seine Seele und seinen Leib unbefleckt bewah- ret, nach dem vorgestrecktem Ziele läuft, wer heilig lebt, weil Gott heilig ist, der stirbt se- lig. Wer dem Herrn lebt, stirbt ihm auch.
Die ersten Christen versammleten sich, aus Furcht vor den Verfolgern, auf Gräbern, zum Gottesdienste; und wie schön klingen Todesglocken dem, der zu sterben versteht. Kein Deist hört gern Lauten. Zwar hat der liebe grundgütige Gott für alle Menschen ge- sorgt, für Christen sowohl, als für Nicht- christen. Die Unchristen und Antichristen sollten, wenn sie Gelegenheit haben, sich dem Christenthume einzuverleiben und einzuver- seelen, die Einladungen nicht verwerfen, son- dern sich den Kopf waschen laßen, wodurch das Herz mit rein wird. Was hilft die reine Vernunft, wenn das Herz nicht rein ist? Nur die, so reines Herzens sind, werden Gott schauen! Mensch und Christ sterben; allein der Christ ist eigentlich der Lehnsträ- ger, der Gutserbe, der eigentliche Sterbliche. Man kann nur von ihm sagen, daß er geboh- ren werde, und daß er sterbe. Der Unchrist ist ein Mensch, als wollt er Mensch seyn. Der Christ ist alles würklich, was er ist.
Sanct
ſeine Seele und ſeinen Leib unbefleckt bewah- ret, nach dem vorgeſtrecktem Ziele laͤuft, wer heilig lebt, weil Gott heilig iſt, der ſtirbt ſe- lig. Wer dem Herrn lebt, ſtirbt ihm auch.
Die erſten Chriſten verſammleten ſich, aus Furcht vor den Verfolgern, auf Graͤbern, zum Gottesdienſte; und wie ſchoͤn klingen Todesglocken dem, der zu ſterben verſteht. Kein Deiſt hoͤrt gern Lauten. Zwar hat der liebe grundguͤtige Gott fuͤr alle Menſchen ge- ſorgt, fuͤr Chriſten ſowohl, als fuͤr Nicht- chriſten. Die Unchriſten und Antichriſten ſollten, wenn ſie Gelegenheit haben, ſich dem Chriſtenthume einzuverleiben und einzuver- ſeelen, die Einladungen nicht verwerfen, ſon- dern ſich den Kopf waſchen laßen, wodurch das Herz mit rein wird. Was hilft die reine Vernunft, wenn das Herz nicht rein iſt? Nur die, ſo reines Herzens ſind, werden Gott ſchauen! Menſch und Chriſt ſterben; allein der Chriſt iſt eigentlich der Lehnstraͤ- ger, der Gutserbe, der eigentliche Sterbliche. Man kann nur von ihm ſagen, daß er geboh- ren werde, und daß er ſterbe. Der Unchriſt iſt ein Menſch, als wollt er Menſch ſeyn. Der Chriſt iſt alles wuͤrklich, was er iſt.
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ſeine Seele und ſeinen Leib unbefleckt bewah-
ret, nach dem vorgeſtrecktem Ziele laͤuft, wer
heilig lebt, weil Gott heilig iſt, der ſtirbt ſe-
lig. Wer dem Herrn lebt, ſtirbt ihm auch.
Die erſten Chriſten verſammleten ſich, aus
Furcht vor den Verfolgern, auf Graͤbern,
zum Gottesdienſte; und wie ſchoͤn klingen
Todesglocken dem, der zu ſterben verſteht.
Kein Deiſt hoͤrt gern Lauten. Zwar hat der
liebe grundguͤtige Gott fuͤr alle Menſchen ge-
ſorgt, fuͤr Chriſten ſowohl, als fuͤr Nicht-
chriſten. Die Unchriſten und Antichriſten
ſollten, wenn ſie Gelegenheit haben, ſich dem
Chriſtenthume einzuverleiben und einzuver-
ſeelen, die Einladungen nicht verwerfen, ſon-
dern ſich den Kopf waſchen laßen, wodurch
das Herz mit rein wird. Was hilft die reine
Vernunft, wenn das Herz nicht rein iſt?
Nur die, ſo reines Herzens ſind, werden
Gott ſchauen! Menſch und Chriſt ſterben;
allein der Chriſt iſt eigentlich der Lehnstraͤ-
ger, der Gutserbe, der eigentliche Sterbliche.
Man kann nur von ihm ſagen, daß er geboh-
ren werde, und daß er ſterbe. Der Unchriſt
iſt ein Menſch, als wollt er Menſch ſeyn.
Der Chriſt iſt alles wuͤrklich, was er iſt.
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Hippel, Theodor Gottlieb von: Lebensläufe nach Aufsteigender Linie. Bd. 3,1. Berlin, 1781, S. 204. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hippel_lebenslaeufe0301_1781/210>, abgerufen am 16.02.2025.
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