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Hippel, Theodor Gottlieb von: Lebensläufe nach Aufsteigender Linie. Bd. 3,2. Berlin, 1781.

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Das natürlichste, pflegt' er zu sagen, ist,
wie Diogenes zu essen, wenn man Hunger
hat, ohne sich an Morgen und Abend zu
binden. Gesünder würde man dabey seyn,
auch älter werden; allein wir würden mehr
einbüssen, als gewinnen. Das Essen und
Trinken mit Wohlgefallen, weg wär' es.
Löffel sind im Hospital erfunden. Alle flüs-
sige Sachen schwächen -- Für Kinder Milch,
für Männer Käse --

An seine Gemahlin war er gekommen,
wie man an vieles kommt. Sie soll ausser
der Weise schön gewesen seyn -- Wieder
Natur am Herrn v. G -- Des darf ich
bitten wegen,
hatt' er sie geheyrathet, sagte
Herr v. G --, da er in -- zu Tische bat.
Sie konnte, wenn sie wollte, allerliebst seyn,
und gutherzig scheinen. Ist man es würk-
lich, wenn man so stolz, wie die Frau v. G --
ist? Unser Freund hatte die beste Ehe von der
Welt. Wenns zu arg kam, sagt' er Punk-
tum,
und die gnädige Frau gieng sehr freund-
lich ab, wovon wir alle einer Probe beyge-
wohnt haben. Von Ihm, und nicht von
Ihr, hieng es ab, ob man in seinem Hause,
wie Herr oder Monsieur begegnet werden
sollte? -- Seine Liebkosungen waren immer

mit
L 5

Das natuͤrlichſte, pflegt’ er zu ſagen, iſt,
wie Diogenes zu eſſen, wenn man Hunger
hat, ohne ſich an Morgen und Abend zu
binden. Geſuͤnder wuͤrde man dabey ſeyn,
auch aͤlter werden; allein wir wuͤrden mehr
einbuͤſſen, als gewinnen. Das Eſſen und
Trinken mit Wohlgefallen, weg waͤr’ es.
Loͤffel ſind im Hoſpital erfunden. Alle fluͤſ-
ſige Sachen ſchwaͤchen — Fuͤr Kinder Milch,
fuͤr Maͤnner Kaͤſe —

An ſeine Gemahlin war er gekommen,
wie man an vieles kommt. Sie ſoll auſſer
der Weiſe ſchoͤn geweſen ſeyn — Wieder
Natur am Herrn v. G — Des darf ich
bitten wegen,
hatt’ er ſie geheyrathet, ſagte
Herr v. G —, da er in — zu Tiſche bat.
Sie konnte, wenn ſie wollte, allerliebſt ſeyn,
und gutherzig ſcheinen. Iſt man es wuͤrk-
lich, wenn man ſo ſtolz, wie die Frau v. G —
iſt? Unſer Freund hatte die beſte Ehe von der
Welt. Wenns zu arg kam, ſagt’ er Punk-
tum,
und die gnaͤdige Frau gieng ſehr freund-
lich ab, wovon wir alle einer Probe beyge-
wohnt haben. Von Ihm, und nicht von
Ihr, hieng es ab, ob man in ſeinem Hauſe,
wie Herr oder Monſieur begegnet werden
ſollte? — Seine Liebkoſungen waren immer

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[169/0175] Das natuͤrlichſte, pflegt’ er zu ſagen, iſt, wie Diogenes zu eſſen, wenn man Hunger hat, ohne ſich an Morgen und Abend zu binden. Geſuͤnder wuͤrde man dabey ſeyn, auch aͤlter werden; allein wir wuͤrden mehr einbuͤſſen, als gewinnen. Das Eſſen und Trinken mit Wohlgefallen, weg waͤr’ es. Loͤffel ſind im Hoſpital erfunden. Alle fluͤſ- ſige Sachen ſchwaͤchen — Fuͤr Kinder Milch, fuͤr Maͤnner Kaͤſe — An ſeine Gemahlin war er gekommen, wie man an vieles kommt. Sie ſoll auſſer der Weiſe ſchoͤn geweſen ſeyn — Wieder Natur am Herrn v. G — Des darf ich bitten wegen, hatt’ er ſie geheyrathet, ſagte Herr v. G —, da er in — zu Tiſche bat. Sie konnte, wenn ſie wollte, allerliebſt ſeyn, und gutherzig ſcheinen. Iſt man es wuͤrk- lich, wenn man ſo ſtolz, wie die Frau v. G — iſt? Unſer Freund hatte die beſte Ehe von der Welt. Wenns zu arg kam, ſagt’ er Punk- tum, und die gnaͤdige Frau gieng ſehr freund- lich ab, wovon wir alle einer Probe beyge- wohnt haben. Von Ihm, und nicht von Ihr, hieng es ab, ob man in ſeinem Hauſe, wie Herr oder Monſieur begegnet werden ſollte? — Seine Liebkoſungen waren immer mit L 5

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Zitationshilfe: Hippel, Theodor Gottlieb von: Lebensläufe nach Aufsteigender Linie. Bd. 3,2. Berlin, 1781, S. 169. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hippel_lebenslaeufe0302_1781/175>, abgerufen am 26.11.2024.