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Hippel, Theodor Gottlieb von: Lebensläufe nach Aufsteigender Linie. Bd. 2. Berlin, 1779.

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nicht mehr, als eine Handvoll Stroh, treffen
lassen. Das folgende Jahr war das Gras
Mann hoch. -- War es nicht recht anzuse-
hen, daß der liebe Gott es gut mit dem Peter
meynte?

Ach, daß sich Gott erbarm,
nun bin, nun bin ich bettelarm!

nicht, wie die Hagelkugeln mein schönes Korn
niederschossen, das aller meiner Nachbarn Fel-
der übersah. Die Leute waren neidisch auf mich,
und mancher mag mir den Tod gewünscht ha-
ben, dieses schönen Korns halber, und der Tod,
dacht' ich zu der Frist, wird von selbst kommen,
ungewünscht. Jezt komme der Tod, wenn er
will: damals hätt' ich noch Lust zu leben. Da-
mals hatt' ich noch Weib und Kind, und das
ist Lust zu leben. Erst beneidete jedes mein
wohlgewachsenes Korn, und nun beklagte
mich jedes an Ort und Stell des vorigen
Neides. Jedes wünschte mir langes Leben,
und das so rechtschaffen, daß mir hundert-
mal Thränen das Aug' überschwommen.
Man schüttelte mir so ehrlich die Hand, daß
sie mir alten Mann wehe that. Am Ende
fand ich, daß ich so viel behalten, als die,
so der Hagel nicht betroffen hatte.

Ach,

nicht mehr, als eine Handvoll Stroh, treffen
laſſen. Das folgende Jahr war das Gras
Mann hoch. — War es nicht recht anzuſe-
hen, daß der liebe Gott es gut mit dem Peter
meynte?

Ach, daß ſich Gott erbarm,
nun bin, nun bin ich bettelarm!

nicht, wie die Hagelkugeln mein ſchoͤnes Korn
niederſchoſſen, das aller meiner Nachbarn Fel-
der uͤberſah. Die Leute waren neidiſch auf mich,
und mancher mag mir den Tod gewuͤnſcht ha-
ben, dieſes ſchoͤnen Korns halber, und der Tod,
dacht’ ich zu der Friſt, wird von ſelbſt kommen,
ungewuͤnſcht. Jezt komme der Tod, wenn er
will: damals haͤtt’ ich noch Luſt zu leben. Da-
mals hatt’ ich noch Weib und Kind, und das
iſt Luſt zu leben. Erſt beneidete jedes mein
wohlgewachſenes Korn, und nun beklagte
mich jedes an Ort und Stell des vorigen
Neides. Jedes wuͤnſchte mir langes Leben,
und das ſo rechtſchaffen, daß mir hundert-
mal Thraͤnen das Aug’ uͤberſchwommen.
Man ſchuͤttelte mir ſo ehrlich die Hand, daß
ſie mir alten Mann wehe that. Am Ende
fand ich, daß ich ſo viel behalten, als die,
ſo der Hagel nicht betroffen hatte.

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[562/0574] nicht mehr, als eine Handvoll Stroh, treffen laſſen. Das folgende Jahr war das Gras Mann hoch. — War es nicht recht anzuſe- hen, daß der liebe Gott es gut mit dem Peter meynte? Ach, daß ſich Gott erbarm, nun bin, nun bin ich bettelarm! nicht, wie die Hagelkugeln mein ſchoͤnes Korn niederſchoſſen, das aller meiner Nachbarn Fel- der uͤberſah. Die Leute waren neidiſch auf mich, und mancher mag mir den Tod gewuͤnſcht ha- ben, dieſes ſchoͤnen Korns halber, und der Tod, dacht’ ich zu der Friſt, wird von ſelbſt kommen, ungewuͤnſcht. Jezt komme der Tod, wenn er will: damals haͤtt’ ich noch Luſt zu leben. Da- mals hatt’ ich noch Weib und Kind, und das iſt Luſt zu leben. Erſt beneidete jedes mein wohlgewachſenes Korn, und nun beklagte mich jedes an Ort und Stell des vorigen Neides. Jedes wuͤnſchte mir langes Leben, und das ſo rechtſchaffen, daß mir hundert- mal Thraͤnen das Aug’ uͤberſchwommen. Man ſchuͤttelte mir ſo ehrlich die Hand, daß ſie mir alten Mann wehe that. Am Ende fand ich, daß ich ſo viel behalten, als die, ſo der Hagel nicht betroffen hatte. Ach,

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Zitationshilfe: Hippel, Theodor Gottlieb von: Lebensläufe nach Aufsteigender Linie. Bd. 2. Berlin, 1779, S. 562. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hippel_lebenslaeufe02_1779/574>, abgerufen am 22.11.2024.