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Hippel, Theodor Gottlieb von: Lebensläufe nach Aufsteigender Linie. Bd. 2. Berlin, 1779.

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die Soldaten zur Revue sind, verstehn Sie
mich, (der Alte sprach,) junger Herr Cur-
länder, so bin ich während der Zeit Major
von der Cavallerie, und dieser mein Schwe-
stersohn ist Junker, und ich versichre dem
Herrn, daß wir unsern Säbel führen, er
machte Luftstreich' und der Junker gleichfalls,
wie einer --

Es fiel mir eben, da die preußische Grenz'
anfieng, eine große hohe Eich' ins Auge,
die sich nicht um das, was unter ihr war,
bekümmerte. Sie hatte sogar gegen unten
keine Schattenäste für ihr' Unterthanen. --
Stolz wuchs sie gen Himmel, und selbst ich
hatte Müh' ihren Gipfel zu erreichen. --
Sieh da einen Monarchen, sagt ich zum jun-
gen Herrn v. G., und er verstand die Eich'
und mich auf ein Haar. --

Ich wünschte, daß mein Vater diese
königsche Fuhrleute gesehen hätte; -- denn
ich selbst war so begeistert, daß ich gern
Luftstreiche mit diesen tapfern Preußen um
die Wette gewagt hätte, wenn mir nicht
mein Reisegefehrt heimlich auf den Fuß ge-
treten, und eben so heimlich die rechte Hand
gedrückt hätte, als wolt' er treten und drü-

cken.

die Soldaten zur Revue ſind, verſtehn Sie
mich, (der Alte ſprach,) junger Herr Cur-
laͤnder, ſo bin ich waͤhrend der Zeit Major
von der Cavallerie, und dieſer mein Schwe-
ſterſohn iſt Junker, und ich verſichre dem
Herrn, daß wir unſern Saͤbel fuͤhren, er
machte Luftſtreich’ und der Junker gleichfalls,
wie einer —

Es fiel mir eben, da die preußiſche Grenz’
anfieng, eine große hohe Eich’ ins Auge,
die ſich nicht um das, was unter ihr war,
bekuͤmmerte. Sie hatte ſogar gegen unten
keine Schattenaͤſte fuͤr ihr’ Unterthanen. —
Stolz wuchs ſie gen Himmel, und ſelbſt ich
hatte Muͤh’ ihren Gipfel zu erreichen. —
Sieh da einen Monarchen, ſagt ich zum jun-
gen Herrn v. G., und er verſtand die Eich’
und mich auf ein Haar. —

Ich wuͤnſchte, daß mein Vater dieſe
koͤnigſche Fuhrleute geſehen haͤtte; — denn
ich ſelbſt war ſo begeiſtert, daß ich gern
Luftſtreiche mit dieſen tapfern Preußen um
die Wette gewagt haͤtte, wenn mir nicht
mein Reiſegefehrt heimlich auf den Fuß ge-
treten, und eben ſo heimlich die rechte Hand
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[175/0183] die Soldaten zur Revue ſind, verſtehn Sie mich, (der Alte ſprach,) junger Herr Cur- laͤnder, ſo bin ich waͤhrend der Zeit Major von der Cavallerie, und dieſer mein Schwe- ſterſohn iſt Junker, und ich verſichre dem Herrn, daß wir unſern Saͤbel fuͤhren, er machte Luftſtreich’ und der Junker gleichfalls, wie einer — Es fiel mir eben, da die preußiſche Grenz’ anfieng, eine große hohe Eich’ ins Auge, die ſich nicht um das, was unter ihr war, bekuͤmmerte. Sie hatte ſogar gegen unten keine Schattenaͤſte fuͤr ihr’ Unterthanen. — Stolz wuchs ſie gen Himmel, und ſelbſt ich hatte Muͤh’ ihren Gipfel zu erreichen. — Sieh da einen Monarchen, ſagt ich zum jun- gen Herrn v. G., und er verſtand die Eich’ und mich auf ein Haar. — Ich wuͤnſchte, daß mein Vater dieſe koͤnigſche Fuhrleute geſehen haͤtte; — denn ich ſelbſt war ſo begeiſtert, daß ich gern Luftſtreiche mit dieſen tapfern Preußen um die Wette gewagt haͤtte, wenn mir nicht mein Reiſegefehrt heimlich auf den Fuß ge- treten, und eben ſo heimlich die rechte Hand gedruͤckt haͤtte, als wolt’ er treten und druͤ- cken.

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Zitationshilfe: Hippel, Theodor Gottlieb von: Lebensläufe nach Aufsteigender Linie. Bd. 2. Berlin, 1779, S. 175. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hippel_lebenslaeufe02_1779/183>, abgerufen am 25.11.2024.