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Hippel, Theodor Gottlieb von: Lebensläufe nach Aufsteigender Linie. Bd. 2. Berlin, 1779.

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nicht wie ich darauf fiel, zu fragen, warum
sie denn nicht Soldaten wären? Ich hätte
doch gehört, daß alles was einen stattlichen
Schritt in Preußen hätte, gerad ausseh' und
sich wohlbefände, Soldat wäre, dahero auch
zärtliche Mütter Gott auf Knien danken sol-
ten, sobald sie aus dem Wochenbett' auf die
Füße kämen, wenn er sie einen Krüppel auf
die Welt zu bringen gewürdiget, weil dieser
allein das Recht hätte, eine Stütze der Fa-
milie zu werden. -- Herr! sagten die Preus-
sen, wer ihnen das gesagt hat, ist ein H -- t.
Beym höchstseeligen Herrn giengs zuweilen in
diesem Stück bunt über Eck -- und da konnte
man manches nicht spitz kriegen. Gott laß
ihn höchstseelig ruhen! Unser jetzige Herr, sie
zogen ihre abgekrempften Hüt' ab, braucht
Fuhrleut' und Generals, und es thut in
Preußen nichts, ob man einen Orden, oder
eine Peitsch' umgehangen hat. (Sie hatten
die Peitschen würklich auf Ordensart.) Ich
laße keinem Menschen die Mittelsteine, wenn
ich nicht will. Ein General und ein Corpo-
ral geht mich mit keiner Ader an! -- Ich für
mich, sie für sich. -- Wer dem Herrn die
Abgaben giebt, ist ihm angenehm, so wie
dem lieben Gott, wer recht thut, und wenn

die

nicht wie ich darauf fiel, zu fragen, warum
ſie denn nicht Soldaten waͤren? Ich haͤtte
doch gehoͤrt, daß alles was einen ſtattlichen
Schritt in Preußen haͤtte, gerad ausſeh’ und
ſich wohlbefaͤnde, Soldat waͤre, dahero auch
zaͤrtliche Muͤtter Gott auf Knien danken ſol-
ten, ſobald ſie aus dem Wochenbett’ auf die
Fuͤße kaͤmen, wenn er ſie einen Kruͤppel auf
die Welt zu bringen gewuͤrdiget, weil dieſer
allein das Recht haͤtte, eine Stuͤtze der Fa-
milie zu werden. — Herr! ſagten die Preuſ-
ſen, wer ihnen das geſagt hat, iſt ein H — t.
Beym hoͤchſtſeeligen Herrn giengs zuweilen in
dieſem Stuͤck bunt uͤber Eck — und da konnte
man manches nicht ſpitz kriegen. Gott laß
ihn hoͤchſtſeelig ruhen! Unſer jetzige Herr, ſie
zogen ihre abgekrempften Huͤt’ ab, braucht
Fuhrleut’ und Generals, und es thut in
Preußen nichts, ob man einen Orden, oder
eine Peitſch’ umgehangen hat. (Sie hatten
die Peitſchen wuͤrklich auf Ordensart.) Ich
laße keinem Menſchen die Mittelſteine, wenn
ich nicht will. Ein General und ein Corpo-
ral geht mich mit keiner Ader an! — Ich fuͤr
mich, ſie fuͤr ſich. — Wer dem Herrn die
Abgaben giebt, iſt ihm angenehm, ſo wie
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[174/0182] nicht wie ich darauf fiel, zu fragen, warum ſie denn nicht Soldaten waͤren? Ich haͤtte doch gehoͤrt, daß alles was einen ſtattlichen Schritt in Preußen haͤtte, gerad ausſeh’ und ſich wohlbefaͤnde, Soldat waͤre, dahero auch zaͤrtliche Muͤtter Gott auf Knien danken ſol- ten, ſobald ſie aus dem Wochenbett’ auf die Fuͤße kaͤmen, wenn er ſie einen Kruͤppel auf die Welt zu bringen gewuͤrdiget, weil dieſer allein das Recht haͤtte, eine Stuͤtze der Fa- milie zu werden. — Herr! ſagten die Preuſ- ſen, wer ihnen das geſagt hat, iſt ein H — t. Beym hoͤchſtſeeligen Herrn giengs zuweilen in dieſem Stuͤck bunt uͤber Eck — und da konnte man manches nicht ſpitz kriegen. Gott laß ihn hoͤchſtſeelig ruhen! Unſer jetzige Herr, ſie zogen ihre abgekrempften Huͤt’ ab, braucht Fuhrleut’ und Generals, und es thut in Preußen nichts, ob man einen Orden, oder eine Peitſch’ umgehangen hat. (Sie hatten die Peitſchen wuͤrklich auf Ordensart.) Ich laße keinem Menſchen die Mittelſteine, wenn ich nicht will. Ein General und ein Corpo- ral geht mich mit keiner Ader an! — Ich fuͤr mich, ſie fuͤr ſich. — Wer dem Herrn die Abgaben giebt, iſt ihm angenehm, ſo wie dem lieben Gott, wer recht thut, und wenn die

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Zitationshilfe: Hippel, Theodor Gottlieb von: Lebensläufe nach Aufsteigender Linie. Bd. 2. Berlin, 1779, S. 174. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hippel_lebenslaeufe02_1779/182>, abgerufen am 25.11.2024.