ein heiliger Schauer durchblitzt? Nicht von Hautschauder, sondern von Seelenschauder red' ich. Wollet ihr etwa den Geist warnen, wenn ihr der Seele, des Geistes Busenfreunde, winket, da ihr an seinen Körper anpochet. -- Nur herein, ihr guten Geister! herein! Nä- her! Weg seyd ihr. Diese Ebbe und Fluth des Bluts, was will sie? Solch ein Seelen- schauer, Todesvorschmack, wozu? Es ist wahr, er gehet durch aus und durchall; al- lein ich, hoff' ich, werds vollenden! Was ist der Tod? Selige Geister unserer Vorfahren, die ihr vor uns wart, und mit eben der Neu- gierde, wie wir, euch nach Nachrichten aus der andern Welt sehntet, sagt uns, gebt uns ein Zeichen: was ist der Tod? Hebt eur In- cognito. Bittet Gott um diese Erlaubnis! Wir haben nicht Mosen und die Propheten, die wir hören können, wir wünschten, wenn einer von den Todten aufstünde. O du, mein eben entschlafener Freund! Wache auf, der du schläfst, stehe auf von den Todten, ent- decke mir, wie dir war, wie dir ist? Womit du dich beschäftigest? Der Christ ist musica- lisch in der andern Welt. Der Muselmann wollüstig lüstern, wir sind drüber so einfäl- tig, als man nur einfältig seyn kann. Wie?
frag
ein heiliger Schauer durchblitzt? Nicht von Hautſchauder, ſondern von Seelenſchauder red’ ich. Wollet ihr etwa den Geiſt warnen, wenn ihr der Seele, des Geiſtes Buſenfreunde, winket, da ihr an ſeinen Koͤrper anpochet. — Nur herein, ihr guten Geiſter! herein! Naͤ- her! Weg ſeyd ihr. Dieſe Ebbe und Fluth des Bluts, was will ſie? Solch ein Seelen- ſchauer, Todesvorſchmack, wozu? Es iſt wahr, er gehet durch aus und durchall; al- lein ich, hoff’ ich, werds vollenden! Was iſt der Tod? Selige Geiſter unſerer Vorfahren, die ihr vor uns wart, und mit eben der Neu- gierde, wie wir, euch nach Nachrichten aus der andern Welt ſehntet, ſagt uns, gebt uns ein Zeichen: was iſt der Tod? Hebt eur In- cognito. Bittet Gott um dieſe Erlaubnis! Wir haben nicht Moſen und die Propheten, die wir hoͤren koͤnnen, wir wuͤnſchten, wenn einer von den Todten aufſtuͤnde. O du, mein eben entſchlafener Freund! Wache auf, der du ſchlaͤfſt, ſtehe auf von den Todten, ent- decke mir, wie dir war, wie dir iſt? Womit du dich beſchaͤftigeſt? Der Chriſt iſt muſica- liſch in der andern Welt. Der Muſelmann wolluͤſtig luͤſtern, wir ſind druͤber ſo einfaͤl- tig, als man nur einfaͤltig ſeyn kann. Wie?
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ein heiliger Schauer durchblitzt? Nicht von
Hautſchauder, ſondern von Seelenſchauder
red’ ich. Wollet ihr etwa den Geiſt warnen,
wenn ihr der Seele, des Geiſtes Buſenfreunde,
winket, da ihr an ſeinen Koͤrper anpochet. —
Nur herein, ihr guten Geiſter! herein! Naͤ-
her! Weg ſeyd ihr. Dieſe Ebbe und Fluth
des Bluts, was will ſie? Solch ein Seelen-
ſchauer, Todesvorſchmack, wozu? Es iſt
wahr, er gehet durch aus und durchall; al-
lein ich, hoff’ ich, werds vollenden! Was iſt
der Tod? Selige Geiſter unſerer Vorfahren,
die ihr vor uns wart, und mit eben der Neu-
gierde, wie wir, euch nach Nachrichten aus
der andern Welt ſehntet, ſagt uns, gebt uns
ein Zeichen: was iſt der Tod? Hebt eur In-
cognito. Bittet Gott um dieſe Erlaubnis!
Wir haben nicht Moſen und die Propheten,
die wir hoͤren koͤnnen, wir wuͤnſchten, wenn
einer von den Todten aufſtuͤnde. O du, mein
eben entſchlafener Freund! Wache auf, der
du ſchlaͤfſt, ſtehe auf von den Todten, ent-
decke mir, wie dir war, wie dir iſt? Womit
du dich beſchaͤftigeſt? Der Chriſt iſt muſica-
liſch in der andern Welt. Der Muſelmann
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Hippel, Theodor Gottlieb von: Lebensläufe nach Aufsteigender Linie. Bd. 3,1. Berlin, 1781, S. 194. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hippel_lebenslaeufe0301_1781/200>, abgerufen am 22.11.2024.
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