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Hippel, Theodor Gottlieb von: Lebensläufe nach Aufsteigender Linie. Bd. 3,1. Berlin, 1781.

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Geprüften, des heiligsten würdig befundenen,
beygeleget wird!

Geschöpfe, die Gott erkennen, in denen
Christus wohnet, können unmöglich auf der
ersten Stuffe bleiben, auf der Stuffe der
Kindheit. Dieses Leben ist ein Kinderstand.
Diese Leiber sind Windeln. Aus Kindern
werden Leute. Unsere Seele ist in dieser Welt
ein Licht unterm Scheffel. Wir steigen die
Stuffen, die Jacob im Traume sah, wo die
Engel hoch und niedrig standen, und wenn ich
gleich nach meinem Abschiede aus dieser Welt
ein Engel werde, kann es denn nicht auch
hier Classen der Seeligkeit geben? Der Thür-
hüterposten ist hier aber schon eine über alle
Maaßen wichtige Herrlichkeit, weil weder
Neid noch Eigendünkel mehr ist. In Gottes
Hause sind viele Wohnungen. Unser Haus
ist die Erde. Gottes Haus ist die Welt. Das
feste prophetische Wort zeiget uns die andere
Welt in Kupferstichen hier und da illuminirt!
Wie kann ein vernünftiger Lehrer anders
mit Kindern verfahren? Gastmahl! Para-
dies! himmlisches Jerusalem, eine schöne
Erbschaft, eine Ehrenkrone, ein Siegerkranz,
ein Ruhesitz Gottes! Eine Festfeyr! So wird
uns die andre Welt vorgestellt, und wenn

wir

Gepruͤften, des heiligſten wuͤrdig befundenen,
beygeleget wird!

Geſchoͤpfe, die Gott erkennen, in denen
Chriſtus wohnet, koͤnnen unmoͤglich auf der
erſten Stuffe bleiben, auf der Stuffe der
Kindheit. Dieſes Leben iſt ein Kinderſtand.
Dieſe Leiber ſind Windeln. Aus Kindern
werden Leute. Unſere Seele iſt in dieſer Welt
ein Licht unterm Scheffel. Wir ſteigen die
Stuffen, die Jacob im Traume ſah, wo die
Engel hoch und niedrig ſtanden, und wenn ich
gleich nach meinem Abſchiede aus dieſer Welt
ein Engel werde, kann es denn nicht auch
hier Claſſen der Seeligkeit geben? Der Thuͤr-
huͤterpoſten iſt hier aber ſchon eine uͤber alle
Maaßen wichtige Herrlichkeit, weil weder
Neid noch Eigenduͤnkel mehr iſt. In Gottes
Hauſe ſind viele Wohnungen. Unſer Haus
iſt die Erde. Gottes Haus iſt die Welt. Das
feſte prophetiſche Wort zeiget uns die andere
Welt in Kupferſtichen hier und da illuminirt!
Wie kann ein vernuͤnftiger Lehrer anders
mit Kindern verfahren? Gaſtmahl! Para-
dies! himmliſches Jeruſalem, eine ſchoͤne
Erbſchaft, eine Ehrenkrone, ein Siegerkranz,
ein Ruheſitz Gottes! Eine Feſtfeyr! So wird
uns die andre Welt vorgeſtellt, und wenn

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[219/0225] Gepruͤften, des heiligſten wuͤrdig befundenen, beygeleget wird! Geſchoͤpfe, die Gott erkennen, in denen Chriſtus wohnet, koͤnnen unmoͤglich auf der erſten Stuffe bleiben, auf der Stuffe der Kindheit. Dieſes Leben iſt ein Kinderſtand. Dieſe Leiber ſind Windeln. Aus Kindern werden Leute. Unſere Seele iſt in dieſer Welt ein Licht unterm Scheffel. Wir ſteigen die Stuffen, die Jacob im Traume ſah, wo die Engel hoch und niedrig ſtanden, und wenn ich gleich nach meinem Abſchiede aus dieſer Welt ein Engel werde, kann es denn nicht auch hier Claſſen der Seeligkeit geben? Der Thuͤr- huͤterpoſten iſt hier aber ſchon eine uͤber alle Maaßen wichtige Herrlichkeit, weil weder Neid noch Eigenduͤnkel mehr iſt. In Gottes Hauſe ſind viele Wohnungen. Unſer Haus iſt die Erde. Gottes Haus iſt die Welt. Das feſte prophetiſche Wort zeiget uns die andere Welt in Kupferſtichen hier und da illuminirt! Wie kann ein vernuͤnftiger Lehrer anders mit Kindern verfahren? Gaſtmahl! Para- dies! himmliſches Jeruſalem, eine ſchoͤne Erbſchaft, eine Ehrenkrone, ein Siegerkranz, ein Ruheſitz Gottes! Eine Feſtfeyr! So wird uns die andre Welt vorgeſtellt, und wenn wir

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Zitationshilfe: Hippel, Theodor Gottlieb von: Lebensläufe nach Aufsteigender Linie. Bd. 3,1. Berlin, 1781, S. 219. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hippel_lebenslaeufe0301_1781/225>, abgerufen am 10.05.2024.