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Hippel, Theodor Gottlieb von: Lebensläufe nach Aufsteigender Linie. Bd. 2. Berlin, 1779.

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Officier, einen königlichen Rath, seinen Col-
legen, einen Prediger, und einen Profeßor;
allein alle waren große Lehrer in ihrer Art für
mich. -- Da war er zuweilen ausgelas-
sen. -- Er warf Münzen aus, und ich muß
aufrichtig bekennen, daß wenn ich je in meinem
Leben mit Leib und Seel zugleich gegeßen und
getrunken; so war es hier: ich wundre mich
noch jetzt, daß es mir so gut bekam. Wenn
er es nicht länger aussetzen konnte, gab er eine
große Mahlzeit. Da that er wenig mehr, als
vorlegen, und hiezu braucht' er auch als dann
den Officier, den königlichen Rath, den Predi-
ger, den Profeßor, und mich. -- -- -- --

Ich habe schon bemerket, daß ich das
votum decisiuum bey der Landsmannschaft
hatte, und so lang' ich den Präsidentenstuhl
bekleidete, ist kein Stein von einer curschen
Hand gehoben, um ehrlichen Leuten die Fen-
ster zu verwüsten. -- Mit der Zeit wär'
ich weiter bis zum Kopf meiner Landsleute
gekommen. Vors erste hatt' ich Ursach,
mir Glück zu wünschen, daß ich über ihre
Hände disponiren konnte. --

Wenn ein Landsmann kam, oder gieng,
ward ein Mahl gegeben, wozu ich zwar

meine

Officier, einen koͤniglichen Rath, ſeinen Col-
legen, einen Prediger, und einen Profeßor;
allein alle waren große Lehrer in ihrer Art fuͤr
mich. — Da war er zuweilen ausgelaſ-
ſen. — Er warf Muͤnzen aus, und ich muß
aufrichtig bekennen, daß wenn ich je in meinem
Leben mit Leib und Seel zugleich gegeßen und
getrunken; ſo war es hier: ich wundre mich
noch jetzt, daß es mir ſo gut bekam. Wenn
er es nicht laͤnger ausſetzen konnte, gab er eine
große Mahlzeit. Da that er wenig mehr, als
vorlegen, und hiezu braucht’ er auch als dann
den Officier, den koͤniglichen Rath, den Predi-
ger, den Profeßor, und mich. — — — —

Ich habe ſchon bemerket, daß ich das
votum deciſiuum bey der Landsmannſchaft
hatte, und ſo lang’ ich den Praͤſidentenſtuhl
bekleidete, iſt kein Stein von einer curſchen
Hand gehoben, um ehrlichen Leuten die Fen-
ſter zu verwuͤſten. — Mit der Zeit waͤr’
ich weiter bis zum Kopf meiner Landsleute
gekommen. Vors erſte hatt’ ich Urſach,
mir Gluͤck zu wuͤnſchen, daß ich uͤber ihre
Haͤnde disponiren konnte. —

Wenn ein Landsmann kam, oder gieng,
ward ein Mahl gegeben, wozu ich zwar

meine
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[272/0280] Officier, einen koͤniglichen Rath, ſeinen Col- legen, einen Prediger, und einen Profeßor; allein alle waren große Lehrer in ihrer Art fuͤr mich. — Da war er zuweilen ausgelaſ- ſen. — Er warf Muͤnzen aus, und ich muß aufrichtig bekennen, daß wenn ich je in meinem Leben mit Leib und Seel zugleich gegeßen und getrunken; ſo war es hier: ich wundre mich noch jetzt, daß es mir ſo gut bekam. Wenn er es nicht laͤnger ausſetzen konnte, gab er eine große Mahlzeit. Da that er wenig mehr, als vorlegen, und hiezu braucht’ er auch als dann den Officier, den koͤniglichen Rath, den Predi- ger, den Profeßor, und mich. — — — — Ich habe ſchon bemerket, daß ich das votum deciſiuum bey der Landsmannſchaft hatte, und ſo lang’ ich den Praͤſidentenſtuhl bekleidete, iſt kein Stein von einer curſchen Hand gehoben, um ehrlichen Leuten die Fen- ſter zu verwuͤſten. — Mit der Zeit waͤr’ ich weiter bis zum Kopf meiner Landsleute gekommen. Vors erſte hatt’ ich Urſach, mir Gluͤck zu wuͤnſchen, daß ich uͤber ihre Haͤnde disponiren konnte. — Wenn ein Landsmann kam, oder gieng, ward ein Mahl gegeben, wozu ich zwar meine

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Zitationshilfe: Hippel, Theodor Gottlieb von: Lebensläufe nach Aufsteigender Linie. Bd. 2. Berlin, 1779, S. 272. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hippel_lebenslaeufe02_1779/280>, abgerufen am 22.11.2024.