Manschetten; allein er legte sie, wie die Pastores den Kragen, in die große Bibel, um die Manschetten in Züchten und Ehren zu erhalten. Diesmal nahm er ein ganz neues Paar; allein dem unerachtet mußte Mine sie ihm noch aufbiegeln, und, da sie's ihm nicht zu Dank machte, vollendet' er die- ses Werk selbst. So lang, wie des Him- melsbürgers, waren die Manschetten des Herrmanns nicht: allein Herrmann war auch in Wahrheit nicht werth, meines Va- ters Landsmann, in dem allerentferntesten Sinne, zu seyn.
Mine hatte Tannenreiser und Kalmus in die Zimmer gestreut, und mit Wacholder ge- räuchert, da Herrmann eben mit den Augen seinen Gästen entgegen gelaufen war. -- Dies mußt' alles, bis auf das lezte Wölk- chen Rauch, das sich im Zimmer herum zog -- heraus; so bald Herrmann wieder kam, weil es, wie er sagt', in großen Häusern nicht mehr Sitte sey, Tannen, Kalmus und Wacholderrauch zu riechen. Man spritzet, fuhr er fort, die Zimmer mit wohlriechen- dem Wasser aus, um den Staub eben hie- durch niederzuschlagen. Die Nase des alten Herrn fand, nachdem schon alles aus dem
Zim-
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Manſchetten; allein er legte ſie, wie die Paſtores den Kragen, in die große Bibel, um die Manſchetten in Zuͤchten und Ehren zu erhalten. Diesmal nahm er ein ganz neues Paar; allein dem unerachtet mußte Mine ſie ihm noch aufbiegeln, und, da ſie’s ihm nicht zu Dank machte, vollendet’ er die- ſes Werk ſelbſt. So lang, wie des Him- melsbuͤrgers, waren die Manſchetten des Herrmanns nicht: allein Herrmann war auch in Wahrheit nicht werth, meines Va- ters Landsmann, in dem allerentfernteſten Sinne, zu ſeyn.
Mine hatte Tannenreiſer und Kalmus in die Zimmer geſtreut, und mit Wacholder ge- raͤuchert, da Herrmann eben mit den Augen ſeinen Gaͤſten entgegen gelaufen war. — Dies mußt’ alles, bis auf das lezte Woͤlk- chen Rauch, das ſich im Zimmer herum zog — heraus; ſo bald Herrmann wieder kam, weil es, wie er ſagt’, in großen Haͤuſern nicht mehr Sitte ſey, Tannen, Kalmus und Wacholderrauch zu riechen. Man ſpritzet, fuhr er fort, die Zimmer mit wohlriechen- dem Waſſer aus, um den Staub eben hie- durch niederzuſchlagen. Die Naſe des alten Herrn fand, nachdem ſchon alles aus dem
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Manſchetten; allein er legte ſie, wie die
Paſtores den Kragen, in die große Bibel,
um die Manſchetten in Zuͤchten und Ehren
zu erhalten. Diesmal nahm er ein ganz
neues Paar; allein dem unerachtet mußte
Mine ſie ihm noch aufbiegeln, und, da ſie’s
ihm nicht zu Dank machte, vollendet’ er die-
ſes Werk ſelbſt. So lang, wie des Him-
melsbuͤrgers, waren die Manſchetten des
Herrmanns nicht: allein Herrmann war
auch in Wahrheit nicht werth, meines Va-
ters Landsmann, in dem allerentfernteſten
Sinne, zu ſeyn.
Mine hatte Tannenreiſer und Kalmus in
die Zimmer geſtreut, und mit Wacholder ge-
raͤuchert, da Herrmann eben mit den Augen
ſeinen Gaͤſten entgegen gelaufen war. —
Dies mußt’ alles, bis auf das lezte Woͤlk-
chen Rauch, das ſich im Zimmer herum zog
— heraus; ſo bald Herrmann wieder kam,
weil es, wie er ſagt’, in großen Haͤuſern
nicht mehr Sitte ſey, Tannen, Kalmus und
Wacholderrauch zu riechen. Man ſpritzet,
fuhr er fort, die Zimmer mit wohlriechen-
dem Waſſer aus, um den Staub eben hie-
durch niederzuſchlagen. Die Naſe des alten
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Hippel, Theodor Gottlieb von: Lebensläufe nach Aufsteigender Linie. Bd. 2. Berlin, 1779, S. 293. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hippel_lebenslaeufe02_1779/301>, abgerufen am 22.11.2024.
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