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Hippel, Theodor Gottlieb von: Lebensläufe nach Aufsteigender Linie. Bd. 3,2. Berlin, 1781.

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als ich! Es ist so etwas von Erst- und Letzt-
geburt drinn. --

Damit meine Leser indessen gleich wissen,
woran sie sich zu halten; so sey mir erlaubt,
den Text zu verlesen, worüber gepredigt wer-
den soll. Wahrlich dies ist auch der einzige
Gesichtspunkt, aus welchem Herr v. G -- zu
nehmen ist.

Er und mein Vater hatten sich in zehn
Jahren nicht besucht, wohl aber so oft sie sich
nur reichen konnten, mit Gedanken, Gebehr-
den, Worten und Werken (wiewohl alles in
Ehren) gepfändet. Sie empfiengen sich, da
Junker Gotthard und ich zusammen gegeben
werden solten, wie die beyderseitigen Schwie-
gereltern gemeinhin am Hochzeitlager, so
freundlich, daß nichts drüber war. Aber
Pastor! sagte Herr v. G -- nachdem sie in der
freyen Luft so manches gute Wort gewechselt,
sind wir nicht ein Paar Verneinungen, ein Paar
Nullen gewesen, daß wir uns, und so man-
chen Realitäten, sieben Jahre, wenns nicht
mehr ist (es waren, wie ich nicht anders weiß,
zehn, die vollkommene Zahl,) den Rücken ge-
kehrt? --

Aus

als ich! Es iſt ſo etwas von Erſt- und Letzt-
geburt drinn. —

Damit meine Leſer indeſſen gleich wiſſen,
woran ſie ſich zu halten; ſo ſey mir erlaubt,
den Text zu verleſen, woruͤber gepredigt wer-
den ſoll. Wahrlich dies iſt auch der einzige
Geſichtspunkt, aus welchem Herr v. G — zu
nehmen iſt.

Er und mein Vater hatten ſich in zehn
Jahren nicht beſucht, wohl aber ſo oft ſie ſich
nur reichen konnten, mit Gedanken, Gebehr-
den, Worten und Werken (wiewohl alles in
Ehren) gepfaͤndet. Sie empfiengen ſich, da
Junker Gotthard und ich zuſammen gegeben
werden ſolten, wie die beyderſeitigen Schwie-
gereltern gemeinhin am Hochzeitlager, ſo
freundlich, daß nichts druͤber war. Aber
Paſtor! ſagte Herr v. G — nachdem ſie in der
freyen Luft ſo manches gute Wort gewechſelt,
ſind wir nicht ein Paar Verneinungen, ein Paar
Nullen geweſen, daß wir uns, und ſo man-
chen Realitaͤten, ſieben Jahre, wenns nicht
mehr iſt (es waren, wie ich nicht anders weiß,
zehn, die vollkommene Zahl,) den Ruͤcken ge-
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[152/0158] als ich! Es iſt ſo etwas von Erſt- und Letzt- geburt drinn. — Damit meine Leſer indeſſen gleich wiſſen, woran ſie ſich zu halten; ſo ſey mir erlaubt, den Text zu verleſen, woruͤber gepredigt wer- den ſoll. Wahrlich dies iſt auch der einzige Geſichtspunkt, aus welchem Herr v. G — zu nehmen iſt. Er und mein Vater hatten ſich in zehn Jahren nicht beſucht, wohl aber ſo oft ſie ſich nur reichen konnten, mit Gedanken, Gebehr- den, Worten und Werken (wiewohl alles in Ehren) gepfaͤndet. Sie empfiengen ſich, da Junker Gotthard und ich zuſammen gegeben werden ſolten, wie die beyderſeitigen Schwie- gereltern gemeinhin am Hochzeitlager, ſo freundlich, daß nichts druͤber war. Aber Paſtor! ſagte Herr v. G — nachdem ſie in der freyen Luft ſo manches gute Wort gewechſelt, ſind wir nicht ein Paar Verneinungen, ein Paar Nullen geweſen, daß wir uns, und ſo man- chen Realitaͤten, ſieben Jahre, wenns nicht mehr iſt (es waren, wie ich nicht anders weiß, zehn, die vollkommene Zahl,) den Ruͤcken ge- kehrt? — Aus

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Zitationshilfe: Hippel, Theodor Gottlieb von: Lebensläufe nach Aufsteigender Linie. Bd. 3,2. Berlin, 1781, S. 152. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hippel_lebenslaeufe0302_1781/158>, abgerufen am 27.11.2024.