Fischkopf verfolgt' ihn, und unter diesen Aengsten, da beyde Ermordete ihr Blut von seinen Händen forderten, starb er. Man kann leicht denken wie? Ich meines Orts behaupte Stein und Bein von dergleichen Leu- ten, daß sie lebendig in die Hölle gefahren! Da sagen denn die Gewissenslosen: der Bar- bar hatte Hitze! freylich hatt' er Hitze; al- lein Höllenhitze! Er setzte sich hin, um fröh- lich und guter Dinge zu seyn, bis der Ermor- dete ihm erschien. Der Fischkopf war ihm ein magischer Spiegel, und so ists immerdar mit dem Gewissen. Einbildung? Recht. Allein das ist des Gewissens Art und Weise. Es hält uns immer einen Spiegel vor, dieser sey ein Fischkopf, oder was anders -- und am Ende will ich lieber würklich leiden, als einen solchen Fischkopf sehen! Was mich mit Wasser in meiner Minenhitze besprengte, war der Umstand, welcher andere vielleicht unmuthiger gemacht haben würde. Du hast, dacht' ich, meinen grausamen Brief an Mi- nen! Du weist alles; das Bekänntnis der Sünd' ist eine halbe Reue, eine halbe Besse- rung. Die Beichte könnte eine sehr vernünf- tige Sache seyn; jezt freylich ist sie nichts we- niger, wie das. Sey mein Richter! Ein
Sohn
A a
Fiſchkopf verfolgt’ ihn, und unter dieſen Aengſten, da beyde Ermordete ihr Blut von ſeinen Haͤnden forderten, ſtarb er. Man kann leicht denken wie? Ich meines Orts behaupte Stein und Bein von dergleichen Leu- ten, daß ſie lebendig in die Hoͤlle gefahren! Da ſagen denn die Gewiſſensloſen: der Bar- bar hatte Hitze! freylich hatt’ er Hitze; al- lein Hoͤllenhitze! Er ſetzte ſich hin, um froͤh- lich und guter Dinge zu ſeyn, bis der Ermor- dete ihm erſchien. Der Fiſchkopf war ihm ein magiſcher Spiegel, und ſo iſts immerdar mit dem Gewiſſen. Einbildung? Recht. Allein das iſt des Gewiſſens Art und Weiſe. Es haͤlt uns immer einen Spiegel vor, dieſer ſey ein Fiſchkopf, oder was anders — und am Ende will ich lieber wuͤrklich leiden, als einen ſolchen Fiſchkopf ſehen! Was mich mit Waſſer in meiner Minenhitze beſprengte, war der Umſtand, welcher andere vielleicht unmuthiger gemacht haben wuͤrde. Du haſt, dacht’ ich, meinen grauſamen Brief an Mi- nen! Du weiſt alles; das Bekaͤnntnis der Suͤnd’ iſt eine halbe Reue, eine halbe Beſſe- rung. Die Beichte koͤnnte eine ſehr vernuͤnf- tige Sache ſeyn; jezt freylich iſt ſie nichts we- niger, wie das. Sey mein Richter! Ein
Sohn
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Fiſchkopf verfolgt’ ihn, und unter dieſen
Aengſten, da beyde Ermordete ihr Blut von
ſeinen Haͤnden forderten, ſtarb er. Man
kann leicht denken wie? Ich meines Orts
behaupte Stein und Bein von dergleichen Leu-
ten, daß ſie lebendig in die Hoͤlle gefahren!
Da ſagen denn die Gewiſſensloſen: der Bar-
bar hatte Hitze! freylich hatt’ er Hitze; al-
lein Hoͤllenhitze! Er ſetzte ſich hin, um froͤh-
lich und guter Dinge zu ſeyn, bis der Ermor-
dete ihm erſchien. Der Fiſchkopf war ihm
ein magiſcher Spiegel, und ſo iſts immerdar
mit dem Gewiſſen. Einbildung? Recht.
Allein das iſt des Gewiſſens Art und Weiſe.
Es haͤlt uns immer einen Spiegel vor, dieſer
ſey ein Fiſchkopf, oder was anders — und
am Ende will ich lieber wuͤrklich leiden, als
einen ſolchen Fiſchkopf ſehen! Was mich
mit Waſſer in meiner Minenhitze beſprengte,
war der Umſtand, welcher andere vielleicht
unmuthiger gemacht haben wuͤrde. Du haſt,
dacht’ ich, meinen grauſamen Brief an Mi-
nen! Du weiſt alles; das Bekaͤnntnis der
Suͤnd’ iſt eine halbe Reue, eine halbe Beſſe-
rung. Die Beichte koͤnnte eine ſehr vernuͤnf-
tige Sache ſeyn; jezt freylich iſt ſie nichts we-
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Hippel, Theodor Gottlieb von: Lebensläufe nach Aufsteigender Linie. Bd. 3,1. Berlin, 1781, S. 369. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hippel_lebenslaeufe0301_1781/377>, abgerufen am 22.11.2024.
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