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Hippel, Theodor Gottlieb von: Lebensläufe nach Aufsteigender Linie. Bd. 3,1. Berlin, 1781.

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über fas und nefas in dieser freyen Kunst,
nicht minder die cunterbunte preußische Jagd-
verordnungen geben laßen, Bruder, ein Stu-
dium, um den Tod zu haben! freylich mehr,
als Jagdterminologie, wodurch man für
Fund Zeitlebens sicher ist, und noch dazu
Fund andern zuwenden kann. Indeßen sag
mir, du bist doch ein kluger Kerl, wie kom-
men die regierende Herren dazu, die Jagden
zu Herrlichkeiten und Gestrengigkeiten zu
rechnen, und sich drüber solche Rechte anzu-
maßen, als ob ihnen das liebe Wild näher
wäre, als Schaafe, Ochsen allzumal? Da
hab ich schon gedacht, daß sie ihre allerunter-
thänigst treugehorsamste Sclaven nicht zu ge-
nau mit dem Wilde bekannt machen wollen,
um sie nicht auf Wildgroße Gedanken zu brin-
gen, aus dem Schaafstall ins Freye. --

v. G -- brachte mich durch einige Be-
trachtungen, die nicht aus dem Stall waren,
zum Aufruf. Bruder, exclamirt' ich, du
entzückst mich, du bist ohne die Concertprobe-
Zeit abzurechnen, die du am Fenster verhört
hast, noch nicht vier und zwanzig Stunden
zu Hause, und sprichst so wahr! Und wenn
ich immer zu Hause bliebe, fiel er mir jagd-
eifrig ein, gelt! dann wär' ich Sclave über

Sclave.

uͤber fas und nefas in dieſer freyen Kunſt,
nicht minder die cunterbunte preußiſche Jagd-
verordnungen geben laßen, Bruder, ein Stu-
dium, um den Tod zu haben! freylich mehr,
als Jagdterminologie, wodurch man fuͤr
Fund Zeitlebens ſicher iſt, und noch dazu
Fund andern zuwenden kann. Indeßen ſag
mir, du biſt doch ein kluger Kerl, wie kom-
men die regierende Herren dazu, die Jagden
zu Herrlichkeiten und Geſtrengigkeiten zu
rechnen, und ſich druͤber ſolche Rechte anzu-
maßen, als ob ihnen das liebe Wild naͤher
waͤre, als Schaafe, Ochſen allzumal? Da
hab ich ſchon gedacht, daß ſie ihre allerunter-
thaͤnigſt treugehorſamſte Sclaven nicht zu ge-
nau mit dem Wilde bekannt machen wollen,
um ſie nicht auf Wildgroße Gedanken zu brin-
gen, aus dem Schaafſtall ins Freye. —

v. G — brachte mich durch einige Be-
trachtungen, die nicht aus dem Stall waren,
zum Aufruf. Bruder, exclamirt’ ich, du
entzuͤckſt mich, du biſt ohne die Concertprobe-
Zeit abzurechnen, die du am Fenſter verhoͤrt
haſt, noch nicht vier und zwanzig Stunden
zu Hauſe, und ſprichſt ſo wahr! Und wenn
ich immer zu Hauſe bliebe, fiel er mir jagd-
eifrig ein, gelt! dann waͤr’ ich Sclave uͤber

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[253/0259] uͤber fas und nefas in dieſer freyen Kunſt, nicht minder die cunterbunte preußiſche Jagd- verordnungen geben laßen, Bruder, ein Stu- dium, um den Tod zu haben! freylich mehr, als Jagdterminologie, wodurch man fuͤr Fund Zeitlebens ſicher iſt, und noch dazu Fund andern zuwenden kann. Indeßen ſag mir, du biſt doch ein kluger Kerl, wie kom- men die regierende Herren dazu, die Jagden zu Herrlichkeiten und Geſtrengigkeiten zu rechnen, und ſich druͤber ſolche Rechte anzu- maßen, als ob ihnen das liebe Wild naͤher waͤre, als Schaafe, Ochſen allzumal? Da hab ich ſchon gedacht, daß ſie ihre allerunter- thaͤnigſt treugehorſamſte Sclaven nicht zu ge- nau mit dem Wilde bekannt machen wollen, um ſie nicht auf Wildgroße Gedanken zu brin- gen, aus dem Schaafſtall ins Freye. — v. G — brachte mich durch einige Be- trachtungen, die nicht aus dem Stall waren, zum Aufruf. Bruder, exclamirt’ ich, du entzuͤckſt mich, du biſt ohne die Concertprobe- Zeit abzurechnen, die du am Fenſter verhoͤrt haſt, noch nicht vier und zwanzig Stunden zu Hauſe, und ſprichſt ſo wahr! Und wenn ich immer zu Hauſe bliebe, fiel er mir jagd- eifrig ein, gelt! dann waͤr’ ich Sclave uͤber Sclave.

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Zitationshilfe: Hippel, Theodor Gottlieb von: Lebensläufe nach Aufsteigender Linie. Bd. 3,1. Berlin, 1781, S. 253. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hippel_lebenslaeufe0301_1781/259>, abgerufen am 23.11.2024.