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Hippel, Theodor Gottlieb von: Lebensläufe nach Aufsteigender Linie. Bd. 3,2. Berlin, 1781.

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mit Ungestüm. Frau v. G -- befürchtete
zuweilen, daß es ihr wie den russischen Wei-
bern, wiewohl ohn ihr Zuthun, gehen würde,
die aus Liebe von ihren Männern geschlagen
werden. Wo Herr v. G -- geküßt hatte,
war gewiß ein rother Fleck.

Sie pflegte von ihrem Mann, den sie im
Herzen sehr hoch hielt, zu sagen: Er hätte
Einfälle, wie ein altes Haus, und wahrlich
er hatte Einfälle; nicht wie der lebendig todte
Herrmann, an dem man immer den Boks-
fuß sahe, sondern wie ein Mann, der alles
gern beym rechten Namen nennet. Er hat
zwar,
sagt' er, von einem alten Geist-
lichen, der sich sehr viel zu gut that, ei-
nen kahlen Kopf, wie Elisa; al-
lein den Mantel hat er nicht von
Elias geerbt
.
Pastor! sagte er zu ei-
nem andern Seelsorger, sie schlagen mit Mo-
ses um die Wette. Jener auf den Fels; sie
auf die Kanzel. Hier und dort kommt Was-
ser. Man hielt ihn für einen Feind der Geist-
lichen, und die Wahrheit zu sagen, seine
alten Hauseinfälle trafen diese Her-
ren am meisten. Dies war vielleicht eine
geheime Ursache, warum mein Vater sich zehn
Jahre von ihm entfernte.

Mein

mit Ungeſtuͤm. Frau v. G — befuͤrchtete
zuweilen, daß es ihr wie den ruſſiſchen Wei-
bern, wiewohl ohn ihr Zuthun, gehen wuͤrde,
die aus Liebe von ihren Maͤnnern geſchlagen
werden. Wo Herr v. G — gekuͤßt hatte,
war gewiß ein rother Fleck.

Sie pflegte von ihrem Mann, den ſie im
Herzen ſehr hoch hielt, zu ſagen: Er haͤtte
Einfaͤlle, wie ein altes Haus, und wahrlich
er hatte Einfaͤlle; nicht wie der lebendig todte
Herrmann, an dem man immer den Boks-
fuß ſahe, ſondern wie ein Mann, der alles
gern beym rechten Namen nennet. Er hat
zwar,
ſagt’ er, von einem alten Geiſt-
lichen, der ſich ſehr viel zu gut that, ei-
nen kahlen Kopf, wie Eliſa; al-
lein den Mantel hat er nicht von
Elias geerbt
.
Paſtor! ſagte er zu ei-
nem andern Seelſorger, ſie ſchlagen mit Mo-
ſes um die Wette. Jener auf den Fels; ſie
auf die Kanzel. Hier und dort kommt Waſ-
ſer. Man hielt ihn fuͤr einen Feind der Geiſt-
lichen, und die Wahrheit zu ſagen, ſeine
alten Hauseinfaͤlle trafen dieſe Her-
ren am meiſten. Dies war vielleicht eine
geheime Urſache, warum mein Vater ſich zehn
Jahre von ihm entfernte.

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[170/0176] mit Ungeſtuͤm. Frau v. G — befuͤrchtete zuweilen, daß es ihr wie den ruſſiſchen Wei- bern, wiewohl ohn ihr Zuthun, gehen wuͤrde, die aus Liebe von ihren Maͤnnern geſchlagen werden. Wo Herr v. G — gekuͤßt hatte, war gewiß ein rother Fleck. Sie pflegte von ihrem Mann, den ſie im Herzen ſehr hoch hielt, zu ſagen: Er haͤtte Einfaͤlle, wie ein altes Haus, und wahrlich er hatte Einfaͤlle; nicht wie der lebendig todte Herrmann, an dem man immer den Boks- fuß ſahe, ſondern wie ein Mann, der alles gern beym rechten Namen nennet. Er hat zwar, ſagt’ er, von einem alten Geiſt- lichen, der ſich ſehr viel zu gut that, ei- nen kahlen Kopf, wie Eliſa; al- lein den Mantel hat er nicht von Elias geerbt. Paſtor! ſagte er zu ei- nem andern Seelſorger, ſie ſchlagen mit Mo- ſes um die Wette. Jener auf den Fels; ſie auf die Kanzel. Hier und dort kommt Waſ- ſer. Man hielt ihn fuͤr einen Feind der Geiſt- lichen, und die Wahrheit zu ſagen, ſeine alten Hauseinfaͤlle trafen dieſe Her- ren am meiſten. Dies war vielleicht eine geheime Urſache, warum mein Vater ſich zehn Jahre von ihm entfernte. Mein

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Zitationshilfe: Hippel, Theodor Gottlieb von: Lebensläufe nach Aufsteigender Linie. Bd. 3,2. Berlin, 1781, S. 170. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hippel_lebenslaeufe0302_1781/176>, abgerufen am 25.11.2024.