gen, hätt' ich bald gesagt, Erschütterungen wolt ich sagen, das war alles, was ich von Todesangst bey dieser für den Grafen, wie es anschien, so erwünschten Gelegenheit em- pfand. Es war indessen alles so, daß ichs konnte ertragen. Der Tod selbst, sagte der Graf, ist das allerwenigste. Da springt das Band, das man so lange zog und riß und neckte, weg sind wir. Tod als Tod hat we- niger schreckliches, als das Leben. Er hat nichts schreckliches. Ich fürchte mich nicht vor Gespenstern, wohl aber vor Dieben und Mördern. Wer wird sich vor etwas fürch- ten, was er nicht kennt, und wer kennt den Tod? Das Leben aber kennen wir. Wenn auf Regen die Sonne scheint, auf Mühe Lohn folget, wohl uns, daß wir sterben, wohl, wenn wir todt sind; wenn unser Glaube an die Unsterblichkeit auch nur wie ein Senfkorn ist. Der Tod giebt Trost über Trost, Wonne über Wonne, und solte der Gang zu diesem Aufschlus des Menschenge- heimnisses (wahrlich wir sind ein Räthsel; der Tod ist unsere Auflösung,) schrecklich seyn? Ende gut, alles gut. Der Tod ist das Ende vom Klagelied, von allem Elend. Canaan ins Kleine, in Miniatur, im Auge; was
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gen, haͤtt’ ich bald geſagt, Erſchuͤtterungen wolt ich ſagen, das war alles, was ich von Todesangſt bey dieſer fuͤr den Grafen, wie es anſchien, ſo erwuͤnſchten Gelegenheit em- pfand. Es war indeſſen alles ſo, daß ichs konnte ertragen. Der Tod ſelbſt, ſagte der Graf, iſt das allerwenigſte. Da ſpringt das Band, das man ſo lange zog und riß und neckte, weg ſind wir. Tod als Tod hat we- niger ſchreckliches, als das Leben. Er hat nichts ſchreckliches. Ich fuͤrchte mich nicht vor Geſpenſtern, wohl aber vor Dieben und Moͤrdern. Wer wird ſich vor etwas fuͤrch- ten, was er nicht kennt, und wer kennt den Tod? Das Leben aber kennen wir. Wenn auf Regen die Sonne ſcheint, auf Muͤhe Lohn folget, wohl uns, daß wir ſterben, wohl, wenn wir todt ſind; wenn unſer Glaube an die Unſterblichkeit auch nur wie ein Senfkorn iſt. Der Tod giebt Troſt uͤber Troſt, Wonne uͤber Wonne, und ſolte der Gang zu dieſem Aufſchlus des Menſchenge- heimniſſes (wahrlich wir ſind ein Raͤthſel; der Tod iſt unſere Aufloͤſung,) ſchrecklich ſeyn? Ende gut, alles gut. Der Tod iſt das Ende vom Klagelied, von allem Elend. Canaan ins Kleine, in Miniatur, im Auge; was
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gen, haͤtt’ ich bald geſagt, Erſchuͤtterungen
wolt ich ſagen, das war alles, was ich von
Todesangſt bey dieſer fuͤr den Grafen, wie
es anſchien, ſo erwuͤnſchten Gelegenheit em-
pfand. Es war indeſſen alles ſo, daß ichs
konnte ertragen. Der Tod ſelbſt, ſagte der
Graf, iſt das allerwenigſte. Da ſpringt das
Band, das man ſo lange zog und riß und
neckte, weg ſind wir. Tod als Tod hat we-
niger ſchreckliches, als das Leben. Er hat
nichts ſchreckliches. Ich fuͤrchte mich nicht
vor Geſpenſtern, wohl aber vor Dieben und
Moͤrdern. Wer wird ſich vor etwas fuͤrch-
ten, was er nicht kennt, und wer kennt den
Tod? Das Leben aber kennen wir. Wenn
auf Regen die Sonne ſcheint, auf Muͤhe
Lohn folget, wohl uns, daß wir ſterben,
wohl, wenn wir todt ſind; wenn unſer
Glaube an die Unſterblichkeit auch nur wie
ein Senfkorn iſt. Der Tod giebt Troſt uͤber
Troſt, Wonne uͤber Wonne, und ſolte der
Gang zu dieſem Aufſchlus des Menſchenge-
heimniſſes (wahrlich wir ſind ein Raͤthſel;
der Tod iſt unſere Aufloͤſung,) ſchrecklich ſeyn?
Ende gut, alles gut. Der Tod iſt das Ende
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Hippel, Theodor Gottlieb von: Lebensläufe nach Aufsteigender Linie. Bd. 3,1. Berlin, 1781, S. 149. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hippel_lebenslaeufe0301_1781/155>, abgerufen am 27.11.2024.
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