Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Hippel, Theodor Gottlieb von: Lebensläufe nach Aufsteigender Linie. Bd. 3,1. Berlin, 1781.

Bild:
<< vorherige Seite

zum Vorschein kommen? Mehr, als in vie-
len überdachten Beantwortungen gleich über-
dachter Preisaufgaben! Wie selten ist der
Mensch, Mensch, wie selten kann, wie selten
darf ers seyn! o! wenn ers doch immer wä-
re! -- Tausendmahl um Vergebung, sagte
Herr v. W-- und Herrmann tausendmahl
unterthänigst um Vergebung, wenn von Je-
manden wo ein Schnack mit andern Umstän-
den erzählt ward, als Herr v. W-- oder der
schnackreiche alte Herr ihn zu wißen das Ver-
gnügen hatten. Es hat ehegestern gefroren,
sagt Herr v. G--, tausendmahl um Verge-
bung, fällt Herr v. W-- ein, und der alte
Herr nimmt sich die Erlaubnis, tausendmahl
unterthänigst um Vergebung zu bitten. War-
um tausendmahl, erwiederte Herr v. G--,
ich sags einmal, und warum um Vergebung?
Hats nicht gefroren; so sagen Ew. Hochwohl-
gebohrnen und Hoch-Edlen: es hat nicht ge-
froren. Hat es aber gefroren; so halt't bey-
de das Maul! Mit der Vergebung bleibt
mir in alle Wege vom Leibe. -- Vergebt
eurem Schuldiger, wie Gott euch vergeben
soll. So der brave v. G--. Mein Vater
würde diesen Auftritt auf philosophische No-
ten setzen, und sich also verlauten lassen: der

Mensch

zum Vorſchein kommen? Mehr, als in vie-
len uͤberdachten Beantwortungen gleich uͤber-
dachter Preisaufgaben! Wie ſelten iſt der
Menſch, Menſch, wie ſelten kann, wie ſelten
darf ers ſeyn! o! wenn ers doch immer waͤ-
re! — Tauſendmahl um Vergebung, ſagte
Herr v. W— und Herrmann tauſendmahl
unterthaͤnigſt um Vergebung, wenn von Je-
manden wo ein Schnack mit andern Umſtaͤn-
den erzaͤhlt ward, als Herr v. W— oder der
ſchnackreiche alte Herr ihn zu wißen das Ver-
gnuͤgen hatten. Es hat ehegeſtern gefroren,
ſagt Herr v. G—, tauſendmahl um Verge-
bung, faͤllt Herr v. W— ein, und der alte
Herr nimmt ſich die Erlaubnis, tauſendmahl
unterthaͤnigſt um Vergebung zu bitten. War-
um tauſendmahl, erwiederte Herr v. G—,
ich ſags einmal, und warum um Vergebung?
Hats nicht gefroren; ſo ſagen Ew. Hochwohl-
gebohrnen und Hoch-Edlen: es hat nicht ge-
froren. Hat es aber gefroren; ſo halt’t bey-
de das Maul! Mit der Vergebung bleibt
mir in alle Wege vom Leibe. — Vergebt
eurem Schuldiger, wie Gott euch vergeben
ſoll. So der brave v. G—. Mein Vater
wuͤrde dieſen Auftritt auf philoſophiſche No-
ten ſetzen, und ſich alſo verlauten laſſen: der

