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Hippel, Theodor Gottlieb von: Lebensläufe nach Aufsteigender Linie. Bd. 3,1. Berlin, 1781.

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zwey Brünnlein deiner Augen giebt, in denen
Wasser des Lebens, des Trostes rinnen, und
so lange der Mensch manche schwere Stunde
verweinen kann, was will er denn? Zwar

Die Fromme stirbt, die recht und
richtig handelt,
Die Böse lebt, die wider Gott mis-
handelt;

allein ists nicht besser, daß eine Wohlvorbe-
reitete unter die Engel kommt, als Eine, die
es nicht ist. Würden die Engel sonst nicht
alle Liebe zu den Menschenkindern verlieren,
würden sie sich nicht des Menschen schämen,
obgleich er, wie sie, Gottes Geschöpf ist?
Wenn der v. E -- mit seinen habsüchtigen
Augen dahin geraft wäre, wahrlich ganz Cur-
land hätt' im Himmel drob verlohren. Es
wäre Curland gegangen, wie es den Deut-
schen dadurch geht, daß sie lauter Grützköpfe
nach Paris geschickt, das Land zu besehen,
worüber dein Vater nicht gnug seinen deut-
schen Kopf schütteln kann. Lies dir da Trost-
gründ' aus, wie wir Zuckererbsen zur Saat
auszulesen pflegen. Was wurmstichig ist,
wirf davon. Nicht alle meine Trostgründe
sind Saat-Zuckererbsen. Du weißt doch, man
muß sie erst aufweichen, wenn sie aufgehen

sollen.

zwey Bruͤnnlein deiner Augen giebt, in denen
Waſſer des Lebens, des Troſtes rinnen, und
ſo lange der Menſch manche ſchwere Stunde
verweinen kann, was will er denn? Zwar

Die Fromme ſtirbt, die recht und
richtig handelt,
Die Boͤſe lebt, die wider Gott mis-
handelt;

allein iſts nicht beſſer, daß eine Wohlvorbe-
reitete unter die Engel kommt, als Eine, die
es nicht iſt. Wuͤrden die Engel ſonſt nicht
alle Liebe zu den Menſchenkindern verlieren,
wuͤrden ſie ſich nicht des Menſchen ſchaͤmen,
obgleich er, wie ſie, Gottes Geſchoͤpf iſt?
Wenn der v. E — mit ſeinen habſuͤchtigen
Augen dahin geraft waͤre, wahrlich ganz Cur-
land haͤtt’ im Himmel drob verlohren. Es
waͤre Curland gegangen, wie es den Deut-
ſchen dadurch geht, daß ſie lauter Gruͤtzkoͤpfe
nach Paris geſchickt, das Land zu beſehen,
woruͤber dein Vater nicht gnug ſeinen deut-
ſchen Kopf ſchuͤtteln kann. Lies dir da Troſt-
gruͤnd’ aus, wie wir Zuckererbſen zur Saat
auszuleſen pflegen. Was wurmſtichig iſt,
wirf davon. Nicht alle meine Troſtgruͤnde
ſind Saat-Zuckererbſen. Du weißt doch, man
muß ſie erſt aufweichen, wenn ſie aufgehen

ſollen.
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[386/0394] zwey Bruͤnnlein deiner Augen giebt, in denen Waſſer des Lebens, des Troſtes rinnen, und ſo lange der Menſch manche ſchwere Stunde verweinen kann, was will er denn? Zwar Die Fromme ſtirbt, die recht und richtig handelt, Die Boͤſe lebt, die wider Gott mis- handelt; allein iſts nicht beſſer, daß eine Wohlvorbe- reitete unter die Engel kommt, als Eine, die es nicht iſt. Wuͤrden die Engel ſonſt nicht alle Liebe zu den Menſchenkindern verlieren, wuͤrden ſie ſich nicht des Menſchen ſchaͤmen, obgleich er, wie ſie, Gottes Geſchoͤpf iſt? Wenn der v. E — mit ſeinen habſuͤchtigen Augen dahin geraft waͤre, wahrlich ganz Cur- land haͤtt’ im Himmel drob verlohren. Es waͤre Curland gegangen, wie es den Deut- ſchen dadurch geht, daß ſie lauter Gruͤtzkoͤpfe nach Paris geſchickt, das Land zu beſehen, woruͤber dein Vater nicht gnug ſeinen deut- ſchen Kopf ſchuͤtteln kann. Lies dir da Troſt- gruͤnd’ aus, wie wir Zuckererbſen zur Saat auszuleſen pflegen. Was wurmſtichig iſt, wirf davon. Nicht alle meine Troſtgruͤnde ſind Saat-Zuckererbſen. Du weißt doch, man muß ſie erſt aufweichen, wenn ſie aufgehen ſollen.

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Zitationshilfe: Hippel, Theodor Gottlieb von: Lebensläufe nach Aufsteigender Linie. Bd. 3,1. Berlin, 1781, S. 386. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hippel_lebenslaeufe0301_1781/394>, abgerufen am 22.11.2024.