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Hippel, Theodor Gottlieb von: Lebensläufe nach Aufsteigender Linie. Bd. 3,2. Berlin, 1781.

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mein Herz, prüfe mich und erfahre, wie
ichs meyne, und siehe, ob ich auf bösen,
auch nur auf Irwegen, bin, und leite
mich auf ewigem Wege! Ich habe ge-
than, was meines Amtes ist. Thut,
Freunde, auch was das eurige ist. Ich
wünsche ihm die Ruhe der Gerechten!
Ihr, desgleichen. Gedenk an mich,
wie ich gestorben bin; so wirst auch du
sterben. Gestern war es an mir, heut
an dir, das sey unser Geleitsspruch,
wenn wir dieses Gotteshaus verlas-
sen!
--

Dieser Auszug bedarf keines Zusatzes.
Kurz und gut war der Tod unsers theuren v.
G --. Eben so kurz soll auch meine Leichen-
rede seyn, ob so gut, kann ich nicht be-
stimmen.

Herr v. G -- war ein sehr natürlicher
Mann; alles was er sagte war mit der Hand
geschöpfte Natur. Diogenes sah einen Kna-
ben Wasser mit der Hand schöpfen, so wie
unsere es mit dem Hut zu thun gewohnt sind,
und setzte sich aus dem Besitz seines Mobiliar-
vermögens, ohne solches publica legis auctio-
ne
dem Meistbietenden zu überlassen. Wenn
die Natur Lehrer und Propheten sendet, sind

es

mein Herz, pruͤfe mich und erfahre, wie
ichs meyne, und ſiehe, ob ich auf boͤſen,
auch nur auf Irwegen, bin, und leite
mich auf ewigem Wege! Ich habe ge-
than, was meines Amtes iſt. Thut,
Freunde, auch was das eurige iſt. Ich
wuͤnſche ihm die Ruhe der Gerechten!
Ihr, desgleichen. Gedenk an mich,
wie ich geſtorben bin; ſo wirſt auch du
ſterben. Geſtern war es an mir, heut
an dir, das ſey unſer Geleitsſpruch,
wenn wir dieſes Gotteshaus verlaſ-
ſen!

Dieſer Auszug bedarf keines Zuſatzes.
Kurz und gut war der Tod unſers theuren v.
G —. Eben ſo kurz ſoll auch meine Leichen-
rede ſeyn, ob ſo gut, kann ich nicht be-
ſtimmen.

Herr v. G — war ein ſehr natuͤrlicher
Mann; alles was er ſagte war mit der Hand
geſchoͤpfte Natur. Diogenes ſah einen Kna-
ben Waſſer mit der Hand ſchoͤpfen, ſo wie
unſere es mit dem Hut zu thun gewohnt ſind,
und ſetzte ſich aus dem Beſitz ſeines Mobiliar-
vermoͤgens, ohne ſolches publica legis auctio-
ne
dem Meiſtbietenden zu uͤberlaſſen. Wenn
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[159/0165] mein Herz, pruͤfe mich und erfahre, wie ichs meyne, und ſiehe, ob ich auf boͤſen, auch nur auf Irwegen, bin, und leite mich auf ewigem Wege! Ich habe ge- than, was meines Amtes iſt. Thut, Freunde, auch was das eurige iſt. Ich wuͤnſche ihm die Ruhe der Gerechten! Ihr, desgleichen. Gedenk an mich, wie ich geſtorben bin; ſo wirſt auch du ſterben. Geſtern war es an mir, heut an dir, das ſey unſer Geleitsſpruch, wenn wir dieſes Gotteshaus verlaſ- ſen! — Dieſer Auszug bedarf keines Zuſatzes. Kurz und gut war der Tod unſers theuren v. G —. Eben ſo kurz ſoll auch meine Leichen- rede ſeyn, ob ſo gut, kann ich nicht be- ſtimmen. Herr v. G — war ein ſehr natuͤrlicher Mann; alles was er ſagte war mit der Hand geſchoͤpfte Natur. Diogenes ſah einen Kna- ben Waſſer mit der Hand ſchoͤpfen, ſo wie unſere es mit dem Hut zu thun gewohnt ſind, und ſetzte ſich aus dem Beſitz ſeines Mobiliar- vermoͤgens, ohne ſolches publica legis auctio- ne dem Meiſtbietenden zu uͤberlaſſen. Wenn die Natur Lehrer und Propheten ſendet, ſind es

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Zitationshilfe: Hippel, Theodor Gottlieb von: Lebensläufe nach Aufsteigender Linie. Bd. 3,2. Berlin, 1781, S. 159. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hippel_lebenslaeufe0302_1781/165>, abgerufen am 26.11.2024.