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Hippel, Theodor Gottlieb von: Lebensläufe nach Aufsteigender Linie. Bd. 2. Berlin, 1779.

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Es fanden sich auch ein Paar kurze Briefe,
worin Montags der Termin zur Sühne an-
gesetzt war. Herrmann wolt' alsdann mit-
fahren und wiederkommen, und dann solte
der Ueberfall verabredet, und Mine mit Ge-
walt fortgeschleppt werden. Der alte Herr
wünschte nichts sehnlicher, als daß er die
hundert funfzig Thaler Alb. verdienen möchte.
Bey diesen väterlichen Wünschen blieb es,
bis auf den letzten Brief. Hier schreibt er:
ich thue jetzt auf alles Geld Verzicht, wenn
Ew. Hochwohlgebohrnen Minen gutwillig be-
reden können. Ich habe sie ehegestern durchs
Schlüßelloch beten gesehen und gehört. O!
gnädiger Herr! ich würd' ein unglücklicher
Mensch Zeitlebens seyn, wenn diese Entfüh-
rung übel für Minen ablaufen solte. Um
alles wünscht' ich, daß Mine nicht so kräftig,
so mächtig, als ich sie durchs Schlüßelloch
sah und hörte, wider mich beten möchte. Da
muß Donner und Blitz wüten, wowider sie
betet. -- O gnädigster Herr! Sie werden
sie wohl gutwillig an Ort und Stelle brin-
gen? --

Daß der Herr v. E. des Herrmanns
Vorschlag verworfen, ihm Denen zuvorzuge-
ben, und sie auf die Entehrung Minchens in

Eydes-

Es fanden ſich auch ein Paar kurze Briefe,
worin Montags der Termin zur Suͤhne an-
geſetzt war. Herrmann wolt’ alsdann mit-
fahren und wiederkommen, und dann ſolte
der Ueberfall verabredet, und Mine mit Ge-
walt fortgeſchleppt werden. Der alte Herr
wuͤnſchte nichts ſehnlicher, als daß er die
hundert funfzig Thaler Alb. verdienen moͤchte.
Bey dieſen vaͤterlichen Wuͤnſchen blieb es,
bis auf den letzten Brief. Hier ſchreibt er:
ich thue jetzt auf alles Geld Verzicht, wenn
Ew. Hochwohlgebohrnen Minen gutwillig be-
reden koͤnnen. Ich habe ſie ehegeſtern durchs
Schluͤßelloch beten geſehen und gehoͤrt. O!
gnaͤdiger Herr! ich wuͤrd’ ein ungluͤcklicher
Menſch Zeitlebens ſeyn, wenn dieſe Entfuͤh-
rung uͤbel fuͤr Minen ablaufen ſolte. Um
alles wuͤnſcht’ ich, daß Mine nicht ſo kraͤftig,
ſo maͤchtig, als ich ſie durchs Schluͤßelloch
ſah und hoͤrte, wider mich beten moͤchte. Da
muß Donner und Blitz wuͤten, wowider ſie
betet. — O gnaͤdigſter Herr! Sie werden
ſie wohl gutwillig an Ort und Stelle brin-
gen? —

Daß der Herr v. E. des Herrmanns
Vorſchlag verworfen, ihm Denen zuvorzuge-
ben, und ſie auf die Entehrung Minchens in

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[350/0358] Es fanden ſich auch ein Paar kurze Briefe, worin Montags der Termin zur Suͤhne an- geſetzt war. Herrmann wolt’ alsdann mit- fahren und wiederkommen, und dann ſolte der Ueberfall verabredet, und Mine mit Ge- walt fortgeſchleppt werden. Der alte Herr wuͤnſchte nichts ſehnlicher, als daß er die hundert funfzig Thaler Alb. verdienen moͤchte. Bey dieſen vaͤterlichen Wuͤnſchen blieb es, bis auf den letzten Brief. Hier ſchreibt er: ich thue jetzt auf alles Geld Verzicht, wenn Ew. Hochwohlgebohrnen Minen gutwillig be- reden koͤnnen. Ich habe ſie ehegeſtern durchs Schluͤßelloch beten geſehen und gehoͤrt. O! gnaͤdiger Herr! ich wuͤrd’ ein ungluͤcklicher Menſch Zeitlebens ſeyn, wenn dieſe Entfuͤh- rung uͤbel fuͤr Minen ablaufen ſolte. Um alles wuͤnſcht’ ich, daß Mine nicht ſo kraͤftig, ſo maͤchtig, als ich ſie durchs Schluͤßelloch ſah und hoͤrte, wider mich beten moͤchte. Da muß Donner und Blitz wuͤten, wowider ſie betet. — O gnaͤdigſter Herr! Sie werden ſie wohl gutwillig an Ort und Stelle brin- gen? — Daß der Herr v. E. des Herrmanns Vorſchlag verworfen, ihm Denen zuvorzuge- ben, und ſie auf die Entehrung Minchens in Eydes-

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Zitationshilfe: Hippel, Theodor Gottlieb von: Lebensläufe nach Aufsteigender Linie. Bd. 2. Berlin, 1779, S. 350. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hippel_lebenslaeufe02_1779/358>, abgerufen am 22.11.2024.