O Mine, warum warst aber du mit ihm beschweret. Warum? du Dulderin, du Märtyrinn! du Heilige! mit diesem Peini- ger, mit diesem Tyrannen, mit diesem Un- heiligen -- mit diesem --
Ich will abbrechen, bis ich beßer gefaßt bin, sonst würd' ich dein heiliges Gebot über- treten, du heiliger Engel, und ihm doch -- fluchen. --
Auf heute, morgen und übermorgen, nehm ich von meinen Lesern Abschied. -- Ich will mir ordentlich Zeit nehmen, mich zu fas- sen -- und wenn ich es in dreyen Tagen nicht bin, noch einen und noch einen -- zu- geben, und bis acht Tage zu dieser Faßung aussetzen! In dieser stillen Woche soll meine Seele gen Himmel sich aufrichten, und mit meiner Mutter will ich beten:
Herr, wie du wilst, so schicks mit mir, im Leben und im Sterben. -- --
Rede, Herr! dein Knecht höret. -- Thue mit mir, wie's dir wohlgefält. In deine Hände befehl ich meinen Geist. --
An einem schwarz bezogenen Tage, da es Vormittag donnerte. --
Ich habe meine Leser nur drey Tag' al- lein gelaßen. -- Jemehr ich mir Zeit nehme,
mich
O Mine, warum warſt aber du mit ihm beſchweret. Warum? du Dulderin, du Maͤrtyrinn! du Heilige! mit dieſem Peini- ger, mit dieſem Tyrannen, mit dieſem Un- heiligen — mit dieſem —
Ich will abbrechen, bis ich beßer gefaßt bin, ſonſt wuͤrd’ ich dein heiliges Gebot uͤber- treten, du heiliger Engel, und ihm doch — fluchen. —
Auf heute, morgen und uͤbermorgen, nehm ich von meinen Leſern Abſchied. — Ich will mir ordentlich Zeit nehmen, mich zu faſ- ſen — und wenn ich es in dreyen Tagen nicht bin, noch einen und noch einen — zu- geben, und bis acht Tage zu dieſer Faßung ausſetzen! In dieſer ſtillen Woche ſoll meine Seele gen Himmel ſich aufrichten, und mit meiner Mutter will ich beten:
Herr, wie du wilſt, ſo ſchicks mit mir, im Leben und im Sterben. — —
Rede, Herr! dein Knecht hoͤret. — Thue mit mir, wie’s dir wohlgefaͤlt. In deine Haͤnde befehl ich meinen Geiſt. —
An einem ſchwarz bezogenen Tage, da es Vormittag donnerte. —
Ich habe meine Leſer nur drey Tag’ al- lein gelaßen. — Jemehr ich mir Zeit nehme,
mich
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O Mine, warum warſt aber du mit ihm
beſchweret. Warum? du Dulderin, du
Maͤrtyrinn! du Heilige! mit dieſem Peini-
ger, mit dieſem Tyrannen, mit dieſem Un-
heiligen — mit dieſem —
Ich will abbrechen, bis ich beßer gefaßt
bin, ſonſt wuͤrd’ ich dein heiliges Gebot uͤber-
treten, du heiliger Engel, und ihm doch —
fluchen. —
Auf heute, morgen und uͤbermorgen,
nehm ich von meinen Leſern Abſchied. — Ich
will mir ordentlich Zeit nehmen, mich zu faſ-
ſen — und wenn ich es in dreyen Tagen
nicht bin, noch einen und noch einen — zu-
geben, und bis acht Tage zu dieſer Faßung
ausſetzen! In dieſer ſtillen Woche ſoll meine
Seele gen Himmel ſich aufrichten, und mit
meiner Mutter will ich beten:
Herr, wie du wilſt, ſo ſchicks mit mir,
im Leben und im Sterben. — —
Rede, Herr! dein Knecht hoͤret. — Thue
mit mir, wie’s dir wohlgefaͤlt. In deine
Haͤnde befehl ich meinen Geiſt. —
An einem ſchwarz bezogenen Tage, da
es Vormittag donnerte. —
Ich habe meine Leſer nur drey Tag’ al-
lein gelaßen. — Jemehr ich mir Zeit nehme,
mich
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Hippel, Theodor Gottlieb von: Lebensläufe nach Aufsteigender Linie. Bd. 2. Berlin, 1779, S. 276. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hippel_lebenslaeufe02_1779/284>, abgerufen am 22.11.2024.
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