nicht vergeße, hatte den gesunden Gedanken, da sich das Brautpaar küßte: laßen Sie uns ihm mit den Gläsern nachküssen! Wir sties- sen an, und zur Ehre dieses Einfalls zwey- mahl. -- Der heiligen Zahl war er nicht werth. Wir standen auf. Der Prediger schlug einen Spaziergang in das nemliche Wäldchen vor, das uns zu diesem Tage an- räthig gewesen, und beschlossen wir also, wie angefangen war. Wahrlich ein schöner Tag! -- Wir kamen in der Dämmerung heim, und eben wollten wir ins Pastorat, da uns das Musenchor überfiel. Der Organist hatte sich der Noth angenommen, und die Zahl zwölf noch mit zwölf andern vermehrt. Ein wah- rer Minnegesang! -- Gretchen gieng nach vollendetem Ständchen unter diesen schönen Haufen, nannt' alles Schwester und dankte so schön, daß jedes Mädchen glaubte, Gret- chen hätte nur ihm gedankt. --
Der Prediger konnte sich ohne Abendessen nicht behelfen. Nathanael declamirte wider das Abendessen, er ward aber überstimmt: den Alten, sagt' ich, wäre das Abendessen frey- lich das vorzüglichste, und den Christen, be- merkt' er, sollt' es noch weit mehr seyn. Man setzte sich an ein Milchmaal. Die Sängerin-
nen
nicht vergeße, hatte den geſunden Gedanken, da ſich das Brautpaar kuͤßte: laßen Sie uns ihm mit den Glaͤſern nachkuͤſſen! Wir ſtieſ- ſen an, und zur Ehre dieſes Einfalls zwey- mahl. — Der heiligen Zahl war er nicht werth. Wir ſtanden auf. Der Prediger ſchlug einen Spaziergang in das nemliche Waͤldchen vor, das uns zu dieſem Tage an- raͤthig geweſen, und beſchloſſen wir alſo, wie angefangen war. Wahrlich ein ſchoͤner Tag! — Wir kamen in der Daͤmmerung heim, und eben wollten wir ins Paſtorat, da uns das Muſenchor uͤberfiel. Der Organiſt hatte ſich der Noth angenommen, und die Zahl zwoͤlf noch mit zwoͤlf andern vermehrt. Ein wah- rer Minnegeſang! — Gretchen gieng nach vollendetem Staͤndchen unter dieſen ſchoͤnen Haufen, nannt’ alles Schweſter und dankte ſo ſchoͤn, daß jedes Maͤdchen glaubte, Gret- chen haͤtte nur ihm gedankt. —
Der Prediger konnte ſich ohne Abendeſſen nicht behelfen. Nathanael declamirte wider das Abendeſſen, er ward aber uͤberſtimmt: den Alten, ſagt’ ich, waͤre das Abendeſſen frey- lich das vorzuͤglichſte, und den Chriſten, be- merkt’ er, ſollt’ es noch weit mehr ſeyn. Man ſetzte ſich an ein Milchmaal. Die Saͤngerin-
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nicht vergeße, hatte den geſunden Gedanken,
da ſich das Brautpaar kuͤßte: laßen Sie uns
ihm mit den Glaͤſern nachkuͤſſen! Wir ſtieſ-
ſen an, und zur Ehre dieſes Einfalls zwey-
mahl. — Der heiligen Zahl war er nicht
werth. Wir ſtanden auf. Der Prediger
ſchlug einen Spaziergang in das nemliche
Waͤldchen vor, das uns zu dieſem Tage an-
raͤthig geweſen, und beſchloſſen wir alſo, wie
angefangen war. Wahrlich ein ſchoͤner Tag! —
Wir kamen in der Daͤmmerung heim, und
eben wollten wir ins Paſtorat, da uns das
Muſenchor uͤberfiel. Der Organiſt hatte ſich
der Noth angenommen, und die Zahl zwoͤlf
noch mit zwoͤlf andern vermehrt. Ein wah-
rer Minnegeſang! — Gretchen gieng nach
vollendetem Staͤndchen unter dieſen ſchoͤnen
Haufen, nannt’ alles Schweſter und dankte
ſo ſchoͤn, daß jedes Maͤdchen glaubte, Gret-
chen haͤtte nur ihm gedankt. —
Der Prediger konnte ſich ohne Abendeſſen
nicht behelfen. Nathanael declamirte wider
das Abendeſſen, er ward aber uͤberſtimmt:
den Alten, ſagt’ ich, waͤre das Abendeſſen frey-
lich das vorzuͤglichſte, und den Chriſten, be-
merkt’ er, ſollt’ es noch weit mehr ſeyn. Man
ſetzte ſich an ein Milchmaal. Die Saͤngerin-
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Hippel, Theodor Gottlieb von: Lebensläufe nach Aufsteigender Linie. Bd. 3,1. Berlin, 1781, S. 349. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hippel_lebenslaeufe0301_1781/355>, abgerufen am 21.11.2024.
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