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Hippel, Theodor Gottlieb von: Lebensläufe nach Aufsteigender Linie. Bd. 3,1. Berlin, 1781.

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frag ich, nicht ob? ist meine Frage. Doch!
auch diese Frage und alle meine heiligen Frag-
stücke sind wilde Reben der Wißbegierde, sind
vorschnelle Spröslinge meiner Einbildungs-
kraft, welche die Vernunft, wo nicht gänz-
lich wegzuschneiden, so doch zu verkürzen ver-
bunden ist. Freunde, laßt uns in die Hände
Gottes fallen! Warum sorget ihr für euer
künftiges Schicksal? Gott, euer himmlischer
Vater, weiß, was ihr bedürfet. Ob Leben
oder Tod, ob Tag oder Nacht. Sorget nicht!
Ist es nicht genug, daß ein jeder Tag seine
eigene Plage habe? Es wird alles gut wer-
den. Leben ist eure Sache. Sterben gleich-
fals. Was drüber ist, bleibt über euch,
Freunde! Was euch nicht angeht, davon
laßt euren Fürwitz. Trachtet am ersten nach
dem Reiche Gottes, und nach seiner Gerech-
tigkeit. Das ist das Grundgesetz in Gottes
Staat, und das andere wird euch von selbst
zufallen. Laßt alles gehen, wie Gott will!
Laßt die vier Winde über euren Staub sich
in Anspruch nehmen, laßt die vier Gegenden
drum streiten! Laßt den eichnen Sarg eur
Fleisch an Dauer übertreffen! Was kümmern
euch solche Kleinigkeiten? Wir, die wir nicht
in die Sonne sehen können, wollen Gott se-

hen;
N 2

frag ich, nicht ob? iſt meine Frage. Doch!
auch dieſe Frage und alle meine heiligen Frag-
ſtuͤcke ſind wilde Reben der Wißbegierde, ſind
vorſchnelle Sproͤslinge meiner Einbildungs-
kraft, welche die Vernunft, wo nicht gaͤnz-
lich wegzuſchneiden, ſo doch zu verkuͤrzen ver-
bunden iſt. Freunde, laßt uns in die Haͤnde
Gottes fallen! Warum ſorget ihr fuͤr euer
kuͤnftiges Schickſal? Gott, euer himmliſcher
Vater, weiß, was ihr beduͤrfet. Ob Leben
oder Tod, ob Tag oder Nacht. Sorget nicht!
Iſt es nicht genug, daß ein jeder Tag ſeine
eigene Plage habe? Es wird alles gut wer-
den. Leben iſt eure Sache. Sterben gleich-
fals. Was druͤber iſt, bleibt uͤber euch,
Freunde! Was euch nicht angeht, davon
laßt euren Fuͤrwitz. Trachtet am erſten nach
dem Reiche Gottes, und nach ſeiner Gerech-
tigkeit. Das iſt das Grundgeſetz in Gottes
Staat, und das andere wird euch von ſelbſt
zufallen. Laßt alles gehen, wie Gott will!
Laßt die vier Winde uͤber euren Staub ſich
in Anſpruch nehmen, laßt die vier Gegenden
drum ſtreiten! Laßt den eichnen Sarg eur
Fleiſch an Dauer uͤbertreffen! Was kuͤmmern
euch ſolche Kleinigkeiten? Wir, die wir nicht
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[195/0201] frag ich, nicht ob? iſt meine Frage. Doch! auch dieſe Frage und alle meine heiligen Frag- ſtuͤcke ſind wilde Reben der Wißbegierde, ſind vorſchnelle Sproͤslinge meiner Einbildungs- kraft, welche die Vernunft, wo nicht gaͤnz- lich wegzuſchneiden, ſo doch zu verkuͤrzen ver- bunden iſt. Freunde, laßt uns in die Haͤnde Gottes fallen! Warum ſorget ihr fuͤr euer kuͤnftiges Schickſal? Gott, euer himmliſcher Vater, weiß, was ihr beduͤrfet. Ob Leben oder Tod, ob Tag oder Nacht. Sorget nicht! Iſt es nicht genug, daß ein jeder Tag ſeine eigene Plage habe? Es wird alles gut wer- den. Leben iſt eure Sache. Sterben gleich- fals. Was druͤber iſt, bleibt uͤber euch, Freunde! Was euch nicht angeht, davon laßt euren Fuͤrwitz. Trachtet am erſten nach dem Reiche Gottes, und nach ſeiner Gerech- tigkeit. Das iſt das Grundgeſetz in Gottes Staat, und das andere wird euch von ſelbſt zufallen. Laßt alles gehen, wie Gott will! Laßt die vier Winde uͤber euren Staub ſich in Anſpruch nehmen, laßt die vier Gegenden drum ſtreiten! Laßt den eichnen Sarg eur Fleiſch an Dauer uͤbertreffen! Was kuͤmmern euch ſolche Kleinigkeiten? Wir, die wir nicht in die Sonne ſehen koͤnnen, wollen Gott ſe- hen; N 2

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Zitationshilfe: Hippel, Theodor Gottlieb von: Lebensläufe nach Aufsteigender Linie. Bd. 3,1. Berlin, 1781, S. 195. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hippel_lebenslaeufe0301_1781/201>, abgerufen am 21.11.2024.