hielten so genau Takt, als ihn Herr Herr- mann, wenn er ein Positiv schlug, oder meine Mutter, wenn sie ihrem Hause eine neue Melodie beibringen wollte, nur halten konnten. Aus dieser Lage zu urtheilen, wä- ren die Herren v. X. Y. Z. so leicht nicht aus dem Schlaf zu bringen gewesen: es hätte denn an den Herzog Jocobus gedacht wer- den müssen, der den Uniten, welche sich mit der Katholischen Religion vereiniget, als ver- triebenen Exulanten rußischer Nation, die freie Religionsübung zugestanden -- oder an den Titel Wohlgebohren, welcher der Rit- terschaft im Jahr unsers Herrn, ein tau- send sechshundert und vier und achtzig bewil- liget wurde, obgleich sie durch aus und durch all Hochwohlgebohren heißen wollten -- oder an den Rangstreit mit der Geistlichkeit, worüber bitter gestritten worden -- oder an den Oberkammerherrn v. -- und dessen männliche Descendenten -- oder an die Ka- tholische Religion in Curland. --
Dergleichen Staatsanstöße würden viel- leicht (gewiß weiß ichs nicht) die Herren v. X. Y. Z. ermuntert und von drittehalb Stühlen auf einen, oder gar auf die Beine gebracht haben.
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hielten ſo genau Takt, als ihn Herr Herr- mann, wenn er ein Poſitiv ſchlug, oder meine Mutter, wenn ſie ihrem Hauſe eine neue Melodie beibringen wollte, nur halten konnten. Aus dieſer Lage zu urtheilen, waͤ- ren die Herren v. X. Y. Z. ſo leicht nicht aus dem Schlaf zu bringen geweſen: es haͤtte denn an den Herzog Jocobus gedacht wer- den muͤſſen, der den Uniten, welche ſich mit der Katholiſchen Religion vereiniget, als ver- triebenen Exulanten rußiſcher Nation, die freie Religionsuͤbung zugeſtanden — oder an den Titel Wohlgebohren, welcher der Rit- terſchaft im Jahr unſers Herrn, ein tau- ſend ſechshundert und vier und achtzig bewil- liget wurde, obgleich ſie durch aus und durch all Hochwohlgebohren heißen wollten — oder an den Rangſtreit mit der Geiſtlichkeit, woruͤber bitter geſtritten worden — oder an den Oberkammerherrn v. — und deſſen maͤnnliche Deſcendenten — oder an die Ka- tholiſche Religion in Curland. —
Dergleichen Staatsanſtoͤße wuͤrden viel- leicht (gewiß weiß ichs nicht) die Herren v. X. Y. Z. ermuntert und von drittehalb Stuͤhlen auf einen, oder gar auf die Beine gebracht haben.
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hielten ſo genau Takt, als ihn Herr Herr-
mann, wenn er ein Poſitiv ſchlug, oder
meine Mutter, wenn ſie ihrem Hauſe eine
neue Melodie beibringen wollte, nur halten
konnten. Aus dieſer Lage zu urtheilen, waͤ-
ren die Herren v. X. Y. Z. ſo leicht nicht aus
dem Schlaf zu bringen geweſen: es haͤtte
denn an den Herzog Jocobus gedacht wer-
den muͤſſen, der den Uniten, welche ſich mit
der Katholiſchen Religion vereiniget, als ver-
triebenen Exulanten rußiſcher Nation, die
freie Religionsuͤbung zugeſtanden — oder an
den Titel Wohlgebohren, welcher der Rit-
terſchaft im Jahr unſers Herrn, ein tau-
ſend ſechshundert und vier und achtzig bewil-
liget wurde, obgleich ſie durch aus und durch
all Hochwohlgebohren heißen wollten —
oder an den Rangſtreit mit der Geiſtlichkeit,
woruͤber bitter geſtritten worden — oder an
den Oberkammerherrn v. — und deſſen
maͤnnliche Deſcendenten — oder an die Ka-
tholiſche Religion in Curland. —
Dergleichen Staatsanſtoͤße wuͤrden viel-
leicht (gewiß weiß ichs nicht) die Herren
v. X. Y. Z. ermuntert und von drittehalb
Stuͤhlen auf einen, oder gar auf die Beine
gebracht haben.
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Hippel, Theodor Gottlieb von: Lebensläufe nach Aufsteigender Linie. Bd. 2. Berlin, 1779, S. 11. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hippel_lebenslaeufe02_1779/17>, abgerufen am 23.11.2024.
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