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Hippel, Theodor Gottlieb von: Lebensläufe nach Aufsteigender Linie. Bd. 2. Berlin, 1779.

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kommen, überlaut der Püffel! (doch was
versteht ein Bauer von Safran!) gesagt ha-
ben soll:

Wie sich doch so ein alt und wohlbetag-
ter Herr noch zum Narren macht! --

Nach der Zeit geht der Magnificus ohne
spannlanges Mäntelchen in die Kirche. --

Die Kneiphofsche Kirche ist der Dom,
und auch die akademische Kirche. Die zur
Akademie gehörigen Gebäude sind in einer so
vertrauten Nachbarschaft mit dieser Kirche,
daß alles wie Eins aussieht. -- Dies ist
eine Erklärung zur Fuhrmanns Erzählung.

Wir stiegen bey dem Major ab, der uns
zwey Zimmer mit der Versicherung aufräumte,
daß wir sie so lange gebrauchen könnten, bis
wir ein gutes Quartier bekommen würden.
Er für sein Theil schlüg' uns die Magistergasse
im Kneiphofe vor, wo die meisten Studen-
ten logiren -- und der Name selbst schien ihm
sehr angemessen. Es währete nicht drey Stun-
den, so waren drey Landsleute bey uns, wel-
che die Sorg' über sich nahmen, uns ein
Quartier zum Küßen, wie sie's nannten,
anzuangeln. Dies Wort war damals, so
wie das Wort Fidel, Universitätsparole.

Diese

kommen, uͤberlaut der Puͤffel! (doch was
verſteht ein Bauer von Safran!) geſagt ha-
ben ſoll:

Wie ſich doch ſo ein alt und wohlbetag-
ter Herr noch zum Narren macht! —

Nach der Zeit geht der Magnificus ohne
ſpannlanges Maͤntelchen in die Kirche. —

Die Kneiphofſche Kirche iſt der Dom,
und auch die akademiſche Kirche. Die zur
Akademie gehoͤrigen Gebaͤude ſind in einer ſo
vertrauten Nachbarſchaft mit dieſer Kirche,
daß alles wie Eins ausſieht. — Dies iſt
eine Erklaͤrung zur Fuhrmanns Erzaͤhlung.

Wir ſtiegen bey dem Major ab, der uns
zwey Zimmer mit der Verſicherung aufraͤumte,
daß wir ſie ſo lange gebrauchen koͤnnten, bis
wir ein gutes Quartier bekommen wuͤrden.
Er fuͤr ſein Theil ſchluͤg’ uns die Magiſtergaſſe
im Kneiphofe vor, wo die meiſten Studen-
ten logiren — und der Name ſelbſt ſchien ihm
ſehr angemeſſen. Es waͤhrete nicht drey Stun-
den, ſo waren drey Landsleute bey uns, wel-
che die Sorg’ uͤber ſich nahmen, uns ein
Quartier zum Kuͤßen, wie ſie’s nannten,
anzuangeln. Dies Wort war damals, ſo
wie das Wort Fidel, Univerſitaͤtsparole.

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[10[210]/0218] kommen, uͤberlaut der Puͤffel! (doch was verſteht ein Bauer von Safran!) geſagt ha- ben ſoll: Wie ſich doch ſo ein alt und wohlbetag- ter Herr noch zum Narren macht! — Nach der Zeit geht der Magnificus ohne ſpannlanges Maͤntelchen in die Kirche. — Die Kneiphofſche Kirche iſt der Dom, und auch die akademiſche Kirche. Die zur Akademie gehoͤrigen Gebaͤude ſind in einer ſo vertrauten Nachbarſchaft mit dieſer Kirche, daß alles wie Eins ausſieht. — Dies iſt eine Erklaͤrung zur Fuhrmanns Erzaͤhlung. Wir ſtiegen bey dem Major ab, der uns zwey Zimmer mit der Verſicherung aufraͤumte, daß wir ſie ſo lange gebrauchen koͤnnten, bis wir ein gutes Quartier bekommen wuͤrden. Er fuͤr ſein Theil ſchluͤg’ uns die Magiſtergaſſe im Kneiphofe vor, wo die meiſten Studen- ten logiren — und der Name ſelbſt ſchien ihm ſehr angemeſſen. Es waͤhrete nicht drey Stun- den, ſo waren drey Landsleute bey uns, wel- che die Sorg’ uͤber ſich nahmen, uns ein Quartier zum Kuͤßen, wie ſie’s nannten, anzuangeln. Dies Wort war damals, ſo wie das Wort Fidel, Univerſitaͤtsparole. Dieſe

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Zitationshilfe: Hippel, Theodor Gottlieb von: Lebensläufe nach Aufsteigender Linie. Bd. 2. Berlin, 1779, S. 10[210]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hippel_lebenslaeufe02_1779/218>, abgerufen am 23.11.2024.