſtruktion ſchien er ſo wenig, als
der Converſus zu haben, allein man ſah dem
ehrlichen Gottfrieden einen geheimen Auftrag
an. Ich war inzwiſchen viel zu ſehr ein
Sohn meines Vaters, um desfals mit
Gottfrieden eine Unterſuchung anzuſtellen. —
Mein Reiſegefehrt’ und ich gingen zu Bett,
als wenn wir wirklich ſchon unſern Stab in
ein fremdes Land geſetzet haͤtten. Wie ge-
faͤlts dir hier? fieng er an. Wie in Cur-
land, erwiedert’ ich, es iſt uͤberall Gottes Erd-
boden.

Schon mehr als ein und zweymal iſt auf
den vorigen Blaͤttern an Koͤnigberg gedacht,
auch hab ich bemerkt, wie dieſes der Ort un-
ſerer Beſtimmung war, welches beyde Vaͤ-
ter abvotirt hatten: indeßen war es nur ein
Interlocut, die Definitivſentenz ſolte nach-
folgen, — wenn wir unſern Vaͤtern von
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[128/0134] auch verſichert’ er mich hoch und theuer, daß er unmoͤglich von hinnen ziehen koͤnnen, oh- ne der Frau Paſtorin, der Mutter ſeines zweyten Herrn, aufzuwarten. — Es kam mir vor, daß Gottfried ſehr geweint hatte, und wie konnte dies fehlen, da er von den Ermahnungen einer Paſtorin kam? Eine ſchriftlich’ Inſtruktion ſchien er ſo wenig, als der Converſus zu haben, allein man ſah dem ehrlichen Gottfrieden einen geheimen Auftrag an. Ich war inzwiſchen viel zu ſehr ein Sohn meines Vaters, um desfals mit Gottfrieden eine Unterſuchung anzuſtellen. — Mein Reiſegefehrt’ und ich gingen zu Bett, als wenn wir wirklich ſchon unſern Stab in ein fremdes Land geſetzet haͤtten. Wie ge- faͤlts dir hier? fieng er an. Wie in Cur- land, erwiedert’ ich, es iſt uͤberall Gottes Erd- boden. Schon mehr als ein und zweymal iſt auf den vorigen Blaͤttern an Koͤnigberg gedacht, auch hab ich bemerkt, wie dieſes der Ort un- ſerer Beſtimmung war, welches beyde Vaͤ- ter abvotirt hatten: indeßen war es nur ein Interlocut, die Definitivſentenz ſolte nach- folgen, — wenn wir unſern Vaͤtern von unſerm academiſchen Leben zu Koͤnigsberg in Preuſ-

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Zitationshilfe: Hippel, Theodor Gottlieb von: Lebensläufe nach Aufsteigender Linie. Bd. 2. Berlin, 1779, S. 128. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hippel_lebenslaeufe02_1779/134>, abgerufen am 26.11.2024.