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Hippel, Theodor Gottlieb von: Lebensläufe nach Aufsteigender Linie. Bd. 2. Berlin, 1779.

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Wenn aber tüchtige, starke, gesunde
Leute, Menschen Gottes werden, welch ein
Vergnügen, diese starke Geister, diese Engel
(die auch stark sind,) zu sehen. Die Tu-
gend, und ihre Tochter, die Religion, braucht
auch in ihrem Dienst Leute für den Riß, und
Feldherren! Einen Petrus mit dem Schwert,
einen Luther mit dem Tintfaß -- solchen
Leuten ahndet wenig oder gar nichts, und
wenn die Welt voll Teufel wär', und wol-
ten sie verschlingen, wenn tausend zu ihrer
Rechten fallen, und zehn tausend zu ihrer
Linken, sind sie gefaßt, sie gehen auf Löwen
und Ottern, und treten auf junge Löwen und
Drachen. Sie glauben nicht an Träume,
und fühlen kein Ungewitter, wenn es gleich
schwer in der Luft liegt. Wer das Ungewit-
ter vor empfindet, kommt schon in die Classe
dieser frommen Riesen nicht. -- Diese un-
besorgte sind stark genug, allem was ihnen
entgegen will, auf der Stelle stattlichen Wi-
derstand zu thun, und überall das Feld zu
behaupten. Den frommen guten Seelen
aber, welche ein plözlicher Ueberfall gleich zu
Boden reißen würd', ist eine Warnung vor
einem kommenden Unglück nothwendig. Die
Ahndungen sind ihnen Wecker zur Fassung

zur

Wenn aber tuͤchtige, ſtarke, geſunde
Leute, Menſchen Gottes werden, welch ein
Vergnuͤgen, dieſe ſtarke Geiſter, dieſe Engel
(die auch ſtark ſind,) zu ſehen. Die Tu-
gend, und ihre Tochter, die Religion, braucht
auch in ihrem Dienſt Leute fuͤr den Riß, und
Feldherren! Einen Petrus mit dem Schwert,
einen Luther mit dem Tintfaß — ſolchen
Leuten ahndet wenig oder gar nichts, und
wenn die Welt voll Teufel waͤr’, und wol-
ten ſie verſchlingen, wenn tauſend zu ihrer
Rechten fallen, und zehn tauſend zu ihrer
Linken, ſind ſie gefaßt, ſie gehen auf Loͤwen
und Ottern, und treten auf junge Loͤwen und
Drachen. Sie glauben nicht an Traͤume,
und fuͤhlen kein Ungewitter, wenn es gleich
ſchwer in der Luft liegt. Wer das Ungewit-
ter vor empfindet, kommt ſchon in die Claſſe
dieſer frommen Rieſen nicht. — Dieſe un-
beſorgte ſind ſtark genug, allem was ihnen
entgegen will, auf der Stelle ſtattlichen Wi-
derſtand zu thun, und uͤberall das Feld zu
behaupten. Den frommen guten Seelen
aber, welche ein ploͤzlicher Ueberfall gleich zu
Boden reißen wuͤrd’, iſt eine Warnung vor
einem kommenden Ungluͤck nothwendig. Die
Ahndungen ſind ihnen Wecker zur Faſſung

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[506[509]/0519] Wenn aber tuͤchtige, ſtarke, geſunde Leute, Menſchen Gottes werden, welch ein Vergnuͤgen, dieſe ſtarke Geiſter, dieſe Engel (die auch ſtark ſind,) zu ſehen. Die Tu- gend, und ihre Tochter, die Religion, braucht auch in ihrem Dienſt Leute fuͤr den Riß, und Feldherren! Einen Petrus mit dem Schwert, einen Luther mit dem Tintfaß — ſolchen Leuten ahndet wenig oder gar nichts, und wenn die Welt voll Teufel waͤr’, und wol- ten ſie verſchlingen, wenn tauſend zu ihrer Rechten fallen, und zehn tauſend zu ihrer Linken, ſind ſie gefaßt, ſie gehen auf Loͤwen und Ottern, und treten auf junge Loͤwen und Drachen. Sie glauben nicht an Traͤume, und fuͤhlen kein Ungewitter, wenn es gleich ſchwer in der Luft liegt. Wer das Ungewit- ter vor empfindet, kommt ſchon in die Claſſe dieſer frommen Rieſen nicht. — Dieſe un- beſorgte ſind ſtark genug, allem was ihnen entgegen will, auf der Stelle ſtattlichen Wi- derſtand zu thun, und uͤberall das Feld zu behaupten. Den frommen guten Seelen aber, welche ein ploͤzlicher Ueberfall gleich zu Boden reißen wuͤrd’, iſt eine Warnung vor einem kommenden Ungluͤck nothwendig. Die Ahndungen ſind ihnen Wecker zur Faſſung zur

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Zitationshilfe: Hippel, Theodor Gottlieb von: Lebensläufe nach Aufsteigender Linie. Bd. 2. Berlin, 1779, S. 506[509]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hippel_lebenslaeufe02_1779/519>, abgerufen am 22.11.2024.