diese wahre hochzeitllche Scene, sie kamen und fragten im Namen der jungen Dorfleute an, ob es wohl erlaubt wäre, die vier Dorf- flinten dem Tage zu Ehren abzufeuren, wie es wohl sonst bey dergleichen Gelegenheiten geschehen wäre? -- Das wäre so recht für Junker Gotthardten gewesen! Wir alle aber verbaten dies Feuerwerk. Die Anfrager mu- sten ein Glas Wein dem Brautpaar zu Ehren leeren; das ist beßer als ein Flintenschus, sagte der Amtmannn ohne goldbesponnene Knöpfe, und dann noch Eins, und dann das Dritte. Aller guten Dinge sind drey, sagte der Prediger, und ich stimmt' ihm, meiner heilgen Zahl wegen, herzlich bey. Im Para- diese was braucht' Adam mehr als Eva, um froh zu seyn, sagte Nathanael? Nach dem Fall haben wir auch Rheinwein nöthig, um uns ins Paradies zu bringen. Man muß sich herein trinken. Er fieng sich aus lichterloher Galanterie zu wundern an, daß Adam nicht beym Blick seines Weibes aus Entzücken, aus Uebermaas des Sehens, blind geworden! Der Prediger half ihm zurecht. Es war im Paradiese, sagt' er, wo Adams Auge so gut, wie seine andere Gliedmaaßen, unsterblich waren. -- Der Organist, damit ich sein
nicht
dieſe wahre hochzeitllche Scene, ſie kamen und fragten im Namen der jungen Dorfleute an, ob es wohl erlaubt waͤre, die vier Dorf- flinten dem Tage zu Ehren abzufeuren, wie es wohl ſonſt bey dergleichen Gelegenheiten geſchehen waͤre? — Das waͤre ſo recht fuͤr Junker Gotthardten geweſen! Wir alle aber verbaten dies Feuerwerk. Die Anfrager mu- ſten ein Glas Wein dem Brautpaar zu Ehren leeren; das iſt beßer als ein Flintenſchus, ſagte der Amtmannn ohne goldbeſponnene Knoͤpfe, und dann noch Eins, und dann das Dritte. Aller guten Dinge ſind drey, ſagte der Prediger, und ich ſtimmt’ ihm, meiner heilgen Zahl wegen, herzlich bey. Im Para- dieſe was braucht’ Adam mehr als Eva, um froh zu ſeyn, ſagte Nathanael? Nach dem Fall haben wir auch Rheinwein noͤthig, um uns ins Paradies zu bringen. Man muß ſich herein trinken. Er fieng ſich aus lichterloher Galanterie zu wundern an, daß Adam nicht beym Blick ſeines Weibes aus Entzuͤcken, aus Uebermaas des Sehens, blind geworden! Der Prediger half ihm zurecht. Es war im Paradieſe, ſagt’ er, wo Adams Auge ſo gut, wie ſeine andere Gliedmaaßen, unſterblich waren. — Der Organiſt, damit ich ſein
nicht
<TEI><text><body><divn="1"><p><pbfacs="#f0354"n="348"/>
dieſe wahre hochzeitllche Scene, ſie kamen<lb/>
und fragten im Namen der jungen Dorfleute<lb/>
an, ob es wohl erlaubt waͤre, die vier Dorf-<lb/>
flinten dem Tage zu Ehren abzufeuren, wie<lb/>
es wohl ſonſt bey dergleichen Gelegenheiten<lb/>
geſchehen waͤre? — Das waͤre ſo recht fuͤr<lb/>
Junker Gotthardten geweſen! Wir alle aber<lb/>
verbaten dies Feuerwerk. Die Anfrager mu-<lb/>ſten ein Glas Wein dem Brautpaar zu Ehren<lb/>
leeren; das iſt beßer als ein Flintenſchus,<lb/>ſagte der Amtmannn ohne goldbeſponnene<lb/>
Knoͤpfe, und dann noch Eins, und dann das<lb/>
Dritte. Aller guten Dinge ſind drey, ſagte<lb/>
der Prediger, und ich ſtimmt’ ihm, meiner<lb/>
heilgen Zahl wegen, herzlich bey. Im Para-<lb/>
dieſe was braucht’<hirendition="#fr">Adam</hi> mehr als <hirendition="#fr">Eva,</hi> um<lb/>
froh zu ſeyn, ſagte Nathanael? Nach dem<lb/>
Fall haben wir auch Rheinwein noͤthig, um<lb/>
uns ins Paradies zu bringen. Man muß ſich<lb/>
herein trinken. Er fieng ſich aus lichterloher<lb/>
Galanterie zu wundern an, daß Adam nicht<lb/>
beym Blick ſeines Weibes aus Entzuͤcken, aus<lb/>
Uebermaas des Sehens, blind geworden!<lb/>
Der Prediger half ihm zurecht. Es war im<lb/>
Paradieſe, ſagt’ er, wo Adams Auge ſo gut,<lb/>
wie ſeine andere Gliedmaaßen, unſterblich<lb/>
waren. — Der Organiſt, damit ich ſein<lb/><fwplace="bottom"type="catch">nicht</fw><lb/></p></div></body></text></TEI>
[348/0354]
dieſe wahre hochzeitllche Scene, ſie kamen
und fragten im Namen der jungen Dorfleute
an, ob es wohl erlaubt waͤre, die vier Dorf-
flinten dem Tage zu Ehren abzufeuren, wie
es wohl ſonſt bey dergleichen Gelegenheiten
geſchehen waͤre? — Das waͤre ſo recht fuͤr
Junker Gotthardten geweſen! Wir alle aber
verbaten dies Feuerwerk. Die Anfrager mu-
ſten ein Glas Wein dem Brautpaar zu Ehren
leeren; das iſt beßer als ein Flintenſchus,
ſagte der Amtmannn ohne goldbeſponnene
Knoͤpfe, und dann noch Eins, und dann das
Dritte. Aller guten Dinge ſind drey, ſagte
der Prediger, und ich ſtimmt’ ihm, meiner
heilgen Zahl wegen, herzlich bey. Im Para-
dieſe was braucht’ Adam mehr als Eva, um
froh zu ſeyn, ſagte Nathanael? Nach dem
Fall haben wir auch Rheinwein noͤthig, um
uns ins Paradies zu bringen. Man muß ſich
herein trinken. Er fieng ſich aus lichterloher
Galanterie zu wundern an, daß Adam nicht
beym Blick ſeines Weibes aus Entzuͤcken, aus
Uebermaas des Sehens, blind geworden!
Der Prediger half ihm zurecht. Es war im
Paradieſe, ſagt’ er, wo Adams Auge ſo gut,
wie ſeine andere Gliedmaaßen, unſterblich
waren. — Der Organiſt, damit ich ſein
nicht
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Hippel, Theodor Gottlieb von: Lebensläufe nach Aufsteigender Linie. Bd. 3,1. Berlin, 1781, S. 348. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hippel_lebenslaeufe0301_1781/354>, abgerufen am 21.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.