Hochwohlgebohrnen widerstand, die doch nichts, als ihr wahres Heil, bezweckten.
Mit ihrem leiblichen Vater lebte diese heillose Wilhelmine -- -- in einer ärgerli- chen Feindschaft. Der ehrliche Mann, der auch am besten weiß, wo ihm der Schuh drückt, wollte zur zweyten Heyrath schreiten; allein Mine vertrat ihm den Weg, das macht' in der ganzen Gemeine gewaltiges Aufsehen; indessen ging es ihr vor genossen aus, und sie kam jezt und immer ungeschlagen davon.
So viel weiß Zeuge gewiß, daß die Er- mahnungen des Herrn v. E. Hochwohlgebohr- nen an die Entwichene von keiner Härte be- gleitet gewesen, und daß der Zwang sie viel- leicht weit eher in das Verhältniß gebracht haben würde. Sie hätt' einem jeden als eine solche geschienen, die fühlen müßte, weil sie nicht hören wolte. Ihr Beispiel hat so gar viele von ihrem Gelichter zu einem glei- chen Aufruhr gegen die Wohlmeynung des Herrn v. E. Hochwohlgebohrnen gelenkt, der nur eben die Güter angetreten, und die Liebe selbst wäre.
Sonst sey die Flüchtlingin nicht uneben, wend' aber sowohl Geistes als Leibes Gaben
nicht
Hochwohlgebohrnen widerſtand, die doch nichts, als ihr wahres Heil, bezweckten.
Mit ihrem leiblichen Vater lebte dieſe heilloſe Wilhelmine — — in einer aͤrgerli- chen Feindſchaft. Der ehrliche Mann, der auch am beſten weiß, wo ihm der Schuh druͤckt, wollte zur zweyten Heyrath ſchreiten; allein Mine vertrat ihm den Weg, das macht’ in der ganzen Gemeine gewaltiges Aufſehen; indeſſen ging es ihr vor genoſſen aus, und ſie kam jezt und immer ungeſchlagen davon.
So viel weiß Zeuge gewiß, daß die Er- mahnungen des Herrn v. E. Hochwohlgebohr- nen an die Entwichene von keiner Haͤrte be- gleitet geweſen, und daß der Zwang ſie viel- leicht weit eher in das Verhaͤltniß gebracht haben wuͤrde. Sie haͤtt’ einem jeden als eine ſolche geſchienen, die fuͤhlen muͤßte, weil ſie nicht hoͤren wolte. Ihr Beiſpiel hat ſo gar viele von ihrem Gelichter zu einem glei- chen Aufruhr gegen die Wohlmeynung des Herrn v. E. Hochwohlgebohrnen gelenkt, der nur eben die Guͤter angetreten, und die Liebe ſelbſt waͤre.
Sonſt ſey die Fluͤchtlingin nicht uneben, wend’ aber ſowohl Geiſtes als Leibes Gaben
nicht
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Hochwohlgebohrnen widerſtand, die doch
nichts, als ihr wahres Heil, bezweckten.
Mit ihrem leiblichen Vater lebte dieſe
heilloſe Wilhelmine — — in einer aͤrgerli-
chen Feindſchaft. Der ehrliche Mann, der
auch am beſten weiß, wo ihm der Schuh
druͤckt, wollte zur zweyten Heyrath ſchreiten;
allein Mine vertrat ihm den Weg, das macht’
in der ganzen Gemeine gewaltiges Aufſehen;
indeſſen ging es ihr vor genoſſen aus, und
ſie kam jezt und immer ungeſchlagen davon.
So viel weiß Zeuge gewiß, daß die Er-
mahnungen des Herrn v. E. Hochwohlgebohr-
nen an die Entwichene von keiner Haͤrte be-
gleitet geweſen, und daß der Zwang ſie viel-
leicht weit eher in das Verhaͤltniß gebracht
haben wuͤrde. Sie haͤtt’ einem jeden als
eine ſolche geſchienen, die fuͤhlen muͤßte, weil
ſie nicht hoͤren wolte. Ihr Beiſpiel hat
ſo gar viele von ihrem Gelichter zu einem glei-
chen Aufruhr gegen die Wohlmeynung des
Herrn v. E. Hochwohlgebohrnen gelenkt, der
nur eben die Guͤter angetreten, und die Liebe
ſelbſt waͤre.
Sonſt ſey die Fluͤchtlingin nicht uneben,
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Hippel, Theodor Gottlieb von: Lebensläufe nach Aufsteigender Linie. Bd. 2. Berlin, 1779, S. 443. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hippel_lebenslaeufe02_1779/453>, abgerufen am 22.11.2024.
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