die Achtung aus dem Auge verloren, die ich Ihnen schuldig bin. -- Mein Weg geht, wie ich fühle, zum Himmel ein. Ich habe zu viel Angst, zu viel Kummer erlitten, um hoffen zu können, eher als vor Gottes Thron bey meiner seligen, ja wohl, seligen Mutter glücklich zu seyn! Dann, dann wird, o wie freu' ich mich dessen! das Grab in Absicht meines hinfälligen Theils meine Behausung, Finsterniß mein Bette, die Verwesung mein Vater, und die Würmer die Meinigen seyn -- allein mein Geist! -- dort, dort werden abgewischt werden die Thränen von meinen Augen. -- Im Himmel ist mein Theil und Erbe. -- Ich bitte Gott, daß ich Sie einst auch da finden möge, mein Vater! da wo Ruh' ist! Sie haben mir auf volle acht Tag' Ausgabegeld gegeben; die Rechnung vom Sonntag und Montag liegt auf ihrem Schreibtische. Reginen hab' ich Geld auf zwey bis drey Tage zurückgelassen, hier ist das Uebrige vom Wochengelde. -- Ich habe nichts von dem Ihrigen mir zugeeignet, ich hab' Ihnen nichts entwendet. Sie berech- neten sich mit meinem Bruder Benjamin, und wie's mir vorkam; legten sie auch mein Theil ab. Diesen schenk ich meinem Bruder.
Ich
die Achtung aus dem Auge verloren, die ich Ihnen ſchuldig bin. — Mein Weg geht, wie ich fuͤhle, zum Himmel ein. Ich habe zu viel Angſt, zu viel Kummer erlitten, um hoffen zu koͤnnen, eher als vor Gottes Thron bey meiner ſeligen, ja wohl, ſeligen Mutter gluͤcklich zu ſeyn! Dann, dann wird, o wie freu’ ich mich deſſen! das Grab in Abſicht meines hinfaͤlligen Theils meine Behauſung, Finſterniß mein Bette, die Verweſung mein Vater, und die Wuͤrmer die Meinigen ſeyn — allein mein Geiſt! — dort, dort werden abgewiſcht werden die Thraͤnen von meinen Augen. — Im Himmel iſt mein Theil und Erbe. — Ich bitte Gott, daß ich Sie einſt auch da finden moͤge, mein Vater! da wo Ruh’ iſt! Sie haben mir auf volle acht Tag’ Ausgabegeld gegeben; die Rechnung vom Sonntag und Montag liegt auf ihrem Schreibtiſche. Reginen hab’ ich Geld auf zwey bis drey Tage zuruͤckgelaſſen, hier iſt das Uebrige vom Wochengelde. — Ich habe nichts von dem Ihrigen mir zugeeignet, ich hab’ Ihnen nichts entwendet. Sie berech- neten ſich mit meinem Bruder Benjamin, und wie’s mir vorkam; legten ſie auch mein Theil ab. Dieſen ſchenk ich meinem Bruder.
Ich
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0406"n="396"/>
die Achtung aus dem Auge verloren, die<lb/>
ich Ihnen ſchuldig bin. — Mein Weg geht,<lb/>
wie ich fuͤhle, zum Himmel ein. Ich habe<lb/>
zu viel Angſt, zu viel Kummer erlitten, um<lb/>
hoffen zu koͤnnen, eher als vor Gottes Thron<lb/>
bey meiner ſeligen, ja wohl, ſeligen Mutter<lb/>
gluͤcklich zu ſeyn! Dann, dann wird, o wie<lb/>
freu’ ich mich deſſen! das Grab in Abſicht<lb/>
meines hinfaͤlligen Theils meine Behauſung,<lb/>
Finſterniß mein Bette, die Verweſung mein<lb/>
Vater, und die Wuͤrmer die Meinigen ſeyn<lb/>— allein mein Geiſt! — dort, dort werden<lb/>
abgewiſcht werden die Thraͤnen von meinen<lb/>
Augen. — Im Himmel iſt mein Theil und<lb/>
Erbe. — Ich bitte Gott, daß ich Sie einſt<lb/>
auch da finden moͤge, mein Vater! da wo<lb/>
Ruh’ iſt! Sie haben mir auf volle acht Tag’<lb/>
Ausgabegeld gegeben; die Rechnung vom<lb/>
Sonntag und Montag liegt auf ihrem<lb/>
Schreibtiſche. Reginen hab’ ich Geld auf<lb/>
zwey bis drey Tage zuruͤckgelaſſen, hier iſt<lb/>
das Uebrige vom Wochengelde. — Ich habe<lb/>
nichts von dem Ihrigen mir zugeeignet, ich<lb/>
hab’ Ihnen nichts entwendet. Sie berech-<lb/>
neten ſich mit meinem Bruder Benjamin,<lb/>
und wie’s mir vorkam; legten ſie auch mein<lb/>
Theil ab. Dieſen ſchenk ich meinem Bruder.<lb/><fwplace="bottom"type="catch">Ich</fw><lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[396/0406]
die Achtung aus dem Auge verloren, die
ich Ihnen ſchuldig bin. — Mein Weg geht,
wie ich fuͤhle, zum Himmel ein. Ich habe
zu viel Angſt, zu viel Kummer erlitten, um
hoffen zu koͤnnen, eher als vor Gottes Thron
bey meiner ſeligen, ja wohl, ſeligen Mutter
gluͤcklich zu ſeyn! Dann, dann wird, o wie
freu’ ich mich deſſen! das Grab in Abſicht
meines hinfaͤlligen Theils meine Behauſung,
Finſterniß mein Bette, die Verweſung mein
Vater, und die Wuͤrmer die Meinigen ſeyn
— allein mein Geiſt! — dort, dort werden
abgewiſcht werden die Thraͤnen von meinen
Augen. — Im Himmel iſt mein Theil und
Erbe. — Ich bitte Gott, daß ich Sie einſt
auch da finden moͤge, mein Vater! da wo
Ruh’ iſt! Sie haben mir auf volle acht Tag’
Ausgabegeld gegeben; die Rechnung vom
Sonntag und Montag liegt auf ihrem
Schreibtiſche. Reginen hab’ ich Geld auf
zwey bis drey Tage zuruͤckgelaſſen, hier iſt
das Uebrige vom Wochengelde. — Ich habe
nichts von dem Ihrigen mir zugeeignet, ich
hab’ Ihnen nichts entwendet. Sie berech-
neten ſich mit meinem Bruder Benjamin,
und wie’s mir vorkam; legten ſie auch mein
Theil ab. Dieſen ſchenk ich meinem Bruder.
Ich
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Hippel, Theodor Gottlieb von: Lebensläufe nach Aufsteigender Linie. Bd. 2. Berlin, 1779, S. 396. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hippel_lebenslaeufe02_1779/406>, abgerufen am 22.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.