Bestrafung verdienet. Es strahlt aus vie- len Umständen hervor, wenn es gleich nicht durch äußere Kundgebung an den Tag ge- legt worden, daß Wilhelmine -- -- falls sie nicht anders ihre Absichten erreichen kön- nen, sich aus einem Mordmesser kein Ge- wissen gemacht haben würde.
Der Vater der Unglücklichen ward noch vor dem Abschluß dieses Protokols vorgelas- sen, welcher vor Wehmuth sich nicht zu ber- gen weiß. Da ihm indessen von Sr. Hoch- wohlgebornen, seinem gnädigen Gönner, ein Wort des Trostes verehret wird; so be- ruhiget er sich in der Hofnung, daß, da er sehr leicht selbst in seinem guten Ruf durch diesen Vorfall leiden könnte, allererst die künftige auszuübende Strafe an seiner ent- laufenen Wilhelmine, Vater und Tochter unterscheiden, und ihn in die Achtung des Hochwohlgebohrnen Publikums zurücksetzen würde, die von je her der Gesichtspunkt sei- ner Handlungen gewesen. Um diesen be- drängten Vater nicht noch mehr in die Enge zu bringen, hat man ihm viele Stellen aus diesem Verhör verschwiegen, und dieses Protokoll, in so weit es seine Aussag' ent-
hält,
F f 2
Beſtrafung verdienet. Es ſtrahlt aus vie- len Umſtaͤnden hervor, wenn es gleich nicht durch aͤußere Kundgebung an den Tag ge- legt worden, daß Wilhelmine — — falls ſie nicht anders ihre Abſichten erreichen koͤn- nen, ſich aus einem Mordmeſſer kein Ge- wiſſen gemacht haben wuͤrde.
Der Vater der Ungluͤcklichen ward noch vor dem Abſchluß dieſes Protokols vorgelaſ- ſen, welcher vor Wehmuth ſich nicht zu ber- gen weiß. Da ihm indeſſen von Sr. Hoch- wohlgebornen, ſeinem gnaͤdigen Goͤnner, ein Wort des Troſtes verehret wird; ſo be- ruhiget er ſich in der Hofnung, daß, da er ſehr leicht ſelbſt in ſeinem guten Ruf durch dieſen Vorfall leiden koͤnnte, allererſt die kuͤnftige auszuuͤbende Strafe an ſeiner ent- laufenen Wilhelmine, Vater und Tochter unterſcheiden, und ihn in die Achtung des Hochwohlgebohrnen Publikums zuruͤckſetzen wuͤrde, die von je her der Geſichtspunkt ſei- ner Handlungen geweſen. Um dieſen be- draͤngten Vater nicht noch mehr in die Enge zu bringen, hat man ihm viele Stellen aus dieſem Verhoͤr verſchwiegen, und dieſes Protokoll, in ſo weit es ſeine Ausſag’ ent-
haͤlt,
F f 2
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0461"n="451"/>
Beſtrafung verdienet. Es ſtrahlt aus vie-<lb/>
len Umſtaͤnden hervor, wenn es gleich nicht<lb/>
durch aͤußere Kundgebung an den Tag ge-<lb/>
legt worden, daß Wilhelmine —— falls<lb/>ſie nicht anders ihre Abſichten erreichen koͤn-<lb/>
nen, ſich aus einem <hirendition="#fr">Mordmeſſer</hi> kein Ge-<lb/>
wiſſen gemacht haben wuͤrde.</p><lb/><p>Der Vater der Ungluͤcklichen ward noch<lb/>
vor dem Abſchluß dieſes Protokols vorgelaſ-<lb/>ſen, welcher vor Wehmuth ſich nicht zu ber-<lb/>
gen weiß. Da ihm indeſſen von Sr. Hoch-<lb/>
wohlgebornen, ſeinem gnaͤdigen Goͤnner,<lb/>
ein Wort des Troſtes verehret wird; ſo be-<lb/>
ruhiget er ſich in der Hofnung, daß, da er<lb/>ſehr leicht ſelbſt in ſeinem guten Ruf durch<lb/>
dieſen Vorfall leiden koͤnnte, allererſt die<lb/>
kuͤnftige auszuuͤbende Strafe an ſeiner ent-<lb/>
laufenen Wilhelmine, Vater und Tochter<lb/>
unterſcheiden, und ihn in die Achtung des<lb/>
Hochwohlgebohrnen Publikums zuruͤckſetzen<lb/>
wuͤrde, die von je her der Geſichtspunkt ſei-<lb/>
ner Handlungen geweſen. Um dieſen be-<lb/>
draͤngten Vater nicht noch mehr in die Enge<lb/>
zu bringen, hat man ihm viele Stellen aus<lb/>
dieſem Verhoͤr verſchwiegen, und dieſes<lb/>
Protokoll, in ſo weit es ſeine Ausſag’ ent-<lb/><fwplace="bottom"type="sig">F f 2</fw><fwplace="bottom"type="catch">haͤlt,</fw><lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[451/0461]
Beſtrafung verdienet. Es ſtrahlt aus vie-
len Umſtaͤnden hervor, wenn es gleich nicht
durch aͤußere Kundgebung an den Tag ge-
legt worden, daß Wilhelmine — — falls
ſie nicht anders ihre Abſichten erreichen koͤn-
nen, ſich aus einem Mordmeſſer kein Ge-
wiſſen gemacht haben wuͤrde.
Der Vater der Ungluͤcklichen ward noch
vor dem Abſchluß dieſes Protokols vorgelaſ-
ſen, welcher vor Wehmuth ſich nicht zu ber-
gen weiß. Da ihm indeſſen von Sr. Hoch-
wohlgebornen, ſeinem gnaͤdigen Goͤnner,
ein Wort des Troſtes verehret wird; ſo be-
ruhiget er ſich in der Hofnung, daß, da er
ſehr leicht ſelbſt in ſeinem guten Ruf durch
dieſen Vorfall leiden koͤnnte, allererſt die
kuͤnftige auszuuͤbende Strafe an ſeiner ent-
laufenen Wilhelmine, Vater und Tochter
unterſcheiden, und ihn in die Achtung des
Hochwohlgebohrnen Publikums zuruͤckſetzen
wuͤrde, die von je her der Geſichtspunkt ſei-
ner Handlungen geweſen. Um dieſen be-
draͤngten Vater nicht noch mehr in die Enge
zu bringen, hat man ihm viele Stellen aus
dieſem Verhoͤr verſchwiegen, und dieſes
Protokoll, in ſo weit es ſeine Ausſag’ ent-
haͤlt,
F f 2
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Hippel, Theodor Gottlieb von: Lebensläufe nach Aufsteigender Linie. Bd. 2. Berlin, 1779, S. 451. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hippel_lebenslaeufe02_1779/461>, abgerufen am 30.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.