würden, und daß alle Armeen, anstatt des Degens, eine Sichel, und statt der Flinte, einen Spaten zur Hand nehmen möchten; so fragte mein Vater heute? und wenn Herr v. G -- beym heute blieb, und es sich nicht ausreden laßen wollte; so war Feur in den Dächern. Wer hat etwas größeres gesagt, als jener Primas: Dem Könige ist die Krone nicht an dem Kopf gewachsen, fieng der Herr v. G. an, und mein Vater bat den Herrn v. G -- Pohlen in Augenschein zu nehmen, und zu bedenken, was Pohlen sey, und was es, aller Wahrscheinlichkeit nach, werden würde. Mag! ist doch Freyheit da. Kann doch hier jeder Edelmann dem Regen- ten ins Gesicht sagen, der Bucephalus lies zwar den Alexander aufsitzen; allein ohne Zaum, den litt Bucephalus nicht! Wenn ich Edelmann wäre, erwiederte mein Vater, ich weiß nicht, ob ich gern Bucephalus heis- sen würde. Nicht? sagte Herr v. G --, und doch war Bucephalus ein Curländer -- Bey weitem nicht, erwiederte mein Va- ter -- --
Mein Vater war ein Bienenfreund und Herr v. G -- trieb seine Monarchenfeindse- ligkeit so weit, daß er so gar keine Bienen
hielt,
M
wuͤrden, und daß alle Armeen, anſtatt des Degens, eine Sichel, und ſtatt der Flinte, einen Spaten zur Hand nehmen moͤchten; ſo fragte mein Vater heute? und wenn Herr v. G — beym heute blieb, und es ſich nicht ausreden laßen wollte; ſo war Feur in den Daͤchern. Wer hat etwas groͤßeres geſagt, als jener Primas: Dem Koͤnige iſt die Krone nicht an dem Kopf gewachſen, fieng der Herr v. G. an, und mein Vater bat den Herrn v. G — Pohlen in Augenſchein zu nehmen, und zu bedenken, was Pohlen ſey, und was es, aller Wahrſcheinlichkeit nach, werden wuͤrde. Mag! iſt doch Freyheit da. Kann doch hier jeder Edelmann dem Regen- ten ins Geſicht ſagen, der Bucephalus lies zwar den Alexander aufſitzen; allein ohne Zaum, den litt Bucephalus nicht! Wenn ich Edelmann waͤre, erwiederte mein Vater, ich weiß nicht, ob ich gern Bucephalus heiſ- ſen wuͤrde. Nicht? ſagte Herr v. G —, und doch war Bucephalus ein Curlaͤnder — Bey weitem nicht, erwiederte mein Va- ter — —
Mein Vater war ein Bienenfreund und Herr v. G — trieb ſeine Monarchenfeindſe- ligkeit ſo weit, daß er ſo gar keine Bienen
hielt,
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wuͤrden, und daß alle Armeen, anſtatt des
Degens, eine Sichel, und ſtatt der Flinte,
einen Spaten zur Hand nehmen moͤchten; ſo
fragte mein Vater heute? und wenn Herr
v. G — beym heute blieb, und es ſich nicht
ausreden laßen wollte; ſo war Feur in den
Daͤchern. Wer hat etwas groͤßeres geſagt,
als jener Primas: Dem Koͤnige iſt die
Krone nicht an dem Kopf gewachſen,
fieng der Herr v. G. an, und mein Vater bat
den Herrn v. G — Pohlen in Augenſchein zu
nehmen, und zu bedenken, was Pohlen ſey,
und was es, aller Wahrſcheinlichkeit nach,
werden wuͤrde. Mag! iſt doch Freyheit da.
Kann doch hier jeder Edelmann dem Regen-
ten ins Geſicht ſagen, der Bucephalus lies
zwar den Alexander aufſitzen; allein ohne
Zaum, den litt Bucephalus nicht! Wenn
ich Edelmann waͤre, erwiederte mein Vater,
ich weiß nicht, ob ich gern Bucephalus heiſ-
ſen wuͤrde. Nicht? ſagte Herr v. G —, und
doch war Bucephalus ein Curlaͤnder —
Bey weitem nicht, erwiederte mein Va-
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Mein Vater war ein Bienenfreund und
Herr v. G — trieb ſeine Monarchenfeindſe-
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Hippel, Theodor Gottlieb von: Lebensläufe nach Aufsteigender Linie. Bd. 3,2. Berlin, 1781, S. 177. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hippel_lebenslaeufe0302_1781/183>, abgerufen am 25.11.2024.
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