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Hippel, Theodor Gottlieb von: Lebensläufe nach Aufsteigender Linie. Bd. 3,2. Berlin, 1781.

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und keine Milchschwester singt ihnen das Ge-
habt euch wohl
. Keine Gespielinn streut
Blumen auf ihr Gebein. Minens Stäte ist
in Curland nicht mehr! Der Mond, seht ihr
denn nicht! Scharlach! Zeter! Der Comet,
Gottes angebrannter Wachsstock! Er kommt!
er kommt uns anzuzünden! ha! da brennt
die Erde, und der sie anzündet verbrennt sich
den Finger, wie mein Seliger, da er Licht!
Licht! Licht rief, und todt! todt! alles todt!
-- Was ist der Tod? Die Saite platzt an
der Harfe, die ist leicht bezogen und gestimmt.
Der Würgengel mit seinem lezten Weh! Ich
bin vor dem gestrengen Richterstuhl verklagt,
citirt vor -- Nein! da kommt ein heiliger En-
gel, der Gnade bringt, Gnade für Recht!
Und Minens Mutter! Und sie singen eine Terz
tiefer: Gnade! Gnade! --

Drey Tage vor ihrer Auflösung, oder ih-
rem Auflösungsanfang, verlies sie die Gabe
der Weissagung, der Geist der Kraft und
Macht -- Die Flügel der Morgenröthe san-
ken -- Sie kam auf die Beine. Der Sab-
bath hatte sich geneiget, und sie war wieder
ein anderer Tag in der Woche; indeßen doch
kein Sonnabend mehr! -- Diese Gemüths-
fassung verlohr sich so allmählig, so weich --

Merk-

und keine Milchſchweſter ſingt ihnen das Ge-
habt euch wohl
. Keine Geſpielinn ſtreut
Blumen auf ihr Gebein. Minens Staͤte iſt
in Curland nicht mehr! Der Mond, ſeht ihr
denn nicht! Scharlach! Zeter! Der Comet,
Gottes angebrannter Wachsſtock! Er kommt!
er kommt uns anzuzuͤnden! ha! da brennt
die Erde, und der ſie anzuͤndet verbrennt ſich
den Finger, wie mein Seliger, da er Licht!
Licht! Licht rief, und todt! todt! alles todt!
— Was iſt der Tod? Die Saite platzt an
der Harfe, die iſt leicht bezogen und geſtimmt.
Der Wuͤrgengel mit ſeinem lezten Weh! Ich
bin vor dem geſtrengen Richterſtuhl verklagt,
citirt vor — Nein! da kommt ein heiliger En-
gel, der Gnade bringt, Gnade fuͤr Recht!
Und Minens Mutter! Und ſie ſingen eine Terz
tiefer: Gnade! Gnade! —

Drey Tage vor ihrer Aufloͤſung, oder ih-
rem Aufloͤſungsanfang, verlies ſie die Gabe
der Weiſſagung, der Geiſt der Kraft und
Macht — Die Fluͤgel der Morgenroͤthe ſan-
ken — Sie kam auf die Beine. Der Sab-
bath hatte ſich geneiget, und ſie war wieder
ein anderer Tag in der Woche; indeßen doch
kein Sonnabend mehr! — Dieſe Gemuͤths-
faſſung verlohr ſich ſo allmaͤhlig, ſo weich —

Merk-
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[96/0102] und keine Milchſchweſter ſingt ihnen das Ge- habt euch wohl. Keine Geſpielinn ſtreut Blumen auf ihr Gebein. Minens Staͤte iſt in Curland nicht mehr! Der Mond, ſeht ihr denn nicht! Scharlach! Zeter! Der Comet, Gottes angebrannter Wachsſtock! Er kommt! er kommt uns anzuzuͤnden! ha! da brennt die Erde, und der ſie anzuͤndet verbrennt ſich den Finger, wie mein Seliger, da er Licht! Licht! Licht rief, und todt! todt! alles todt! — Was iſt der Tod? Die Saite platzt an der Harfe, die iſt leicht bezogen und geſtimmt. Der Wuͤrgengel mit ſeinem lezten Weh! Ich bin vor dem geſtrengen Richterſtuhl verklagt, citirt vor — Nein! da kommt ein heiliger En- gel, der Gnade bringt, Gnade fuͤr Recht! Und Minens Mutter! Und ſie ſingen eine Terz tiefer: Gnade! Gnade! — Drey Tage vor ihrer Aufloͤſung, oder ih- rem Aufloͤſungsanfang, verlies ſie die Gabe der Weiſſagung, der Geiſt der Kraft und Macht — Die Fluͤgel der Morgenroͤthe ſan- ken — Sie kam auf die Beine. Der Sab- bath hatte ſich geneiget, und ſie war wieder ein anderer Tag in der Woche; indeßen doch kein Sonnabend mehr! — Dieſe Gemuͤths- faſſung verlohr ſich ſo allmaͤhlig, ſo weich — Merk-

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Zitationshilfe: Hippel, Theodor Gottlieb von: Lebensläufe nach Aufsteigender Linie. Bd. 3,2. Berlin, 1781, S. 96. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hippel_lebenslaeufe0302_1781/102>, abgerufen am 22.11.2024.