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Hippel, Theodor Gottlieb von: Lebensläufe nach Aufsteigender Linie. Bd. 3,1. Berlin, 1781.

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durch diese Solennität überrascht werden,
mithin hätt' er thun müssen, als wüßt' er
nicht, was Trumpf wäre. Er wollt' es auch,
wie mich dünkt; indessen zeigte seine lichter-
loh brennende goldne Weste das Gegentheil.
All sein Tichten und Trachten fiel zusehens
dahin aus, daß ihm diese Feyerlichkeit, die
im Finstern geschlichen, nicht unbekannt ge-
blieben. Er sahe leibhaftig wie das Ziel aus,
nach dem geschossen ward.

Ich merkte bey aller meiner Zerstreuung,
daß Amalia der schmucken Trine des guten
Junker Gotthards Abbruch gethan, und ob-
gleich er gewiß mehr, als eine, in dieser Ge-
gend (wieder sein Ausdruck) auf dem Korn
hatte; so schien doch Amalia das Schnupf-
tuch empfangen zu haben. Jene mit schwar-
zem Haar, wie Ebenholz, wobey eigentlich
Junker Gotthard titulo institutionis honora-
bili
zum Erben eingesetzet war, hatt' es we-
gen der zehn tausend Liebesgötter auf dem
Busen, die bis auf zehn reducirt wurden, ver-
dorben. Amalia hatte sehr wohl bedächtlich die-
sen Abend alles, was ihr nachtheilig seyn konn-
te, entfernet; sie allein wollte mit ihrer blonden
Stirne siegen und mit ihrem wallenden herauf
bebendem Busen, und mit ihrem dahin fliessen-

den

durch dieſe Solennitaͤt uͤberraſcht werden,
mithin haͤtt’ er thun muͤſſen, als wuͤßt’ er
nicht, was Trumpf waͤre. Er wollt’ es auch,
wie mich duͤnkt; indeſſen zeigte ſeine lichter-
loh brennende goldne Weſte das Gegentheil.
All ſein Tichten und Trachten fiel zuſehens
dahin aus, daß ihm dieſe Feyerlichkeit, die
im Finſtern geſchlichen, nicht unbekannt ge-
blieben. Er ſahe leibhaftig wie das Ziel aus,
nach dem geſchoſſen ward.

Ich merkte bey aller meiner Zerſtreuung,
daß Amalia der ſchmucken Trine des guten
Junker Gotthards Abbruch gethan, und ob-
gleich er gewiß mehr, als eine, in dieſer Ge-
gend (wieder ſein Ausdruck) auf dem Korn
hatte; ſo ſchien doch Amalia das Schnupf-
tuch empfangen zu haben. Jene mit ſchwar-
zem Haar, wie Ebenholz, wobey eigentlich
Junker Gotthard titulo inſtitutionis honora-
bili
zum Erben eingeſetzet war, hatt’ es we-
gen der zehn tauſend Liebesgoͤtter auf dem
Buſen, die bis auf zehn reducirt wurden, ver-
dorben. Amalia hatte ſehr wohl bedaͤchtlich die-
ſen Abend alles, was ihr nachtheilig ſeyn konn-
te, entfernet; ſie allein wollte mit ihrer blonden
Stirne ſiegen und mit ihrem wallenden herauf
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[258/0264] durch dieſe Solennitaͤt uͤberraſcht werden, mithin haͤtt’ er thun muͤſſen, als wuͤßt’ er nicht, was Trumpf waͤre. Er wollt’ es auch, wie mich duͤnkt; indeſſen zeigte ſeine lichter- loh brennende goldne Weſte das Gegentheil. All ſein Tichten und Trachten fiel zuſehens dahin aus, daß ihm dieſe Feyerlichkeit, die im Finſtern geſchlichen, nicht unbekannt ge- blieben. Er ſahe leibhaftig wie das Ziel aus, nach dem geſchoſſen ward. Ich merkte bey aller meiner Zerſtreuung, daß Amalia der ſchmucken Trine des guten Junker Gotthards Abbruch gethan, und ob- gleich er gewiß mehr, als eine, in dieſer Ge- gend (wieder ſein Ausdruck) auf dem Korn hatte; ſo ſchien doch Amalia das Schnupf- tuch empfangen zu haben. Jene mit ſchwar- zem Haar, wie Ebenholz, wobey eigentlich Junker Gotthard titulo inſtitutionis honora- bili zum Erben eingeſetzet war, hatt’ es we- gen der zehn tauſend Liebesgoͤtter auf dem Buſen, die bis auf zehn reducirt wurden, ver- dorben. Amalia hatte ſehr wohl bedaͤchtlich die- ſen Abend alles, was ihr nachtheilig ſeyn konn- te, entfernet; ſie allein wollte mit ihrer blonden Stirne ſiegen und mit ihrem wallenden herauf bebendem Buſen, und mit ihrem dahin flieſſen- den

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Zitationshilfe: Hippel, Theodor Gottlieb von: Lebensläufe nach Aufsteigender Linie. Bd. 3,1. Berlin, 1781, S. 258. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hippel_lebenslaeufe0301_1781/264>, abgerufen am 24.11.2024.