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Hippel, Theodor Gottlieb von: Lebensläufe nach Aufsteigender Linie. Bd. 3,1. Berlin, 1781.

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richtet. Ein Unterschied, der gewis weit her
ist. Das Schluswort-Register war das Amen
dieser Taufhandlung. Der Vater übergab
mir dieses sein wohlbestaltes Kindlein so feyer-
lichst, wie man einem Pathen nur die Frucht
seines Leibes übergeben kann.

Mit der Abhandlung sind wir also fertig.
-- Noch mehr aber lag mir in L -- ob.

Meine Schuld drückte mich zu Boden.
Der Prediger in L -- war nicht in der besten
Vermögensverfaßung. Er hatte (dies und
jenes erfuhr ich von ungefehr) verschiedene
Auslagen bey Minens Begräbnis gehabt.
Glocken, Erde, Träger und desgleichen.
Dem Organisten must' ich auch eine gesegnete
Mahlzeit wünschen: denn, wenn gleich eine
Krähe der andern nicht die Augen aushackt;
so hat doch unser Glaubensvater, D. Luther,
in der vierten Bitte das Holz ausgelaßen,
welches nicht geschehen wäre, fals D. Luther
Organist in L -- gewesen, und wenn gleich
der gute Organist schon den Abend beym Pre-
diger sichs wohl schmecken lies; so kostet es
doch viel und mancherley, einen Sohn auf
der Universität zu haben, der künftige Pfing-
sten predigen und zeigen soll, ob er wüste, wo
er zu Hause gehöre? Oft hatt' ich schon dies

alles

richtet. Ein Unterſchied, der gewis weit her
iſt. Das Schluswort-Regiſter war das Amen
dieſer Taufhandlung. Der Vater uͤbergab
mir dieſes ſein wohlbeſtaltes Kindlein ſo feyer-
lichſt, wie man einem Pathen nur die Frucht
ſeines Leibes uͤbergeben kann.

Mit der Abhandlung ſind wir alſo fertig.
— Noch mehr aber lag mir in L — ob.

Meine Schuld druͤckte mich zu Boden.
Der Prediger in L — war nicht in der beſten
Vermoͤgensverfaßung. Er hatte (dies und
jenes erfuhr ich von ungefehr) verſchiedene
Auslagen bey Minens Begraͤbnis gehabt.
Glocken, Erde, Traͤger und desgleichen.
Dem Organiſten muſt’ ich auch eine geſegnete
Mahlzeit wuͤnſchen: denn, wenn gleich eine
Kraͤhe der andern nicht die Augen aushackt;
ſo hat doch unſer Glaubensvater, D. Luther,
in der vierten Bitte das Holz ausgelaßen,
welches nicht geſchehen waͤre, fals D. Luther
Organiſt in L — geweſen, und wenn gleich
der gute Organiſt ſchon den Abend beym Pre-
diger ſichs wohl ſchmecken lies; ſo koſtet es
doch viel und mancherley, einen Sohn auf
der Univerſitaͤt zu haben, der kuͤnftige Pfing-
ſten predigen und zeigen ſoll, ob er wuͤſte, wo
er zu Hauſe gehoͤre? Oft hatt’ ich ſchon dies

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[246/0252] richtet. Ein Unterſchied, der gewis weit her iſt. Das Schluswort-Regiſter war das Amen dieſer Taufhandlung. Der Vater uͤbergab mir dieſes ſein wohlbeſtaltes Kindlein ſo feyer- lichſt, wie man einem Pathen nur die Frucht ſeines Leibes uͤbergeben kann. Mit der Abhandlung ſind wir alſo fertig. — Noch mehr aber lag mir in L — ob. Meine Schuld druͤckte mich zu Boden. Der Prediger in L — war nicht in der beſten Vermoͤgensverfaßung. Er hatte (dies und jenes erfuhr ich von ungefehr) verſchiedene Auslagen bey Minens Begraͤbnis gehabt. Glocken, Erde, Traͤger und desgleichen. Dem Organiſten muſt’ ich auch eine geſegnete Mahlzeit wuͤnſchen: denn, wenn gleich eine Kraͤhe der andern nicht die Augen aushackt; ſo hat doch unſer Glaubensvater, D. Luther, in der vierten Bitte das Holz ausgelaßen, welches nicht geſchehen waͤre, fals D. Luther Organiſt in L — geweſen, und wenn gleich der gute Organiſt ſchon den Abend beym Pre- diger ſichs wohl ſchmecken lies; ſo koſtet es doch viel und mancherley, einen Sohn auf der Univerſitaͤt zu haben, der kuͤnftige Pfing- ſten predigen und zeigen ſoll, ob er wuͤſte, wo er zu Hauſe gehoͤre? Oft hatt’ ich ſchon dies alles

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Zitationshilfe: Hippel, Theodor Gottlieb von: Lebensläufe nach Aufsteigender Linie. Bd. 3,1. Berlin, 1781, S. 246. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hippel_lebenslaeufe0301_1781/252>, abgerufen am 22.11.2024.