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Hippel, Theodor Gottlieb von: Lebensläufe nach Aufsteigender Linie. Bd. 3,1. Berlin, 1781.

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Gott weckt alle Frühjahre Todte auf, und je-
der Augenblick ist eine Auferstehung. In je-
dem Felde sind Schaaren Evangelisten, die
uns die Lehre der Wiedergeburt, des Wieder-
lebens alles Fleisches, das wie Heu ist, ver-
kündigen. Wir ziehen aus diesem Leibe, um
in eine andre himmlische Wohnung einzuzie-
hen, wie aus der Pacht ins Eigenthum. So
verwandeln sich vor unsern Augen unzählige
Dinge. -- Der Geist ist der eigentliche
Mensch, dieser Jünger Christi stirbet nicht.
Der Pfeil des Todes trift nur den Leib. So
bald es zum Sterben geht, beruhet alles auf
der Einbildung derer, so nicht sterben und
sterben sehen. Seht ihr denn den Geist,
ihr Händeringer? Er ist in Gottes Hand
und keine Quaal rühret ihn an, und warum
sollte der Geist um diesen Leib und dies Gebein
zittern und zagen? Warum solt' er beym
Leichenbegängnis im ersten Paar, wie ein
leidtragender Wittwer, gehen? Wie viel
mahl soll ich den Trost des Christen wieder-
hohlen? Auch sein Leib wird nicht unterge-
hen. Pflanze und Thier fordern das zurück,
was ihnen zugehört, und was ist denn, was
wir ihnen zurückgeben? Ist es nicht Etwas,
das uns oft so lästig war? -- In der Natur

ist
O 5

Gott weckt alle Fruͤhjahre Todte auf, und je-
der Augenblick iſt eine Auferſtehung. In je-
dem Felde ſind Schaaren Evangeliſten, die
uns die Lehre der Wiedergeburt, des Wieder-
lebens alles Fleiſches, das wie Heu iſt, ver-
kuͤndigen. Wir ziehen aus dieſem Leibe, um
in eine andre himmliſche Wohnung einzuzie-
hen, wie aus der Pacht ins Eigenthum. So
verwandeln ſich vor unſern Augen unzaͤhlige
Dinge. — Der Geiſt iſt der eigentliche
Menſch, dieſer Juͤnger Chriſti ſtirbet nicht.
Der Pfeil des Todes trift nur den Leib. So
bald es zum Sterben geht, beruhet alles auf
der Einbildung derer, ſo nicht ſterben und
ſterben ſehen. Seht ihr denn den Geiſt,
ihr Haͤnderinger? Er iſt in Gottes Hand
und keine Quaal ruͤhret ihn an, und warum
ſollte der Geiſt um dieſen Leib und dies Gebein
zittern und zagen? Warum ſolt’ er beym
Leichenbegaͤngnis im erſten Paar, wie ein
leidtragender Wittwer, gehen? Wie viel
mahl ſoll ich den Troſt des Chriſten wieder-
hohlen? Auch ſein Leib wird nicht unterge-
hen. Pflanze und Thier fordern das zuruͤck,
was ihnen zugehoͤrt, und was iſt denn, was
wir ihnen zuruͤckgeben? Iſt es nicht Etwas,
das uns oft ſo laͤſtig war? — In der Natur

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[217/0223] Gott weckt alle Fruͤhjahre Todte auf, und je- der Augenblick iſt eine Auferſtehung. In je- dem Felde ſind Schaaren Evangeliſten, die uns die Lehre der Wiedergeburt, des Wieder- lebens alles Fleiſches, das wie Heu iſt, ver- kuͤndigen. Wir ziehen aus dieſem Leibe, um in eine andre himmliſche Wohnung einzuzie- hen, wie aus der Pacht ins Eigenthum. So verwandeln ſich vor unſern Augen unzaͤhlige Dinge. — Der Geiſt iſt der eigentliche Menſch, dieſer Juͤnger Chriſti ſtirbet nicht. Der Pfeil des Todes trift nur den Leib. So bald es zum Sterben geht, beruhet alles auf der Einbildung derer, ſo nicht ſterben und ſterben ſehen. Seht ihr denn den Geiſt, ihr Haͤnderinger? Er iſt in Gottes Hand und keine Quaal ruͤhret ihn an, und warum ſollte der Geiſt um dieſen Leib und dies Gebein zittern und zagen? Warum ſolt’ er beym Leichenbegaͤngnis im erſten Paar, wie ein leidtragender Wittwer, gehen? Wie viel mahl ſoll ich den Troſt des Chriſten wieder- hohlen? Auch ſein Leib wird nicht unterge- hen. Pflanze und Thier fordern das zuruͤck, was ihnen zugehoͤrt, und was iſt denn, was wir ihnen zuruͤckgeben? Iſt es nicht Etwas, das uns oft ſo laͤſtig war? — In der Natur iſt O 5

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Zitationshilfe: Hippel, Theodor Gottlieb von: Lebensläufe nach Aufsteigender Linie. Bd. 3,1. Berlin, 1781, S. 217. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hippel_lebenslaeufe0301_1781/223>, abgerufen am 21.11.2024.