Menſch
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0308" n="302"/>
zum Vor&#x017F;chein kommen? Mehr, als in vie-<lb/>
len u&#x0364;berdachten Beantwortungen gleich u&#x0364;ber-<lb/>
dachter Preisaufgaben! Wie &#x017F;elten i&#x017F;t der<lb/>
Men&#x017F;ch, Men&#x017F;ch, wie &#x017F;elten kann, wie &#x017F;elten<lb/>
darf ers &#x017F;eyn! o! wenn ers doch immer wa&#x0364;-<lb/>
re! &#x2014; Tau&#x017F;endmahl um Vergebung, &#x017F;agte<lb/>
Herr v. W&#x2014; und Herrmann tau&#x017F;endmahl<lb/>
untertha&#x0364;nig&#x017F;t um Vergebung, wenn von Je-<lb/>
manden wo ein Schnack mit andern Um&#x017F;ta&#x0364;n-<lb/>
den erza&#x0364;hlt ward, als Herr v. W&#x2014; oder der<lb/>
&#x017F;chnackreiche alte Herr ihn zu wißen das Ver-<lb/>
gnu&#x0364;gen hatten. Es hat ehege&#x017F;tern gefroren,<lb/>
&#x017F;agt Herr v. G&#x2014;, tau&#x017F;endmahl um Verge-<lb/>
bung, fa&#x0364;llt Herr v. W&#x2014; ein, und der alte<lb/>
Herr nimmt &#x017F;ich die Erlaubnis, tau&#x017F;endmahl<lb/>
untertha&#x0364;nig&#x017F;t um Vergebung zu bitten. War-<lb/>
um tau&#x017F;endmahl, erwiederte Herr v. G&#x2014;,<lb/>
ich &#x017F;ags einmal, und warum um Vergebung?<lb/>
Hats nicht gefroren; &#x017F;o &#x017F;agen Ew. Hochwohl-<lb/>
gebohrnen und Hoch-Edlen: es hat nicht ge-<lb/>
froren. Hat es aber gefroren; &#x017F;o halt&#x2019;t bey-<lb/>
de das Maul! Mit der Vergebung bleibt<lb/>
mir in alle Wege vom Leibe. &#x2014; Vergebt<lb/>
eurem Schuldiger, wie Gott euch vergeben<lb/>
&#x017F;oll. So der brave v. G&#x2014;. Mein Vater<lb/>
wu&#x0364;rde die&#x017F;en Auftritt auf philo&#x017F;ophi&#x017F;che No-<lb/>
ten &#x017F;etzen, und &#x017F;ich al&#x017F;o verlauten la&#x017F;&#x017F;en: der<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">Men&#x017F;ch</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[302/0308] zum Vorſchein kommen? Mehr, als in vie- len uͤberdachten Beantwortungen gleich uͤber- dachter Preisaufgaben! Wie ſelten iſt der Menſch, Menſch, wie ſelten kann, wie ſelten darf ers ſeyn! o! wenn ers doch immer waͤ- re! — Tauſendmahl um Vergebung, ſagte Herr v. W— und Herrmann tauſendmahl unterthaͤnigſt um Vergebung, wenn von Je- manden wo ein Schnack mit andern Umſtaͤn- den erzaͤhlt ward, als Herr v. W— oder der ſchnackreiche alte Herr ihn zu wißen das Ver- gnuͤgen hatten. Es hat ehegeſtern gefroren, ſagt Herr v. G—, tauſendmahl um Verge- bung, faͤllt Herr v. W— ein, und der alte Herr nimmt ſich die Erlaubnis, tauſendmahl unterthaͤnigſt um Vergebung zu bitten. War- um tauſendmahl, erwiederte Herr v. G—, ich ſags einmal, und warum um Vergebung? Hats nicht gefroren; ſo ſagen Ew. Hochwohl- gebohrnen und Hoch-Edlen: es hat nicht ge- froren. Hat es aber gefroren; ſo halt’t bey- de das Maul! Mit der Vergebung bleibt mir in alle Wege vom Leibe. — Vergebt eurem Schuldiger, wie Gott euch vergeben ſoll. So der brave v. G—. Mein Vater wuͤrde dieſen Auftritt auf philoſophiſche No- ten ſetzen, und ſich alſo verlauten laſſen: der Menſch

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/hippel_lebenslaeufe0301_1781
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/hippel_lebenslaeufe0301_1781/308
Zitationshilfe: Hippel, Theodor Gottlieb von: Lebensläufe nach Aufsteigender Linie. Bd. 3,1. Berlin, 1781, S. 302. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hippel_lebenslaeufe0301_1781/308>, abgerufen am 22.11.2024.