die sey Friede und Barmherzigkeit und über den Israel Gottes! Wahrlich, schreibt die Wittwe, das Weib eines Mannes: Sie hatte ein hochzeitliches Kleid an! Nach diesem Mahl sprach sie mit dem Pastor über verschie- dene die Gemeine treffende Dinge. Sie trat ihm die letzten Sorgen über die Gemeine, wel- che sie noch behalten, in rührender Form ab. Ich sterbe, fieng sie an, und Gott wird mit euch seyn! Obgleich sie angeordnet, daß nach dem Weißagungszufall niemand zu ihr gelassen werden sollte, als den sie selbst zu sehen verlangen würde; so konnte sie es doch nicht verhindern, daß jezt in ihrer wieder herge- stellten Fassung das Volk sich zudrang. Ich sterbe, sagte sie, und Gott wird mit euch seyn! --
Ermahnet euch unter einander und bauet einer den andern; dem fehlt ein Fenster, dem eine Thür, dem ein Stück am Strohdach, helfet ihm, so wie ihr wolt, daß euch der Herr helfen soll, im Leben und im Sterben; und vor seinem Richterstuhl! So lieb einem jeden sein ewiges Wohl ist; vermahnet die Ungezogenen, tröstet die Kleinmüthigen, tra- get den Schwachen, seyd geduldig gegen Je- dermann! Sehet zu, daß Niemand Böses
mit
G 5
die ſey Friede und Barmherzigkeit und uͤber den Iſrael Gottes! Wahrlich, ſchreibt die Wittwe, das Weib eines Mannes: Sie hatte ein hochzeitliches Kleid an! Nach dieſem Mahl ſprach ſie mit dem Paſtor uͤber verſchie- dene die Gemeine treffende Dinge. Sie trat ihm die letzten Sorgen uͤber die Gemeine, wel- che ſie noch behalten, in ruͤhrender Form ab. Ich ſterbe, fieng ſie an, und Gott wird mit euch ſeyn! Obgleich ſie angeordnet, daß nach dem Weißagungszufall niemand zu ihr gelaſſen werden ſollte, als den ſie ſelbſt zu ſehen verlangen wuͤrde; ſo konnte ſie es doch nicht verhindern, daß jezt in ihrer wieder herge- ſtellten Faſſung das Volk ſich zudrang. Ich ſterbe, ſagte ſie, und Gott wird mit euch ſeyn! —
Ermahnet euch unter einander und bauet einer den andern; dem fehlt ein Fenſter, dem eine Thuͤr, dem ein Stuͤck am Strohdach, helfet ihm, ſo wie ihr wolt, daß euch der Herr helfen ſoll, im Leben und im Sterben; und vor ſeinem Richterſtuhl! So lieb einem jeden ſein ewiges Wohl iſt; vermahnet die Ungezogenen, troͤſtet die Kleinmuͤthigen, tra- get den Schwachen, ſeyd geduldig gegen Je- dermann! Sehet zu, daß Niemand Boͤſes
mit
G 5
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die ſey Friede und Barmherzigkeit und uͤber
den Iſrael Gottes! Wahrlich, ſchreibt die
Wittwe, das Weib eines Mannes: Sie hatte
ein hochzeitliches Kleid an! Nach dieſem
Mahl ſprach ſie mit dem Paſtor uͤber verſchie-
dene die Gemeine treffende Dinge. Sie trat
ihm die letzten Sorgen uͤber die Gemeine, wel-
che ſie noch behalten, in ruͤhrender Form ab.
Ich ſterbe, fieng ſie an, und Gott wird
mit euch ſeyn! Obgleich ſie angeordnet, daß
nach dem Weißagungszufall niemand zu ihr
gelaſſen werden ſollte, als den ſie ſelbſt zu ſehen
verlangen wuͤrde; ſo konnte ſie es doch nicht
verhindern, daß jezt in ihrer wieder herge-
ſtellten Faſſung das Volk ſich zudrang. Ich
ſterbe, ſagte ſie, und Gott wird mit euch
ſeyn! —
Ermahnet euch unter einander und bauet
einer den andern; dem fehlt ein Fenſter, dem
eine Thuͤr, dem ein Stuͤck am Strohdach,
helfet ihm, ſo wie ihr wolt, daß euch der
Herr helfen ſoll, im Leben und im Sterben;
und vor ſeinem Richterſtuhl! So lieb einem
jeden ſein ewiges Wohl iſt; vermahnet die
Ungezogenen, troͤſtet die Kleinmuͤthigen, tra-
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Hippel, Theodor Gottlieb von: Lebensläufe nach Aufsteigender Linie. Bd. 3,2. Berlin, 1781, S. 105. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hippel_lebenslaeufe0302_1781/111>, abgerufen am 23.11.2024.
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