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Hippel, Theodor Gottlieb von: Lebensläufe nach Aufsteigender Linie. Bd. 3,2. Berlin, 1781.

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Kann es je heissen: Gott hat den Menschen
aufrichtig gemacht, aber sie suchen viele
Künste; so hier --

Das Herz war das Gesetz unseres theu-
ren v. G -- und wahrlich ein treflicher
Gesetzgeber, wenn es wie das v. G -- sche
ist!

Empfindsamkeit, pflegt' er zu sagen,
schützt vor Zügellosigkeit; allein was ist bes-
ser, zügellos oder weibisch? --

Er glaubte, daß es Hand, Mund und
Herzensworte gebe. Die Augen sind filiale,
pflegte er zu sagen, vom Herzen; die Füße
von den Händen; der Mund hat keinen so
nahen Bundesgenossen --

So bald über Natur die Rede gieng, war
er unüberwindlich; in der Kunst war er gern
Schüler! Selbst im Wortwechsel über-
rumpelte er keinen. Seinen Grundsätzen
war er treu, wie Gold. Er war kein Prä-
varicator, kein zweer Herren Diener.

Die Hauptsache, worüber mein Vater
und der Herr v. G -- uneins geworden, wa-
ren freylich die drey Artikel des christlichen
Glaubens; indessen stand der monarchische

Staat

Kann es je heiſſen: Gott hat den Menſchen
aufrichtig gemacht, aber ſie ſuchen viele
Kuͤnſte; ſo hier —

Das Herz war das Geſetz unſeres theu-
ren v. G — und wahrlich ein treflicher
Geſetzgeber, wenn es wie das v. G — ſche
iſt!

Empfindſamkeit, pflegt’ er zu ſagen,
ſchuͤtzt vor Zuͤgelloſigkeit; allein was iſt beſ-
ſer, zuͤgellos oder weibiſch? —

Er glaubte, daß es Hand, Mund und
Herzensworte gebe. Die Augen ſind filiale,
pflegte er zu ſagen, vom Herzen; die Fuͤße
von den Haͤnden; der Mund hat keinen ſo
nahen Bundesgenoſſen —

So bald uͤber Natur die Rede gieng, war
er unuͤberwindlich; in der Kunſt war er gern
Schuͤler! Selbſt im Wortwechſel uͤber-
rumpelte er keinen. Seinen Grundſaͤtzen
war er treu, wie Gold. Er war kein Praͤ-
varicator, kein zweer Herren Diener.

Die Hauptſache, woruͤber mein Vater
und der Herr v. G — uneins geworden, wa-
ren freylich die drey Artikel des chriſtlichen
Glaubens; indeſſen ſtand der monarchiſche

Staat
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[174/0180] Kann es je heiſſen: Gott hat den Menſchen aufrichtig gemacht, aber ſie ſuchen viele Kuͤnſte; ſo hier — Das Herz war das Geſetz unſeres theu- ren v. G — und wahrlich ein treflicher Geſetzgeber, wenn es wie das v. G — ſche iſt! Empfindſamkeit, pflegt’ er zu ſagen, ſchuͤtzt vor Zuͤgelloſigkeit; allein was iſt beſ- ſer, zuͤgellos oder weibiſch? — Er glaubte, daß es Hand, Mund und Herzensworte gebe. Die Augen ſind filiale, pflegte er zu ſagen, vom Herzen; die Fuͤße von den Haͤnden; der Mund hat keinen ſo nahen Bundesgenoſſen — So bald uͤber Natur die Rede gieng, war er unuͤberwindlich; in der Kunſt war er gern Schuͤler! Selbſt im Wortwechſel uͤber- rumpelte er keinen. Seinen Grundſaͤtzen war er treu, wie Gold. Er war kein Praͤ- varicator, kein zweer Herren Diener. Die Hauptſache, woruͤber mein Vater und der Herr v. G — uneins geworden, wa- ren freylich die drey Artikel des chriſtlichen Glaubens; indeſſen ſtand der monarchiſche Staat

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Zitationshilfe: Hippel, Theodor Gottlieb von: Lebensläufe nach Aufsteigender Linie. Bd. 3,2. Berlin, 1781, S. 174. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hippel_lebenslaeufe0302_1781/180>, abgerufen am 25.11.2024.