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Hippel, Theodor Gottlieb von: Lebensläufe nach Aufsteigender Linie. Bd. 3,2. Berlin, 1781.

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nicht leugnen, und sagte, daß ein Weib eine
o sey, der eine 1. vorstehen müßte, wenn die
Null was bedeuten solte. Die Mädchen,
sagte sie zu mir, sind wie Hopfen, sie müssen
sich von klein auf rankeln. Du nicht also,
setzte sie hinzu.

So laßt, ich bitte Euch, das Doch aus
dem Vater unser -- und wenn Bitte nicht
helfen wolte, fraß sie ein heiliger Eifer. Ist
denn, fuhr sie fort, das vollkommenste Gebet
auch nicht vollkommen? O ihr Kleingläubi-
gen, daß ihrs mit einem Doch verstärkt!
Führ uns (doch) nicht in Versuchung. Erlös
uns (doch) von allem Uebel.

Mein Vater nahm sich des Flickwörtchens
doch weniger, als der armen Leut' an, die,
wenn sie beteten, nicht ans Vater unser, son-
dern ans Doch und an meiner Mutter Schelt-
wort dachten -- Laß sie! Läßt Gott der Herr
nicht manches Doch an uns? -- Meine Mut-
ter lies dem ungeachtet nicht nach, das Un-
kraut aus dem Vaterunserwaizen, wie sie
sagte, zu jäten --

Das Gedächtnis meiner Mutter war aus-
serordentlich. Es war eisern. Kein Wunder,
wenn sie zu Sprachen aufgelegt war. Sie
behauptete, daß man bey der Poesie das

Ge-

nicht leugnen, und ſagte, daß ein Weib eine
o ſey, der eine 1. vorſtehen muͤßte, wenn die
Null was bedeuten ſolte. Die Maͤdchen,
ſagte ſie zu mir, ſind wie Hopfen, ſie muͤſſen
ſich von klein auf rankeln. Du nicht alſo,
ſetzte ſie hinzu.

So laßt, ich bitte Euch, das Doch aus
dem Vater unſer — und wenn Bitte nicht
helfen wolte, fraß ſie ein heiliger Eifer. Iſt
denn, fuhr ſie fort, das vollkommenſte Gebet
auch nicht vollkommen? O ihr Kleinglaͤubi-
gen, daß ihrs mit einem Doch verſtaͤrkt!
Fuͤhr uns (doch) nicht in Verſuchung. Erloͤs
uns (doch) von allem Uebel.

Mein Vater nahm ſich des Flickwoͤrtchens
doch weniger, als der armen Leut’ an, die,
wenn ſie beteten, nicht ans Vater unſer, ſon-
dern ans Doch und an meiner Mutter Schelt-
wort dachten — Laß ſie! Laͤßt Gott der Herr
nicht manches Doch an uns? — Meine Mut-
ter lies dem ungeachtet nicht nach, das Un-
kraut aus dem Vaterunſerwaizen, wie ſie
ſagte, zu jaͤten —

Das Gedaͤchtnis meiner Mutter war auſ-
ſerordentlich. Es war eiſern. Kein Wunder,
wenn ſie zu Sprachen aufgelegt war. Sie
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[132/0138] nicht leugnen, und ſagte, daß ein Weib eine o ſey, der eine 1. vorſtehen muͤßte, wenn die Null was bedeuten ſolte. Die Maͤdchen, ſagte ſie zu mir, ſind wie Hopfen, ſie muͤſſen ſich von klein auf rankeln. Du nicht alſo, ſetzte ſie hinzu. So laßt, ich bitte Euch, das Doch aus dem Vater unſer — und wenn Bitte nicht helfen wolte, fraß ſie ein heiliger Eifer. Iſt denn, fuhr ſie fort, das vollkommenſte Gebet auch nicht vollkommen? O ihr Kleinglaͤubi- gen, daß ihrs mit einem Doch verſtaͤrkt! Fuͤhr uns (doch) nicht in Verſuchung. Erloͤs uns (doch) von allem Uebel. Mein Vater nahm ſich des Flickwoͤrtchens doch weniger, als der armen Leut’ an, die, wenn ſie beteten, nicht ans Vater unſer, ſon- dern ans Doch und an meiner Mutter Schelt- wort dachten — Laß ſie! Laͤßt Gott der Herr nicht manches Doch an uns? — Meine Mut- ter lies dem ungeachtet nicht nach, das Un- kraut aus dem Vaterunſerwaizen, wie ſie ſagte, zu jaͤten — Das Gedaͤchtnis meiner Mutter war auſ- ſerordentlich. Es war eiſern. Kein Wunder, wenn ſie zu Sprachen aufgelegt war. Sie behauptete, daß man bey der Poeſie das Ge-

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Zitationshilfe: Hippel, Theodor Gottlieb von: Lebensläufe nach Aufsteigender Linie. Bd. 3,2. Berlin, 1781, S. 132. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hippel_lebenslaeufe0302_1781/138>, abgerufen am 26.11.2024.