und wenn es uns recht gut bekommen soll, muß unsere Mahlzeit geistisch gewürzet seyn. Den Menschen ganz zu erklären, dazu gehört mehr, als wir dießeits des Grabes vermö- gen! Der Christ kommt bey dieser Ausle- gung noch am nähesten. -- Er versteht das Menschen-Hyroglyph, so wie die Kinder ein Buch aus den Bildern. Das Grab hat nur auf die Schlacken Anspruch. Das feine des Körpers wird auferstehen. Das ist eine Wahrheit zum Wärmen, wenn alles an uns kalt wird. Gottes Weisheit handelt überall im Verborgenen; in Gräbern nur wird sie ge- rechtfertiget. In dies Auge, das im Tode verlöscht, wird wieder Licht geschlagen wer- den! Heilig! selig ist der elektrische Funke, der in diese Finsternis gesprühet werden wird. Dies Leben, ohne den Herrn, ist ein Fischzug Petri, der die ganze Nacht arbeitete und nichts fieng, und nur, wie er auf seines Mei- sters Befehl das Netz auswarf, mehr zog, als das Netz halten konnte. Wenn auch beym Christen zuweilen das Netz reißt, was ists ge- gen den Segen, der von Fischen gezogen wird? Heil dem Christen! Sein Leib ist im Dienst der Seele, die Seele im Dienst des Geistes, der Geist im Dienst Gottes.
Heil
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und wenn es uns recht gut bekommen ſoll, muß unſere Mahlzeit geiſtiſch gewuͤrzet ſeyn. Den Menſchen ganz zu erklaͤren, dazu gehoͤrt mehr, als wir dießeits des Grabes vermoͤ- gen! Der Chriſt kommt bey dieſer Ausle- gung noch am naͤheſten. — Er verſteht das Menſchen-Hyroglyph, ſo wie die Kinder ein Buch aus den Bildern. Das Grab hat nur auf die Schlacken Anſpruch. Das feine des Koͤrpers wird auferſtehen. Das iſt eine Wahrheit zum Waͤrmen, wenn alles an uns kalt wird. Gottes Weisheit handelt uͤberall im Verborgenen; in Graͤbern nur wird ſie ge- rechtfertiget. In dies Auge, das im Tode verloͤſcht, wird wieder Licht geſchlagen wer- den! Heilig! ſelig iſt der elektriſche Funke, der in dieſe Finſternis geſpruͤhet werden wird. Dies Leben, ohne den Herrn, iſt ein Fiſchzug Petri, der die ganze Nacht arbeitete und nichts fieng, und nur, wie er auf ſeines Mei- ſters Befehl das Netz auswarf, mehr zog, als das Netz halten konnte. Wenn auch beym Chriſten zuweilen das Netz reißt, was iſts ge- gen den Segen, der von Fiſchen gezogen wird? Heil dem Chriſten! Sein Leib iſt im Dienſt der Seele, die Seele im Dienſt des Geiſtes, der Geiſt im Dienſt Gottes.
Heil
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und wenn es uns recht gut bekommen ſoll,
muß unſere Mahlzeit geiſtiſch gewuͤrzet ſeyn.
Den Menſchen ganz zu erklaͤren, dazu gehoͤrt
mehr, als wir dießeits des Grabes vermoͤ-
gen! Der Chriſt kommt bey dieſer Ausle-
gung noch am naͤheſten. — Er verſteht das
Menſchen-Hyroglyph, ſo wie die Kinder ein
Buch aus den Bildern. Das Grab hat nur
auf die Schlacken Anſpruch. Das feine des
Koͤrpers wird auferſtehen. Das iſt eine
Wahrheit zum Waͤrmen, wenn alles an uns
kalt wird. Gottes Weisheit handelt uͤberall
im Verborgenen; in Graͤbern nur wird ſie ge-
rechtfertiget. In dies Auge, das im Tode
verloͤſcht, wird wieder Licht geſchlagen wer-
den! Heilig! ſelig iſt der elektriſche Funke, der
in dieſe Finſternis geſpruͤhet werden wird.
Dies Leben, ohne den Herrn, iſt ein Fiſchzug
Petri, der die ganze Nacht arbeitete und
nichts fieng, und nur, wie er auf ſeines Mei-
ſters Befehl das Netz auswarf, mehr zog,
als das Netz halten konnte. Wenn auch beym
Chriſten zuweilen das Netz reißt, was iſts ge-
gen den Segen, der von Fiſchen gezogen
wird? Heil dem Chriſten! Sein Leib iſt im
Dienſt der Seele, die Seele im Dienſt des
Geiſtes, der Geiſt im Dienſt Gottes.
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Hippel, Theodor Gottlieb von: Lebensläufe nach Aufsteigender Linie. Bd. 3,1. Berlin, 1781, S. 215. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hippel_lebenslaeufe0301_1781/221>, abgerufen am 16.02.2025.
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