allein hast es zu verkaufen. Bleibe im Lande. Faße in deinen eigenen Busen. Nähre dich redlich. Sieh! deinem leiblichen Bruder wird die Zeit lang. Der Thor, sagst du, ohne zu bedenken, daß jener es in der Schlafmütze und du in Reisekleidern bist. -- Die meisten Menschen sehen ein, daß sie sich ums Leben betrügen; drum setzt sich jeder sein Ziel. Wenn ich dahin komme, will ich Halt ma- chen! Allein, du Kornjude, heute wird man deine Seele von dir fordern, und wer wird das Korn mahlen, das du aufgemessen hast? Er ist in der Lehre geblieben, sagt man von einem Menschen, der als Hauptmann stirbt, und Feldherr werden sollte. Sind wir nicht alle nur Hauptleute, wenn gleich nicht von Capernaum? Wie kannst du mit deinem Le- ben so schalten? Wie einen gelehnten Ring verschenken? Dem Staate, das heißt, dem fürstlichen Schatz und deinem grünen Netze von Beutel die Erstlinge geben, und Spreu für dich behalten? Kann man denn, wenn man alt ist, wieder in Mutterleib gehen und gebohren werden? Jeder Tag beym Menschen könnte ein Ganzes seyn, ein Leben in Com- pendio. Wer nie solche ganz ausgeschlagne Tage, solche Lebenstage, gehabt, ist ein
elender
M
allein haſt es zu verkaufen. Bleibe im Lande. Faße in deinen eigenen Buſen. Naͤhre dich redlich. Sieh! deinem leiblichen Bruder wird die Zeit lang. Der Thor, ſagſt du, ohne zu bedenken, daß jener es in der Schlafmuͤtze und du in Reiſekleidern biſt. — Die meiſten Menſchen ſehen ein, daß ſie ſich ums Leben betruͤgen; drum ſetzt ſich jeder ſein Ziel. Wenn ich dahin komme, will ich Halt ma- chen! Allein, du Kornjude, heute wird man deine Seele von dir fordern, und wer wird das Korn mahlen, das du aufgemeſſen haſt? Er iſt in der Lehre geblieben, ſagt man von einem Menſchen, der als Hauptmann ſtirbt, und Feldherr werden ſollte. Sind wir nicht alle nur Hauptleute, wenn gleich nicht von Capernaum? Wie kannſt du mit deinem Le- ben ſo ſchalten? Wie einen gelehnten Ring verſchenken? Dem Staate, das heißt, dem fuͤrſtlichen Schatz und deinem gruͤnen Netze von Beutel die Erſtlinge geben, und Spreu fuͤr dich behalten? Kann man denn, wenn man alt iſt, wieder in Mutterleib gehen und gebohren werden? Jeder Tag beym Menſchen koͤnnte ein Ganzes ſeyn, ein Leben in Com- pendio. Wer nie ſolche ganz ausgeſchlagne Tage, ſolche Lebenstage, gehabt, iſt ein
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allein haſt es zu verkaufen. Bleibe im Lande.
Faße in deinen eigenen Buſen. Naͤhre dich
redlich. Sieh! deinem leiblichen Bruder wird
die Zeit lang. Der Thor, ſagſt du, ohne zu
bedenken, daß jener es in der Schlafmuͤtze
und du in Reiſekleidern biſt. — Die meiſten
Menſchen ſehen ein, daß ſie ſich ums Leben
betruͤgen; drum ſetzt ſich jeder ſein Ziel.
Wenn ich dahin komme, will ich Halt ma-
chen! Allein, du Kornjude, heute wird man
deine Seele von dir fordern, und wer wird
das Korn mahlen, das du aufgemeſſen haſt?
Er iſt in der Lehre geblieben, ſagt man von
einem Menſchen, der als Hauptmann ſtirbt,
und Feldherr werden ſollte. Sind wir nicht
alle nur Hauptleute, wenn gleich nicht von
Capernaum? Wie kannſt du mit deinem Le-
ben ſo ſchalten? Wie einen gelehnten Ring
verſchenken? Dem Staate, das heißt, dem
fuͤrſtlichen Schatz und deinem gruͤnen Netze
von Beutel die Erſtlinge geben, und Spreu
fuͤr dich behalten? Kann man denn, wenn
man alt iſt, wieder in Mutterleib gehen und
gebohren werden? Jeder Tag beym Menſchen
koͤnnte ein Ganzes ſeyn, ein Leben in Com-
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Hippel, Theodor Gottlieb von: Lebensläufe nach Aufsteigender Linie. Bd. 3,1. Berlin, 1781, S. 177. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hippel_lebenslaeufe0301_1781/183>, abgerufen am 24.11.2024.
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