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Hippel, Theodor Gottlieb von: Lebensläufe nach Aufsteigender Linie. Bd. 3,2. Berlin, 1781.

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ein Schaustück eines Dürftigen halber, und
auch du gabst, was du unterm Herzen hat-
test! -- Wahrlich, du warst kein Gras,
das unter Steinen wächst, das keinen rührt
und wozu niemand sagt: Gott grüß dich!
Eine grüne Taufwiese warst du, ein holdes
Thal, das einen Berg zum Nachbar hat.
Ein Lied im höhern Chor, ein Sonnabend,
auf den der Sonntag folgt. Eine Glorie von
hellem Mondschein war hier dein Theil; dort
bist du gekleidet in Sonne der Gerechtigkeit.
Gerechtigkeit war deine Aussaat, und wird
deine Erndte seyn. Keinem Wort' hast du einen
Zahn ausgestoßen, keinem einen bleyernen oder
silbernen eingesetzt! Jedem Buchstab, gros
und klein, gabst du, was sein war. Sümpfe
zu verurbaren, gemeine Seelen zu adeln! In
den Schwachen mächtig zu seyn, so wie es
Gott in dir war, das hieltest du für deinen
Beruf. Du hattest richtige Läufe. Ruhe
wohl! -- du hast deine Quarantaine vor der
Ewigkeit richtig gehalten! -- Du bist ein-
gegangen! Gott webe seine Hand über dei-
nen Staub! Lebe wohl! --

Daß Herr v. G -- der ältere noch vor
meinem Vater den Weg gegangen, den wir
alle gehen werden, hat meine selige Mutter

anzu-

ein Schauſtuͤck eines Duͤrftigen halber, und
auch du gabſt, was du unterm Herzen hat-
teſt! — Wahrlich, du warſt kein Gras,
das unter Steinen waͤchſt, das keinen ruͤhrt
und wozu niemand ſagt: Gott gruͤß dich!
Eine gruͤne Taufwieſe warſt du, ein holdes
Thal, das einen Berg zum Nachbar hat.
Ein Lied im hoͤhern Chor, ein Sonnabend,
auf den der Sonntag folgt. Eine Glorie von
hellem Mondſchein war hier dein Theil; dort
biſt du gekleidet in Sonne der Gerechtigkeit.
Gerechtigkeit war deine Ausſaat, und wird
deine Erndte ſeyn. Keinem Wort’ haſt du einen
Zahn ausgeſtoßen, keinem einen bleyernen oder
ſilbernen eingeſetzt! Jedem Buchſtab, gros
und klein, gabſt du, was ſein war. Suͤmpfe
zu verurbaren, gemeine Seelen zu adeln! In
den Schwachen maͤchtig zu ſeyn, ſo wie es
Gott in dir war, das hielteſt du fuͤr deinen
Beruf. Du hatteſt richtige Laͤufe. Ruhe
wohl! — du haſt deine Quarantaine vor der
Ewigkeit richtig gehalten! — Du biſt ein-
gegangen! Gott webe ſeine Hand uͤber dei-
nen Staub! Lebe wohl! —

Daß Herr v. G — der aͤltere noch vor
meinem Vater den Weg gegangen, den wir
alle gehen werden, hat meine ſelige Mutter

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[150/0156] ein Schauſtuͤck eines Duͤrftigen halber, und auch du gabſt, was du unterm Herzen hat- teſt! — Wahrlich, du warſt kein Gras, das unter Steinen waͤchſt, das keinen ruͤhrt und wozu niemand ſagt: Gott gruͤß dich! Eine gruͤne Taufwieſe warſt du, ein holdes Thal, das einen Berg zum Nachbar hat. Ein Lied im hoͤhern Chor, ein Sonnabend, auf den der Sonntag folgt. Eine Glorie von hellem Mondſchein war hier dein Theil; dort biſt du gekleidet in Sonne der Gerechtigkeit. Gerechtigkeit war deine Ausſaat, und wird deine Erndte ſeyn. Keinem Wort’ haſt du einen Zahn ausgeſtoßen, keinem einen bleyernen oder ſilbernen eingeſetzt! Jedem Buchſtab, gros und klein, gabſt du, was ſein war. Suͤmpfe zu verurbaren, gemeine Seelen zu adeln! In den Schwachen maͤchtig zu ſeyn, ſo wie es Gott in dir war, das hielteſt du fuͤr deinen Beruf. Du hatteſt richtige Laͤufe. Ruhe wohl! — du haſt deine Quarantaine vor der Ewigkeit richtig gehalten! — Du biſt ein- gegangen! Gott webe ſeine Hand uͤber dei- nen Staub! Lebe wohl! — Daß Herr v. G — der aͤltere noch vor meinem Vater den Weg gegangen, den wir alle gehen werden, hat meine ſelige Mutter anzu-

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Zitationshilfe: Hippel, Theodor Gottlieb von: Lebensläufe nach Aufsteigender Linie. Bd. 3,2. Berlin, 1781, S. 150. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hippel_lebenslaeufe0302_1781/156>, abgerufen am 27.11.2024.