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Hippel, Theodor Gottlieb von: Lebensläufe nach Aufsteigender Linie. Bd. 3,1. Berlin, 1781.

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welche nur bey Veränderung des Wetters die
vorige Wunde ins Gedächtnis bringen. --

Ich sieng an, mein Haus in L -- zu be-
stellen: ich hatte viel zu bestellen! So gern
ich gleich noch bey Minchens Grabe geblie-
ben wäre; so wollt' und konnt' ich doch nicht
füglich länger weilen. -- Ein ganzes Tage-
werk war, die Abhandlung von der Sünde
wider den heiligen Geist von Anfang bis ans
selge Ende zu hören; das Register blos aus-
geschlossen. Der Prediger hielt Comma, Co-
lon, Semicolon, Ausrufungszeichen, (deren
viel vorkamen,) Fragzeichen, und wie sie wei-
ter lauten, diese himmlische Zeichen, wie
meine Mutter sie benahmte. Ich werde mir
vorstellen, fuhr der Prediger fort, als ob Sie
mein Bruder wären, und nun brach er mit
der Zueignungsschrift los, und that wörtlich
so, als ob ich der Königliche Rath wäre. Ich
wolt' ihnen, sagt' er beym Anfang der Vor-
lesung, keinen unbeseelten Odem mitgeben;
keinen todten Körper, sondern ihm vielmehr
einen lebendigen Othem einblasen und sie Ih-
nen emphatisch vorlesen. Er hielte Wort.
Ausdruck, nicht Eindruck, machte diese Ab-
handlung. Man konnte drüber sprechen.
Zum weiter nachdenken war sie nicht einge-

richtet.
Q 3

welche nur bey Veraͤnderung des Wetters die
vorige Wunde ins Gedaͤchtnis bringen. —

Ich ſieng an, mein Haus in L — zu be-
ſtellen: ich hatte viel zu beſtellen! So gern
ich gleich noch bey Minchens Grabe geblie-
ben waͤre; ſo wollt’ und konnt’ ich doch nicht
fuͤglich laͤnger weilen. — Ein ganzes Tage-
werk war, die Abhandlung von der Suͤnde
wider den heiligen Geiſt von Anfang bis ans
ſelge Ende zu hoͤren; das Regiſter blos aus-
geſchloſſen. Der Prediger hielt Comma, Co-
lon, Semicolon, Ausrufungszeichen, (deren
viel vorkamen,) Fragzeichen, und wie ſie wei-
ter lauten, dieſe himmliſche Zeichen, wie
meine Mutter ſie benahmte. Ich werde mir
vorſtellen, fuhr der Prediger fort, als ob Sie
mein Bruder waͤren, und nun brach er mit
der Zueignungsſchrift los, und that woͤrtlich
ſo, als ob ich der Koͤnigliche Rath waͤre. Ich
wolt’ ihnen, ſagt’ er beym Anfang der Vor-
leſung, keinen unbeſeelten Odem mitgeben;
keinen todten Koͤrper, ſondern ihm vielmehr
einen lebendigen Othem einblaſen und ſie Ih-
nen emphatiſch vorleſen. Er hielte Wort.
Ausdruck, nicht Eindruck, machte dieſe Ab-
handlung. Man konnte druͤber ſprechen.
Zum weiter nachdenken war ſie nicht einge-

richtet.
Q 3
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[245/0251] welche nur bey Veraͤnderung des Wetters die vorige Wunde ins Gedaͤchtnis bringen. — Ich ſieng an, mein Haus in L — zu be- ſtellen: ich hatte viel zu beſtellen! So gern ich gleich noch bey Minchens Grabe geblie- ben waͤre; ſo wollt’ und konnt’ ich doch nicht fuͤglich laͤnger weilen. — Ein ganzes Tage- werk war, die Abhandlung von der Suͤnde wider den heiligen Geiſt von Anfang bis ans ſelge Ende zu hoͤren; das Regiſter blos aus- geſchloſſen. Der Prediger hielt Comma, Co- lon, Semicolon, Ausrufungszeichen, (deren viel vorkamen,) Fragzeichen, und wie ſie wei- ter lauten, dieſe himmliſche Zeichen, wie meine Mutter ſie benahmte. Ich werde mir vorſtellen, fuhr der Prediger fort, als ob Sie mein Bruder waͤren, und nun brach er mit der Zueignungsſchrift los, und that woͤrtlich ſo, als ob ich der Koͤnigliche Rath waͤre. Ich wolt’ ihnen, ſagt’ er beym Anfang der Vor- leſung, keinen unbeſeelten Odem mitgeben; keinen todten Koͤrper, ſondern ihm vielmehr einen lebendigen Othem einblaſen und ſie Ih- nen emphatiſch vorleſen. Er hielte Wort. Ausdruck, nicht Eindruck, machte dieſe Ab- handlung. Man konnte druͤber ſprechen. Zum weiter nachdenken war ſie nicht einge- richtet. Q 3

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Zitationshilfe: Hippel, Theodor Gottlieb von: Lebensläufe nach Aufsteigender Linie. Bd. 3,1. Berlin, 1781, S. 245. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hippel_lebenslaeufe0301_1781/251>, abgerufen am 22.11.2024.