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Hippel, Theodor Gottlieb von: Lebensläufe nach Aufsteigender Linie. Bd. 3,1. Berlin, 1781.

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ich mit ihm allein war, fragt' er mich ohn'
End und Ziel: wenn ich denn gedächte Preus-
sen zu verlaßen? Und, ohne mich zu nöthi-
gen, auch nur einen Tag länger zu bleiben,
war wieder ein wenn da. So bald mir über
diese Eifersucht, die sich jezt in eine ungewöhn-
liche Höflichkeit gegen Gretchen auflösete, nur
das erste Licht aufgieng; dacht' ich auf Mit-
tel, den armen Nathanael zu heilen. -- Ists
nicht eigen, daß man den Eifersüchtigen allein
durch Affektation beruhigen kann? Ich fieng
an, gegen Gretchen mich zu zwingen, und
da sie sich darüber beschwerte, sucht' ich für
den Justitzrath auf eine so gute Art alles zum
Besten zu kehren, daß er von Stund an, an-
ders zu werden anfieng. Ganz kam er nicht
ins Geleise; obgleich er nicht mehr wenn
fragte.

Der Graf konnte so wenig, wie sein an
Bruder statt angenommener Bedienter, auf
die Hochzeit kommen. Etwas Sterbendes
hielt ihn ab. Gern hätt' ich ihn zu Cana in
Galiläa gesehen -- und der Königliche Rath?
Auch er nicht. Er hatte einen Revisionsauf-
trag erhalten. So viel weiß ich, daß er kei-
ner Wittwe, ausser dem eingebildeten Ge-

winst

ich mit ihm allein war, fragt’ er mich ohn’
End und Ziel: wenn ich denn gedaͤchte Preuſ-
ſen zu verlaßen? Und, ohne mich zu noͤthi-
gen, auch nur einen Tag laͤnger zu bleiben,
war wieder ein wenn da. So bald mir uͤber
dieſe Eiferſucht, die ſich jezt in eine ungewoͤhn-
liche Hoͤflichkeit gegen Gretchen aufloͤſete, nur
das erſte Licht aufgieng; dacht’ ich auf Mit-
tel, den armen Nathanael zu heilen. — Iſts
nicht eigen, daß man den Eiferſuͤchtigen allein
durch Affektation beruhigen kann? Ich fieng
an, gegen Gretchen mich zu zwingen, und
da ſie ſich daruͤber beſchwerte, ſucht’ ich fuͤr
den Juſtitzrath auf eine ſo gute Art alles zum
Beſten zu kehren, daß er von Stund an, an-
ders zu werden anfieng. Ganz kam er nicht
ins Geleiſe; obgleich er nicht mehr wenn
fragte.

Der Graf konnte ſo wenig, wie ſein an
Bruder ſtatt angenommener Bedienter, auf
die Hochzeit kommen. Etwas Sterbendes
hielt ihn ab. Gern haͤtt’ ich ihn zu Cana in
Galilaͤa geſehen — und der Koͤnigliche Rath?
Auch er nicht. Er hatte einen Reviſionsauf-
trag erhalten. So viel weiß ich, daß er kei-
ner Wittwe, auſſer dem eingebildeten Ge-

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[330/0336] ich mit ihm allein war, fragt’ er mich ohn’ End und Ziel: wenn ich denn gedaͤchte Preuſ- ſen zu verlaßen? Und, ohne mich zu noͤthi- gen, auch nur einen Tag laͤnger zu bleiben, war wieder ein wenn da. So bald mir uͤber dieſe Eiferſucht, die ſich jezt in eine ungewoͤhn- liche Hoͤflichkeit gegen Gretchen aufloͤſete, nur das erſte Licht aufgieng; dacht’ ich auf Mit- tel, den armen Nathanael zu heilen. — Iſts nicht eigen, daß man den Eiferſuͤchtigen allein durch Affektation beruhigen kann? Ich fieng an, gegen Gretchen mich zu zwingen, und da ſie ſich daruͤber beſchwerte, ſucht’ ich fuͤr den Juſtitzrath auf eine ſo gute Art alles zum Beſten zu kehren, daß er von Stund an, an- ders zu werden anfieng. Ganz kam er nicht ins Geleiſe; obgleich er nicht mehr wenn fragte. Der Graf konnte ſo wenig, wie ſein an Bruder ſtatt angenommener Bedienter, auf die Hochzeit kommen. Etwas Sterbendes hielt ihn ab. Gern haͤtt’ ich ihn zu Cana in Galilaͤa geſehen — und der Koͤnigliche Rath? Auch er nicht. Er hatte einen Reviſionsauf- trag erhalten. So viel weiß ich, daß er kei- ner Wittwe, auſſer dem eingebildeten Ge- winſt

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Zitationshilfe: Hippel, Theodor Gottlieb von: Lebensläufe nach Aufsteigender Linie. Bd. 3,1. Berlin, 1781, S. 330. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hippel_lebenslaeufe0301_1781/336>, abgerufen am 21.11.2024.