alles nicht Fleisch, nicht Fisch, nicht gekocht, nicht gebraten. Soldat ist zusammengesetzt von Sold und That, sagte sie. Wer ums Lohn Dinge thut, thut sie der? fragte sie; denn sie hielte nicht viel auf Soldaten. Sie hies sie gewöhnlich mit der heiligen Schrift Kriegsknechte. Die Bauren nannte sie läch- lend Bauherren. Wenn gleich in Curland blos der Bauren- und Ritterstand obwaltet, und der Litterator der Rinnstein zwischen bey- den ist, doch so, daß er sich mehr zur bäuer- lichen Seite wendet; so meynte sie doch, das Mittelstück sey das beste.
Wie heißt das vierte Gebot?
Du sollt deinen Vater und deine Mutter ehren, auf daß dirs wohl gehe und du lange lebst auf Erden! Was ist das?
Ob denn nicht ein Autor auch ein Geist- licher Vater sey? Gern säh' ich es, um den verlohrnen Sohn von Kunstrichter, bey Ge- legenheit, daß ich meiner Mutter die kind- liche Pflicht erstattet, zur ähnlichen Schul- digkeit anzuweisen -- Mag er doch bey sei- nen Trebern bleiben! --
Du aber, ruhe wohl! meine gute liebe Mutter! bis der liebe jüngste Tag anbricht,
bis
alles nicht Fleiſch, nicht Fiſch, nicht gekocht, nicht gebraten. Soldat iſt zuſammengeſetzt von Sold und That, ſagte ſie. Wer ums Lohn Dinge thut, thut ſie der? fragte ſie; denn ſie hielte nicht viel auf Soldaten. Sie hies ſie gewoͤhnlich mit der heiligen Schrift Kriegsknechte. Die Bauren nannte ſie laͤch- lend Bauherren. Wenn gleich in Curland blos der Bauren- und Ritterſtand obwaltet, und der Litterator der Rinnſtein zwiſchen bey- den iſt, doch ſo, daß er ſich mehr zur baͤuer- lichen Seite wendet; ſo meynte ſie doch, das Mittelſtuͤck ſey das beſte.
Wie heißt das vierte Gebot?
Du ſollt deinen Vater und deine Mutter ehren, auf daß dirs wohl gehe und du lange lebſt auf Erden! Was iſt das?
Ob denn nicht ein Autor auch ein Geiſt- licher Vater ſey? Gern ſaͤh’ ich es, um den verlohrnen Sohn von Kunſtrichter, bey Ge- legenheit, daß ich meiner Mutter die kind- liche Pflicht erſtattet, zur aͤhnlichen Schul- digkeit anzuweiſen — Mag er doch bey ſei- nen Trebern bleiben! —
Du aber, ruhe wohl! meine gute liebe Mutter! bis der liebe juͤngſte Tag anbricht,
bis
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alles nicht Fleiſch, nicht Fiſch, nicht gekocht,
nicht gebraten. Soldat iſt zuſammengeſetzt
von Sold und That, ſagte ſie. Wer ums
Lohn Dinge thut, thut ſie der? fragte ſie;
denn ſie hielte nicht viel auf Soldaten. Sie
hies ſie gewoͤhnlich mit der heiligen Schrift
Kriegsknechte. Die Bauren nannte ſie laͤch-
lend Bauherren. Wenn gleich in Curland
blos der Bauren- und Ritterſtand obwaltet,
und der Litterator der Rinnſtein zwiſchen bey-
den iſt, doch ſo, daß er ſich mehr zur baͤuer-
lichen Seite wendet; ſo meynte ſie doch, das
Mittelſtuͤck ſey das beſte.
Wie heißt das vierte Gebot?
Du ſollt deinen Vater und deine Mutter
ehren, auf daß dirs wohl gehe und du lange
lebſt auf Erden!
Was iſt das?
Ob denn nicht ein Autor auch ein Geiſt-
licher Vater ſey? Gern ſaͤh’ ich es, um den
verlohrnen Sohn von Kunſtrichter, bey Ge-
legenheit, daß ich meiner Mutter die kind-
liche Pflicht erſtattet, zur aͤhnlichen Schul-
digkeit anzuweiſen — Mag er doch bey ſei-
nen Trebern bleiben! —
Du aber, ruhe wohl! meine gute liebe
Mutter! bis der liebe juͤngſte Tag anbricht,
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Hippel, Theodor Gottlieb von: Lebensläufe nach Aufsteigender Linie. Bd. 3,2. Berlin, 1781, S. 148. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hippel_lebenslaeufe0302_1781/154>, abgerufen am 27.11.2024.
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