Herrschen sieht immer leicht aus, so leicht, als einschlafen. Eins, Vater, mit Sr. Ma- jestät Erlaubnis, gefällt mir nicht. -- Was ich mich geärgert habe, daß Er die Flöte spielt, das sollt' er dem Apoll überlaßen, wenn er in der Schäfermaske ist. Sage, Vater, giebts ein Königliches Instrument? Ich kenne kei- nes. Die Flöte? Freylich da der König sie bläßt, scheint es, es könne was aus ihr wer- den. -- Einige glauben gar, sie wäre gekö- niget, in den Königsstand erhoben. O ihr Kleingläubigen! Ich find' es nicht. Blasen? kann man denn nicht den Odem zum Worte sparen, den Odem, den göttlichen Spiritus, den Geist, oder das Bild von ihm! -- Aber der König läßt sich nie hören, er bläst die Flöte eben so, als er sich im Schlafgewand, wenn man es so nennen soll, sehen läßt. Eine Schlafmütze hat er nie auf seinem Königlichen Haupte gehabt. Sie sticht überhaupt schlecht mit der Kron' ab. Sein Hut stehet ihm, als eine Krone! So trägt keiner seinen Hut. Der Hut ist überhaupt ein Hauptkleidungs- stück am Könige. Der König von Pohlen mit einer Mütze, der Sultan mit einem Bund, machen keinen Einwand. Den Bischöfen ihr Inful! Wenn der König grüßt, du solltst se-
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Herrſchen ſieht immer leicht aus, ſo leicht, als einſchlafen. Eins, Vater, mit Sr. Ma- jeſtaͤt Erlaubnis, gefaͤllt mir nicht. — Was ich mich geaͤrgert habe, daß Er die Floͤte ſpielt, das ſollt’ er dem Apoll uͤberlaßen, wenn er in der Schaͤfermaſke iſt. Sage, Vater, giebts ein Koͤnigliches Inſtrument? Ich kenne kei- nes. Die Floͤte? Freylich da der Koͤnig ſie blaͤßt, ſcheint es, es koͤnne was aus ihr wer- den. — Einige glauben gar, ſie waͤre gekoͤ- niget, in den Koͤnigsſtand erhoben. O ihr Kleinglaͤubigen! Ich find’ es nicht. Blaſen? kann man denn nicht den Odem zum Worte ſparen, den Odem, den goͤttlichen Spiritus, den Geiſt, oder das Bild von ihm! — Aber der Koͤnig laͤßt ſich nie hoͤren, er blaͤſt die Floͤte eben ſo, als er ſich im Schlafgewand, wenn man es ſo nennen ſoll, ſehen laͤßt. Eine Schlafmuͤtze hat er nie auf ſeinem Koͤniglichen Haupte gehabt. Sie ſticht uͤberhaupt ſchlecht mit der Kron’ ab. Sein Hut ſtehet ihm, als eine Krone! So traͤgt keiner ſeinen Hut. Der Hut iſt uͤberhaupt ein Hauptkleidungs- ſtuͤck am Koͤnige. Der Koͤnig von Pohlen mit einer Muͤtze, der Sultan mit einem Bund, machen keinen Einwand. Den Biſchoͤfen ihr Inful! Wenn der Koͤnig gruͤßt, du ſolltſt ſe-
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Herrſchen ſieht immer leicht aus, ſo leicht,
als einſchlafen. Eins, Vater, mit Sr. Ma-
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ich mich geaͤrgert habe, daß Er die Floͤte ſpielt,
das ſollt’ er dem Apoll uͤberlaßen, wenn er in
der Schaͤfermaſke iſt. Sage, Vater, giebts
ein Koͤnigliches Inſtrument? Ich kenne kei-
nes. Die Floͤte? Freylich da der Koͤnig ſie
blaͤßt, ſcheint es, es koͤnne was aus ihr wer-
den. — Einige glauben gar, ſie waͤre gekoͤ-
niget, in den Koͤnigsſtand erhoben. O ihr
Kleinglaͤubigen! Ich find’ es nicht. Blaſen?
kann man denn nicht den Odem zum Worte
ſparen, den Odem, den goͤttlichen Spiritus,
den Geiſt, oder das Bild von ihm! — Aber
der Koͤnig laͤßt ſich nie hoͤren, er blaͤſt die
Floͤte eben ſo, als er ſich im Schlafgewand,
wenn man es ſo nennen ſoll, ſehen laͤßt. Eine
Schlafmuͤtze hat er nie auf ſeinem Koͤniglichen
Haupte gehabt. Sie ſticht uͤberhaupt ſchlecht
mit der Kron’ ab. Sein Hut ſtehet ihm, als
eine Krone! So traͤgt keiner ſeinen Hut.
Der Hut iſt uͤberhaupt ein Hauptkleidungs-
ſtuͤck am Koͤnige. Der Koͤnig von Pohlen
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Hippel, Theodor Gottlieb von: Lebensläufe nach Aufsteigender Linie. Bd. 3,1. Berlin, 1781, S. 425. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hippel_lebenslaeufe0301_1781/433>, abgerufen am 21.11.2024.
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