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Hippel, Theodor Gottlieb von: Lebensläufe nach Aufsteigender Linie. Bd. 3,1. Berlin, 1781.

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schadet ein Fuß in der Wüste? In einer un-
seligen Stunde sterben, heißt in den Henker-
händen der Krankheit sterben, das kann
schrecklich seyn. -- Dem besten Kämpfer
aber das Kleinod, dem stärksten Ringer der
Preis! Wie wohl ruht es sich nach der Ar-
beit, wie wohl! -- Laßt uns nur des Ster-
bens-Leidens, eh das letzte Stündlein
kommt, viel haben, wenn es Gottes Wille
ist; dann verdienen wir im Tode getrost zu
seyn, und wie der selge Leinweber gen Him-
mel gehohlt zu werden. Wer wolte sich aber
das Sterben, aus Furcht des letzten Augen-
blicks, ohne Noth bitter machen, wer das
Leben dadurch verleiden? Es giebt Leute, die
sich das Leben auf diese Art versterben, war-
um das? Ich kann von mir sagen, ich sterbe
täglich; allein dies will nicht viel mehr sa-
gen, als: ich sehe täglich andere sterben,
obgleich es auch Stunden giebt, wo es mehr
sagen will. Der heilig geplagte Apostel starb
anders täglich, als ich. Paulus trank täg-
lich einen Tropfen aus dem Todesbecher.
Es war nicht Todesfurcht, die er trank. Solch
ein Mann wuste schon, was im Kelche war.
Es war würklicher Tod; er starb allmählig.
Wer es höret, der merke darauf. Sich sein

ganzes

ſchadet ein Fuß in der Wuͤſte? In einer un-
ſeligen Stunde ſterben, heißt in den Henker-
haͤnden der Krankheit ſterben, das kann
ſchrecklich ſeyn. — Dem beſten Kaͤmpfer
aber das Kleinod, dem ſtaͤrkſten Ringer der
Preis! Wie wohl ruht es ſich nach der Ar-
beit, wie wohl! — Laßt uns nur des Ster-
bens-Leidens, eh das letzte Stuͤndlein
kommt, viel haben, wenn es Gottes Wille
iſt; dann verdienen wir im Tode getroſt zu
ſeyn, und wie der ſelge Leinweber gen Him-
mel gehohlt zu werden. Wer wolte ſich aber
das Sterben, aus Furcht des letzten Augen-
blicks, ohne Noth bitter machen, wer das
Leben dadurch verleiden? Es giebt Leute, die
ſich das Leben auf dieſe Art verſterben, war-
um das? Ich kann von mir ſagen, ich ſterbe
taͤglich; allein dies will nicht viel mehr ſa-
gen, als: ich ſehe taͤglich andere ſterben,
obgleich es auch Stunden giebt, wo es mehr
ſagen will. Der heilig geplagte Apoſtel ſtarb
anders taͤglich, als ich. Paulus trank taͤg-
lich einen Tropfen aus dem Todesbecher.
Es war nicht Todesfurcht, die er trank. Solch
ein Mann wuſte ſchon, was im Kelche war.
Es war wuͤrklicher Tod; er ſtarb allmaͤhlig.
Wer es hoͤret, der merke darauf. Sich ſein

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[150/0156] ſchadet ein Fuß in der Wuͤſte? In einer un- ſeligen Stunde ſterben, heißt in den Henker- haͤnden der Krankheit ſterben, das kann ſchrecklich ſeyn. — Dem beſten Kaͤmpfer aber das Kleinod, dem ſtaͤrkſten Ringer der Preis! Wie wohl ruht es ſich nach der Ar- beit, wie wohl! — Laßt uns nur des Ster- bens-Leidens, eh das letzte Stuͤndlein kommt, viel haben, wenn es Gottes Wille iſt; dann verdienen wir im Tode getroſt zu ſeyn, und wie der ſelge Leinweber gen Him- mel gehohlt zu werden. Wer wolte ſich aber das Sterben, aus Furcht des letzten Augen- blicks, ohne Noth bitter machen, wer das Leben dadurch verleiden? Es giebt Leute, die ſich das Leben auf dieſe Art verſterben, war- um das? Ich kann von mir ſagen, ich ſterbe taͤglich; allein dies will nicht viel mehr ſa- gen, als: ich ſehe taͤglich andere ſterben, obgleich es auch Stunden giebt, wo es mehr ſagen will. Der heilig geplagte Apoſtel ſtarb anders taͤglich, als ich. Paulus trank taͤg- lich einen Tropfen aus dem Todesbecher. Es war nicht Todesfurcht, die er trank. Solch ein Mann wuſte ſchon, was im Kelche war. Es war wuͤrklicher Tod; er ſtarb allmaͤhlig. Wer es hoͤret, der merke darauf. Sich ſein ganzes

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Zitationshilfe: Hippel, Theodor Gottlieb von: Lebensläufe nach Aufsteigender Linie. Bd. 3,1. Berlin, 1781, S. 150. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hippel_lebenslaeufe0301_1781/156>, abgerufen am 27.11.2024.