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Hippel, Theodor Gottlieb von: Lebensläufe nach Aufsteigender Linie. Bd. 3,2. Berlin, 1781.

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anzuzeigen nicht ermangelt. Freylich gehört
Herr v. G -- nicht so unmittelbar in diese Ge-
schichte, und wäre es wohl Zeit, daß ich an
mich selbst mehr dächte: soll man denn aber
seinen Nächsten nicht lieben als sich selbst, und
ist denn Herr v. G -- der ältere nicht wahrlich
unser aller Nächster? Je weniger man an-
dere aus den Augen setzt, je mehr sagt man
von sich selbst -- und damit ich mein Schwert
in die Scheide stecke und meinen Lesern reinen
Wein einschenke; so verlangt der nemliche
Freund, der mich schon mehrmals in dieser
Geschichte besuchte, den Herrn v. G -- in Le-
bensgröße. So werd' ich ihn nicht darstellen
können, weil ich Extrapost genommen; indes-
sen doch hie und da ein Zug von diesem Na-
turmanne, der auch die Kunst nicht zum Wort
kommen lies, wie meine Mutter es Minen
nachrühmt. Es ärgert mich jederzeit, wenn
ich eine Vor- oder Nachrede vollbracht habe,
und doch kann ichs nicht lassen! Wer kann
sich ohne guten Morgen und gute Nacht
behelfen? In allen Sprachen wird es der
lernenden Jugend zuerst beygebracht, und wer
sich überhaupt ohne Vor- und Nachreden be-
helfen, oder, wenn sie schon da sind, sie mir
nichts dir nichts streichen kann, kann mehr

als
K 4

anzuzeigen nicht ermangelt. Freylich gehoͤrt
Herr v. G — nicht ſo unmittelbar in dieſe Ge-
ſchichte, und waͤre es wohl Zeit, daß ich an
mich ſelbſt mehr daͤchte: ſoll man denn aber
ſeinen Naͤchſten nicht lieben als ſich ſelbſt, und
iſt denn Herr v. G — der aͤltere nicht wahrlich
unſer aller Naͤchſter? Je weniger man an-
dere aus den Augen ſetzt, je mehr ſagt man
von ſich ſelbſt — und damit ich mein Schwert
in die Scheide ſtecke und meinen Leſern reinen
Wein einſchenke; ſo verlangt der nemliche
Freund, der mich ſchon mehrmals in dieſer
Geſchichte beſuchte, den Herrn v. G — in Le-
bensgroͤße. So werd’ ich ihn nicht darſtellen
koͤnnen, weil ich Extrapoſt genommen; indeſ-
ſen doch hie und da ein Zug von dieſem Na-
turmanne, der auch die Kunſt nicht zum Wort
kommen lies, wie meine Mutter es Minen
nachruͤhmt. Es aͤrgert mich jederzeit, wenn
ich eine Vor- oder Nachrede vollbracht habe,
und doch kann ichs nicht laſſen! Wer kann
ſich ohne guten Morgen und gute Nacht
behelfen? In allen Sprachen wird es der
lernenden Jugend zuerſt beygebracht, und wer
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helfen, oder, wenn ſie ſchon da ſind, ſie mir
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[151/0157] anzuzeigen nicht ermangelt. Freylich gehoͤrt Herr v. G — nicht ſo unmittelbar in dieſe Ge- ſchichte, und waͤre es wohl Zeit, daß ich an mich ſelbſt mehr daͤchte: ſoll man denn aber ſeinen Naͤchſten nicht lieben als ſich ſelbſt, und iſt denn Herr v. G — der aͤltere nicht wahrlich unſer aller Naͤchſter? Je weniger man an- dere aus den Augen ſetzt, je mehr ſagt man von ſich ſelbſt — und damit ich mein Schwert in die Scheide ſtecke und meinen Leſern reinen Wein einſchenke; ſo verlangt der nemliche Freund, der mich ſchon mehrmals in dieſer Geſchichte beſuchte, den Herrn v. G — in Le- bensgroͤße. So werd’ ich ihn nicht darſtellen koͤnnen, weil ich Extrapoſt genommen; indeſ- ſen doch hie und da ein Zug von dieſem Na- turmanne, der auch die Kunſt nicht zum Wort kommen lies, wie meine Mutter es Minen nachruͤhmt. Es aͤrgert mich jederzeit, wenn ich eine Vor- oder Nachrede vollbracht habe, und doch kann ichs nicht laſſen! Wer kann ſich ohne guten Morgen und gute Nacht behelfen? In allen Sprachen wird es der lernenden Jugend zuerſt beygebracht, und wer ſich uͤberhaupt ohne Vor- und Nachreden be- helfen, oder, wenn ſie ſchon da ſind, ſie mir nichts dir nichts ſtreichen kann, kann mehr als K 4

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Zitationshilfe: Hippel, Theodor Gottlieb von: Lebensläufe nach Aufsteigender Linie. Bd. 3,2. Berlin, 1781, S. 151. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hippel_lebenslaeufe0302_1781/157>, abgerufen am 27.11.2024.