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Hippel, Theodor Gottlieb von: Lebensläufe nach Aufsteigender Linie. Bd. 3,1. Berlin, 1781.

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ter nachbetete. Freunde! Wohl dem! der Eine
Mine im Himmel hat. Die fühllosen Sa-
ducäer
müssen keine Minen gehabt haben.
Mein Herz hieng an Minen, und solte dieser
Sitz des Lebens an Etwas würklich Todten,
auf Ernst Todten, hangen? Gott ist nicht ein
Gott der Todten, sondern der Lebendigen,
und meine Seele, sein Aushauch, ist hier sein
Ebenbild! -- Mine lebt, ich werd' auch le-
ben! Junge Leute sterben leichter, sagte der
Graf, weil sie keinen Anhang und Zugabe
haben, weil -- eine lange Reihe weils --
ich glaube kurz und gut, weil sie gewöhnlich
nach der jetzigen Weltmanier unglücklich lie-
ben. Die Liebe hoffet alles, sie duldet alles,
sie macht ein ruhiges Leben und einen sanf-
ten Tod.

Das erstemal, wie ich ans zum Ende ge-
hende Blatt dachte, wars so, als ein aus dem
Feuer gerissener Brand ins Herz. -- Das
war ein Hauptreservat des Leibes, eins in
optima forma.
Es ist einem so warm auf ei-
nem Fleck, und kommt dergleichen Brand
dem, von der Schaamröthe so nahe, wie
möglich. -- Beyde verbreiten ihre Flamme
zum Angesicht, die Stirne kalt. -- Der-
gleichen Vorbehälte, dergleichen Erdbebun-

gen

ter nachbetete. Freunde! Wohl dem! der Eine
Mine im Himmel hat. Die fuͤhlloſen Sa-
ducaͤer
muͤſſen keine Minen gehabt haben.
Mein Herz hieng an Minen, und ſolte dieſer
Sitz des Lebens an Etwas wuͤrklich Todten,
auf Ernſt Todten, hangen? Gott iſt nicht ein
Gott der Todten, ſondern der Lebendigen,
und meine Seele, ſein Aushauch, iſt hier ſein
Ebenbild! — Mine lebt, ich werd’ auch le-
ben! Junge Leute ſterben leichter, ſagte der
Graf, weil ſie keinen Anhang und Zugabe
haben, weil — eine lange Reihe weils —
ich glaube kurz und gut, weil ſie gewoͤhnlich
nach der jetzigen Weltmanier ungluͤcklich lie-
ben. Die Liebe hoffet alles, ſie duldet alles,
ſie macht ein ruhiges Leben und einen ſanf-
ten Tod.

Das erſtemal, wie ich ans zum Ende ge-
hende Blatt dachte, wars ſo, als ein aus dem
Feuer geriſſener Brand ins Herz. — Das
war ein Hauptreſervat des Leibes, eins in
optima forma.
Es iſt einem ſo warm auf ei-
nem Fleck, und kommt dergleichen Brand
dem, von der Schaamroͤthe ſo nahe, wie
moͤglich. — Beyde verbreiten ihre Flamme
zum Angeſicht, die Stirne kalt. — Der-
gleichen Vorbehaͤlte, dergleichen Erdbebun-

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[148/0154] ter nachbetete. Freunde! Wohl dem! der Eine Mine im Himmel hat. Die fuͤhlloſen Sa- ducaͤer muͤſſen keine Minen gehabt haben. Mein Herz hieng an Minen, und ſolte dieſer Sitz des Lebens an Etwas wuͤrklich Todten, auf Ernſt Todten, hangen? Gott iſt nicht ein Gott der Todten, ſondern der Lebendigen, und meine Seele, ſein Aushauch, iſt hier ſein Ebenbild! — Mine lebt, ich werd’ auch le- ben! Junge Leute ſterben leichter, ſagte der Graf, weil ſie keinen Anhang und Zugabe haben, weil — eine lange Reihe weils — ich glaube kurz und gut, weil ſie gewoͤhnlich nach der jetzigen Weltmanier ungluͤcklich lie- ben. Die Liebe hoffet alles, ſie duldet alles, ſie macht ein ruhiges Leben und einen ſanf- ten Tod. Das erſtemal, wie ich ans zum Ende ge- hende Blatt dachte, wars ſo, als ein aus dem Feuer geriſſener Brand ins Herz. — Das war ein Hauptreſervat des Leibes, eins in optima forma. Es iſt einem ſo warm auf ei- nem Fleck, und kommt dergleichen Brand dem, von der Schaamroͤthe ſo nahe, wie moͤglich. — Beyde verbreiten ihre Flamme zum Angeſicht, die Stirne kalt. — Der- gleichen Vorbehaͤlte, dergleichen Erdbebun- gen

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Zitationshilfe: Hippel, Theodor Gottlieb von: Lebensläufe nach Aufsteigender Linie. Bd. 3,1. Berlin, 1781, S. 148. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hippel_lebenslaeufe0301_1781/154>, abgerufen am 27.11.2024.