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Hippel, Theodor Gottlieb von: Lebensläufe nach Aufsteigender Linie. Bd. 3,1. Berlin, 1781.

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wißen nicht, was solch eingebildetes Wesen
für Folgen hat. Seit einiger Zeit war mein
Vorsatz, Sie aufzusuchen und Ihnen diese
Lehre zu wiederhohlen, die ich Ihnen beym
Miethscontrakt nicht verhielt. Konnt' ich
aber so grob seyn, und Sie aus der Miethe
setzen, ehe Sie sie mir selbst aufzukündigen
genehm finden würden? Heute alles, wie
gerufen. Der Todtengräber belegte seine Er-
mahnung mit einer Geschichte, die vor kur-
zem ihre Endschaft erreichet hatte. Es ver-
droß mich, daß so etwas auf dem Rosgärt-
schen Kirchhofe geblieben, ohne daß ich in
meinem Quartier der Stadt davon eine Tod-
tenglocke gehört.

Was liegt nicht alles auf den Kirchhöfen
begraben! In großen Städten ist Vergnü-
gen der Inhalt. Das Wort Tod ist hier so
contreband, als das unhallische Salz in
Preußen. Hier ist diese Geschichte, womit
ich diesen Kirchhof schließe, so wie ich ihn mit
einer Geschichte meinen Lesern öfnete. Zuvor
eine Todtengräber Bemerkung, die meinen
Lesern nichts Neues ist, daß mehr Leute an
der Liebe sterben, als an den Blattern. Die
Schuld hievon gehört auf die Rechnung des
Zwangs, den man den Menschen auflegt.

Man
S 5

wißen nicht, was ſolch eingebildetes Weſen
fuͤr Folgen hat. Seit einiger Zeit war mein
Vorſatz, Sie aufzuſuchen und Ihnen dieſe
Lehre zu wiederhohlen, die ich Ihnen beym
Miethscontrakt nicht verhielt. Konnt’ ich
aber ſo grob ſeyn, und Sie aus der Miethe
ſetzen, ehe Sie ſie mir ſelbſt aufzukuͤndigen
genehm finden wuͤrden? Heute alles, wie
gerufen. Der Todtengraͤber belegte ſeine Er-
mahnung mit einer Geſchichte, die vor kur-
zem ihre Endſchaft erreichet hatte. Es ver-
droß mich, daß ſo etwas auf dem Rosgaͤrt-
ſchen Kirchhofe geblieben, ohne daß ich in
meinem Quartier der Stadt davon eine Tod-
tenglocke gehoͤrt.

Was liegt nicht alles auf den Kirchhoͤfen
begraben! In großen Staͤdten iſt Vergnuͤ-
gen der Inhalt. Das Wort Tod iſt hier ſo
contreband, als das unhalliſche Salz in
Preußen. Hier iſt dieſe Geſchichte, womit
ich dieſen Kirchhof ſchließe, ſo wie ich ihn mit
einer Geſchichte meinen Leſern oͤfnete. Zuvor
eine Todtengraͤber Bemerkung, die meinen
Leſern nichts Neues iſt, daß mehr Leute an
der Liebe ſterben, als an den Blattern. Die
Schuld hievon gehoͤrt auf die Rechnung des
Zwangs, den man den Menſchen auflegt.

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[281/0287] wißen nicht, was ſolch eingebildetes Weſen fuͤr Folgen hat. Seit einiger Zeit war mein Vorſatz, Sie aufzuſuchen und Ihnen dieſe Lehre zu wiederhohlen, die ich Ihnen beym Miethscontrakt nicht verhielt. Konnt’ ich aber ſo grob ſeyn, und Sie aus der Miethe ſetzen, ehe Sie ſie mir ſelbſt aufzukuͤndigen genehm finden wuͤrden? Heute alles, wie gerufen. Der Todtengraͤber belegte ſeine Er- mahnung mit einer Geſchichte, die vor kur- zem ihre Endſchaft erreichet hatte. Es ver- droß mich, daß ſo etwas auf dem Rosgaͤrt- ſchen Kirchhofe geblieben, ohne daß ich in meinem Quartier der Stadt davon eine Tod- tenglocke gehoͤrt. Was liegt nicht alles auf den Kirchhoͤfen begraben! In großen Staͤdten iſt Vergnuͤ- gen der Inhalt. Das Wort Tod iſt hier ſo contreband, als das unhalliſche Salz in Preußen. Hier iſt dieſe Geſchichte, womit ich dieſen Kirchhof ſchließe, ſo wie ich ihn mit einer Geſchichte meinen Leſern oͤfnete. Zuvor eine Todtengraͤber Bemerkung, die meinen Leſern nichts Neues iſt, daß mehr Leute an der Liebe ſterben, als an den Blattern. Die Schuld hievon gehoͤrt auf die Rechnung des Zwangs, den man den Menſchen auflegt. Man S 5

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Zitationshilfe: Hippel, Theodor Gottlieb von: Lebensläufe nach Aufsteigender Linie. Bd. 3,1. Berlin, 1781, S. 281. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hippel_lebenslaeufe0301_1781/287>, abgerufen am 26.11.2024.